Nicht nur Chalets und Einfamilienhäuschen werden hierzulande aus Holz gebaut. Auch Schulgebäude, Brücken, Parkhäuser und sogar Hochhäuser.
Das aktuell höchste Holzgebäude der Schweiz steht in Rotkreuz am Zugersee und ist 60 Meter hoch. In der Stadt Zug wird derzeit ein Holzhochhaus geplant, das 80 Meter hoch sein wird.
Boom dank technischer Entwicklung
Hinter diesem Boom steht einerseits die technische Entwicklung. Die Ausgangsmaterialien, zum Beispiel grosse Holzbalken, sind heutzutage standardisiert. Holz ist zum technologischen Baustoff geworden – und die Holzelemente für Ingenieure und Statiker berechenbar.
«Das heisst, man hat verlässliche Werte, die es überhaupt ermöglichen, so in die Höhe zu bauen», sagt Patrick Suter. Er ist Geschäftsführer der Erne Holzbau im Aargauischen Stein, einem der grössten Holzbaubetriebe der Schweiz.
Dazu kommen neue Fertigungstechniken, zum Beispiel die Verarbeitung und Montage durch Roboter. Holz eignet sich dafür besonders gut, weil es leicht zu verarbeiten ist.
Weniger strenge Vorschriften
Andererseits gelten seit einigen Jahren in der Schweiz gelockerte Brandschutzvorschriften der Feuerversicherungen. Es kommt heute weniger darauf an, aus welchem Material ein Gebäude gebaut ist, sondern wie es konstruiert ist.
Man kann man auch mit Holz hoch und gleichzeitig brandsicher bauen. So wurden grosse Holzkonstruktionen wie das in Zug möglich.
Holz ist günstiger – aber nicht immer
Ein weiterer Vorteil des Holzbaus ist die Modulbauweise. Man fertigt ganze Wände, Böden und Tragkonstruktionen in der Fabrik vor und transportiert sie danach zur Baustelle. Bei einfacheren Bauprojekten spart man so auch Geld.
Dies gilt allerdings nicht unbedingt für grössere Bauvorhaben. Die Firma V-Zug plant zurzeit das höchste Holzhochhaus der Schweiz. In der Stadt Zug entsteht ein 80 Meter hoher Bau mit knapp 200 Wohnungen.
«Wenn wir eine konventionelle Bauweise gewählt hätten ohne vorgefertigte Elemente, dann wäre die Kostensicherheit noch immer grösser – weil wir mehr Erfahrung haben», sagt Beat Weiss, Leiter Immobilien bei V-Zug.
Doch in diesem Fall wird mit Holzelementen gebaut, die völlig neuartig sind. Solche Bauprojekte sind auch eine Art Labor für die Entwicklung, die noch immer weiter voranschreitet.
Holz ist besser für die Umwelt
Fachleute sagen dem Holzbau eine grosse Zukunft voraus, denn die ökologischen Vorteile des Holzbaus liegen auf der Hand. Nach Schätzungen ist die Baubranche für ganze 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.
Dies liegt vor allem am Beton, beziehungsweise der dafür nötigen Zementproduktion: Beim Brennen von Kalkstein entweichen riesige Mengen von CO2. Ersetzt man Beton zumindest teilweise mit Holz, ist viel zu gewinnen.
Der ETH-Professor und Holzbauspezialist Andrea Frangi sagt es so: «Das 19. Jahrhundert war dasjenige des Stahls. Das 20. Jahrhundert gehörte dem Beton. Das Jahrhundert, in dem wir uns jetzt befinden, ist das neue Zeitalter des Holzes.»
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 22.1.2020, 9 Uhr