Zum Inhalt springen

Schweizer Duo «Back to Earth» Mit Entspannungsmusik in die Hitparaden

Thomas Hasler macht mit «Back to Earth» seit 30 Jahren erfolgreich Entspannungsmusik – obwohl er sich nicht dafür interessiert.

«An Entspannungsmusik hatte ich nie Interesse. Ich weiss gar nicht, was das ist.» Das sagt Thomas Hasler, der seit 30 Jahren höchst erfolgreich Entspannungsmusik produziert.

Zusammen mit seinem Bruder Bruno Hasler hat er das Duo «Back to Earth» gegründet. Ihre Alben verkaufen sich so gut, dass sie es in die Schweizer Hitparade geschafft haben: Platin-Status.

Hauptberuflich ist Thomas Hasler Gerichtsjournalist beim Zürcher Tages-Anzeiger.

Mann mit kurzen Haaren und schmalem Bart.
Legende: Thomas Hasler ist Gerichtsjournalist und Entspannungsmusiker: «Die Musik ist meine Art, den Tag zu verarbeiten», sagt er. Thomas Hasler

Er mache einfach Musik, die ihm gefalle, sagt Hasler. «Wenn das dann anderen gefällt – schön. Aber auch wenn es niemandem gefallen würde – meine Musik wäre nicht anders.»

Soundtrack für die Reise zu sich selbst

Der Wahlzürcher aus Liechtenstein erfindet Melodien und Arrangements, die beruhigen, entspannen, zum Träumen einladen. Melodien in freundlichem Dur, mit bekannten Phrasen. Alles ist erwartbar – wie Filmmusik, nur dass der Film dazu im Kopf der Hörerinnen und Hörer entsteht: als Reise zu sich selbst.

Darum sei es ihm nie gegangen, sagt Thomas Hasler. «Ich habe diese Musik immer nur für mich gemacht. Von Anfang an. Es ist meine Art, den Tag zu verarbeiten.»

Hasler ist ausgebildeter Lehrer und Hobby-Pianist. Von Kindesbeinen an spielt er auf dem Klavier die Melodien, die ihm in den Sinn kommen.

«Back to Earth» entsteht Ende der 1980er-Jahre. Thomas Haslers Bruder Bruno kommt als Flugbegleiter viel in der Welt herum und bringt 1986 den neuesten Synthesizer aus Asien mit.

Gemeinsam spielen die Brüder damit, tüfteln und pressen 1990 die erste CD im Selbstverlag. Nach einem Interview beim Schweizer Radio DRS läutet das Telefon Sturm. Die CDs gehen weg wie warme Semmeln. Solche Musik gab es bis dahin nicht in der Schweiz. Zumindest nicht «Made in Switzerland».

Die Schublade «Entspannungsmusik»

Das Label «Entspannungsmusik» wird erst mit dem Erfolg nötig: Eine Plattenfirma vertreibt die Alben von «Back to Earth», für die CD-Läden braucht es eine Schublade zum Einordnen.

«Deshalb haben wir dann draufgeschrieben: ‹Swiss Artist, Emotional Music, Meditation, Relaxation›», sagt Thomas Hasler. 14 Alben sind seither entstanden; sechs davon schafften es in die Charts.

Der Bandname «Back to Earth» ist für Hasler ein Schutzschild für die Privatperson und den Gerichtsjournalisten Thomas Hasler.

«Ich habe gemerkt, ich werde zur Projektionsfläche. Aber wenn meine Musik draussen ist, auf dem Markt, dann ist sie frei. Wenn die Leute sie zum Meditieren verwenden oder eine Sekte sie für ihre Rituale benutzt – damit habe ich nichts mehr zu tun.»

CD-Cover: Silhouette einer Person vor der Sonne
Legende: «Sensual Mind» von 2008 ist eines der Alben von «Back to Earth», das es in die Charts geschafft hat. Darauf zu hören ist auch der Zürcher Gitarrist Max Lässer. Back to Earth

Musik und Esoterik

«Back to Earth» ist für Hasler aber auch ein Symbol. «Wir sind technisch in der Lage, bis zum Mond zu fliegen – dabei haben wir bei uns auf der Erde genügend Probleme, die es zu lösen gibt.»

Das Erden, das Zurückkommen zum Innersten, zu dem, was wichtig ist – das verbindet Thomas Hasler mit seiner Musik.

Und gibt den Songs Titel wie «Peace Of Mind» oder «Floating Through The Time». «Schon ein bisschen esoterisch», gibt er lachend zu.

Mord statt Meditation

«Einmal hat eine Frau angerufen, und gefragt, wie unsere Musik entsteht», erzählt Hasler. «Und dann habe ich gesagt: ‹Ich stehe morgens auf, gehe ans Gericht, dort wird ein Mann verurteilt, der seine Familie umgebracht hat. Danach schreibe ich in der Redaktion meinen Artikel darüber. Abends gehe ich nach Hause, setze mich ans Klavier und spiele, was mir in den Sinn kommt. So entsteht unsere Musik.›»

Thomas Hasler lacht. «Da hat die Frau ohne ein Wort aufgelegt. Sie hat vermutlich gedacht, dass ich durch einen Wald wandere, dann zwei Stunden meditiere und danach meine Musik schreibe.»

Meistgelesene Artikel