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Scherzartikel in Lexika Wussten Sie, dass das Lexikon lügt?

Auch Wissenschaftler haben Humor. Das zeigen Scherzartikel – sogenannte «Nihilartikel» – in Nachschlagewerken. Sechs bekannte Beispiele.

«Wenn’s im Lexikon steht, wird’s wohl stimmen», dachte sich jemand, der mit dem Witz der Wissenschaft nicht gerechnet hat. Sogenannte Nihilartikel – also frei erfundene Einträge – sind in allen grossen Lexika zu finden.

Der Grund für die fingierten Lexikonartikel? Humor und Herausforderung. Sie wollen die Leserschaft daran erinnern, Informationen kritisch zu hinterfragen. Sie vielleicht zum Lachen bringen. Aber auf jeden Fall zum Reflektieren – über Sinn und Bedeutung.

Was bedeutet Nihilartikel?

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Die Bezeichnung für fingierte Lexikoneinträge kommt vom lateinischen Wort «nihil», übersetzt: nichts. Denn in einem solchen Scherzartikel stimmt nichts. Sie sind Spass – aber auch eine Warnung.

Ein Nihilartikel ist also ein kleines Warnsignal, das uns zuflüstert: «Pass auf, glaub nicht alles!» Diesem Artikel dürfen Sie sehr wohl Glauben schenken, denn die folgenden sechs Nihilartikel gibt es – tatsächlich.

1. Geldsaugende Zecke

Die 20. Auflage der Brockhaus-Enzyklopädie enthält einen skurrilen Eintrag über Zecken, der mit einem humorvollen Twist endet. Unter den aufgeführten Arten findet sich auch die «ausschliesslich am Menschen saugende Gemeine Steuer-Zecke (Ixodes fiscalis)», ein besonders lästiger Blutsauger. Sie ahnen es: Er kommt jedes Jahr und schlürft die Kohle aus dem Konto.

2. Vorchristlicher Laptop

Schon mal den Rhetographen angeworfen? Nein? Das Teil beschreibt so etwas wie die Urmutter der elektronischen Notizbücher. Fast wie ein Laptop von heute, nur dass es auf einem Vasenbild aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert basiert. Fachleute sehen darin eine aufgeklappte Schreibtafel, während alle anderen einfach nur einen frühen Laptop erkennen. Bis ihnen in den Sinn kommt: In der Antike gab es weder Strom noch Online-Shopping. Zu finden ist das Gadget in der Printausgabe des Historischen Wörterbuchs der Rhetorik, 2005.

Antikes griechisches Keramikdesign mit zwei Figuren, von denen eine schreibt.
Legende: Vasenbild des altgriechischen Malers Douris, um 500 v. Chr. Zum Verwechseln ähnlich: Die Wachstafel dieses altgriechischen Manns erinnert stark an einen zeitgenössisches, elektronisches «Notebook». Wikimedia Commons / Museum Berlin

3. Antiker Fussball

Immerhin ist im sperrigen Begriff Apopudobalia das Wort Ball zu hören. Mit dieser «antiken Sportart» sollen sich die alten Griechen vergnügt haben, bevor Fussball überhaupt eine Idee war. Doch die frühen Christen hatten relativ schnell keinen Bock mehr aufs Kicken, weshalb der Sport verbannt wurde. Erst im 19. Jahrhundert entdeckten ihn die Briten wieder. Wer’s glaubt? Das Fachlexikon «Der neue Pauly».

4. Unzufriedene Philosophen

Der Unzufriedenheitssatz ist ein erfundenes philosophisches Konzept und besagt, dass Philosophinnen und Wissenschaftler nie wirklich zufrieden sind mit dem, was sie wissen. Eine never-ending Story des Denkens also. Sie betont die ständige Suche nach Wissen und die Unmöglichkeit, absolute Gewissheit zu erlangen. Eine humorvolle Idee – verewigt in der «Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie» von 2004.

Person liest ein Buch und zeigt auf einen Textabschnitt.
Legende: Lexika gelten als Gipfel der Seriosität. Doch die erfundenen Artikel beweisen: Ein bisschen Spass muss sein, auch in der Wissenschaft. Getty Images / Rachel de Joode

5. Romantische Kurgäste

Kurschatten beschreibt eine romantische Beziehung zwischen zwei Kurgästen. Eine Art Anbandeln in den idyllischen Kulissen eines Kurorts. So ein Flirt sei «als natürliches Mittel zur Förderung des Kurerfolges schulmedizinisch anerkannt». Zu finden ist der Begriff im «Pschyrembel Naturheilkunde und alternative Heilverfahren» (2. Auflage, Berlin 2006). Zurückzuführen ist er allerdings auf die Fantasie der Verfasser.

6. Nützliche Laus

Die Steinlaus ist wohl die berühmteste Laus, die es nicht gibt. Gezeichnet von Loriot, zu finden in der 255. Auflage der «Pschyrembel», einem medizinischen Nachschlagewerk, das 1986 erschien. Die Laus, die zur «Zahnsteinentfernung» eingesetzt werden kann und als «stimmungsaufhellender Endoparasit» beschrieben wird, ist der heute wohl bekannteste Nihilartikel.

Radio SRF2 Kultur, 100 Sekunden Wissen, 1.5.2024, 6:54 Uhr.

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