Das Wichtigste in Kürze:
- Der politische Philosoph Alexander Dugin gilt als Vordenker von Vladimir Putins Politik.
- Dugin träumt von einer Revolution von rechts, die auf Nationalismus, Tradition und autoritäre Herrschaft setzt.
- Seine Ideen finden mittlerweile auch in Europa und den USA Anklang, etwa bei Steve Bannon.
Schon die äusserliche Ähnlichkeit ist verblüffend: Der lange Bart, der stechende Blick. Immer wieder nennt man Alexander Dugin den Rasputin des russischen Präsidenten Vladimir Putin. Wie beim sibirischen Bauern Rasputin ist nicht gesichert, wie viel Einfluss Alexander Dugin tatsächlich auf die politischen Geschicke Russlands hat.
Selbsternannter Vordenker
Alexander Dugin, 55 Jahre alt, ist Sohn eines Militärgeheimdienstlers und politischer Philosoph mit besten Verbindungen zum Moskauer Kreml.
Zeitweilig war er Professor an der berühmten Moskauer Lomonossow-Universiät. Sein Lehrbuch zur Geopolitik ist Unterrichtsmaterial des russischen Militärs.
Vor allem jedoch ist er Mitglied einer anti-westlichen rechtsnationalen Denkfabrik, die der Regierung nahesteht. Er selbst hält sich für den Vordenker der heutigen russischen Politik.
Gewählter Zar
Nach Dugins Vorstellung führt diese auf möglichst direktem Weg zurück in die Vergangenheit. In ein heiliges russisches Reich imperialer Grösse, das sich jetzt noch unabhängige Staaten wie etwa die Ukraine einverleibt. In diesem Reich hat der Präsident nicht weniger Macht als einst der Zar.
Star der Rechten
Dugin träumt von einer Revolution von rechts. Als einer der wichtigsten Propagandisten der «eurasischen Ideologe» verficht er für Russland einen isolationistischen Sonderweg zwischen Ost und West.
Er deklariert die Überlegenheit der «gesunden» russischen Zivilisation über den angeblich dekadenten Westen. Kein Wunder, dass Dugin auch der Star der europäischen Rechten ist.
Nationalismus und Glaube
Schuld an allem Elend dieser Welt sind laut Dugin der Liberalismus und die Säkularisierung, die Teufel der Moderne. Demgegenüber stehen für ihn Nationalismus, Tradition und autoritäre Herrschaft.
Und vor allem die ewige Wahrheit der orthodoxen Kirche und deren unauflösliche Verbindung mit der weltlichen Macht eines Zaren oder Präsidenten. «Eine Wiederholung der Geschichte», so nennt das etwa der russische Schriftsteller Viktor Jerofejew.
Seit Jahren ist er einer der prominentesten Kritiker der Entwicklungen seines Landes. Er erkennt Parallelen im Denken Dugins und Rasputins.
«Töten, töten, töten»
Geradezu entzückt war Dugin, von der Annektierung der Krim durch Russland und vom Krieg im ost-ukrainischen Donbass. Für Dugin und viele andere russische Nationalisten war das, so Viktor Jerofejew, «der Krieg gegen den Teufel».
«Töten, töten, töten, das ist meine Meinung als Professor», rief Dugin damals und kritisierte den russischen Präsidenten, dass der sich nicht noch mehr von der Ukraine genommen hatte.
Kuppler der starken Männer
Das war wohl selbst für Vladimir Putin zu radikal. Seither ist er angeblich etwas auf Distanz zu Dugin gegangen. Dennoch ist Dugin offenbar im Hintergrund für den Kreml aktiv, wie nicht nur er selbst, sondern auch Sergej Markow, ein politischer Berater von Putins Stab, durchblicken liess.
So soll er beispielsweise als Mittelsmann massgeblich für die politische Annäherung Vladimir Putins und dem türkischen starken Mann Recep Tayyip Erdogan gesorgt haben – auf dass sich daraus Dugins Vision eines Paktes gegen die Nato entwickeln lasse.
Bannons Idol
Und auch zu den USA, die Dugin bisher strikt verteufelt hat, gibt es inzwischen zumindest ideologische Verbindungen. Dugins Nationalismus und seine Vorstellung von einer Weltrevolution von rechts begeistern auch Donald Trumps Chefideologen und zeitweiligen nationalen Sicherheitsberater Steven Bannon.
Umgekehrt sagt Dugin, dass die Wahl Donald Trumps einer der schönsten Tage in seinem Leben gewesen sei: «Wir betrachten Trump als den amerikanischen Putin.»