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Tröstende Kultur Diese Musik, Bücher und Filme geben bei Kummer Auftrieb

Tröstende Werke aus Literatur, Film und Musik: Die Hausapotheke von SRF Kultur gegen Weltschmerz und winterliche Schwermut.

Literatur

Grosse Geschichten und hilfreiche Ratgeber: Diese 5 Bücher spenden Trost in jeder Lebenslage.

Erich Kästner mit einer brennenden Zigarette in der Hand schaut lächelnd in die Kamera
Legende: In seiner Hausapotheke hat Dr. Kästner für manches seelische Leiden ein Heilmittel parat. imago images / Sven Simon

  • Erich Kästner: «Dr. Erich Kästners lyrische Hausapotheke»

Kästners Hausapotheke hilft gegen die kleinen und grossen Sorgen des Alltags. Als Medizin verschreibt er Humor, Zorn oder Ironie – je nachdem, ob «das Selbstvertrauen wackelt», «die Liebe entzweiging» oder einem – wie mir gerade – «die Grossstadt zum Hals heraushängt» und «man die Einsamkeit schwer erträgt». «Mut zur Trauer» empfiehlt hier Dr. Kästner und ich muss stattdessen schmunzeln: «Sei traurig, wenn du traurig bist, und steh nicht stets vor deiner Seele Posten! Den Kopf, der dir ans Herz gewachsen ist, wird’s schon nicht kosten.» (Elisabeth Baureithel)

Erich Kästner: «Dr. Erich Kästners lyrische Hausapotheke». Atrium, 2009.

  • Alessandro Manzoni: «Die Brautleute»

Mitten im pestverseuchten Mailand des 17. Jahrhunderts heiratet ein junges Paar. Um sie herum breiten sich Tod und Elend aus, doch die Liebe der beiden überdauert alles. Aus diesem grossen italienischen Roman von 1827 spricht die tröstliche Zuversicht, dass sich nach allem Schrecken am Ende doch das Gute durchsetzen kann. (Felix Münger)

Alessandro Manzoni: «Die Brautleute». Neu übersetzt von Burkhart Kroeber. Hanser, 2011.

  • Klara Obermüller: «Die Glocken von San Pantalon»

Das passende Buch für jene, die – wie ich – Mühe haben, Nein zu sagen und dann immer wieder mal in Stresssituationen geraten: Klara Obermüller hinterfragt in ihrem sehr persönlichen Lebensrückblick eigene Muster von Leistungsdenken und Hunger nach Anerkennung, und lässt uns teilhaben an ihrem inneren Prozess weg vom verplanten Alltag hin zum genussvollen Verweilen im Augenblick. (Luzia Stettler)

Klara Obermüller: «Die Glocken von San Pantalon. Ein venezianisches Tagebuch». Xanthippe, 2020.

Joe Biden: «Versprich es mir»

Das Buch des angehenden US-Präsidenten ist kürzlich auf Deutsch erschienen. Joe Biden spricht hier als Vater, der seinen Sohn an den Krebs verloren hat und trotzdem nicht aufgibt, sondern aufzeigt, wo und wie man Hoffnung schöpft. Biden zeigt, dass manche Wunden zwar nie verheilen, aber dass es trotzdem Wege gibt, um auch aus dem dunkelsten Tunnel zu finden. (Britta Spichiger)

Joe Biden: «Versprich es mir. Über Hoffnung am Rande des Abgrunds». C.H. Beck, 2020.

  • Bernhard Schlink: «Abschiedsfarben»

Die ideale Lektüre für jene, die Mühe haben, schlechte Gedanken, lauernden Hader oder alte offene Rechnungen loszulassen, aber so gerne unbelastet ins 2021 starten möchten. Wunderbar ist beispielsweise die Geschichte «Das Amulett», in der eine Frau auch 19 Jahre nach der Scheidung nicht wieder dem Glück trauen kann, bis ausgerechnet der Ex-Mann selber den Schlüssel zum Neuanfang liefert. (Luzia Stettler)

Bernhard Schlink: «Abschiedsfarben». Diogenes, 2020.

Filme

Von Kitsch bis Klamauk: 5 Filme, die die Sorgen des Alltags für ein paar Stunden vergessen lassen.

Ein Mann und eine Frau sitzen auf der Rückbank eines Autos, sie legt den Kopf auf seine Schulter
Legende: Zwei Fremde spenden sich Trost und kommen sich nah: Szene aus «In the Mood for Love». imago images / Miramax / Courtesy Everett Collection

  • «In the Mood for Love»

Ein Mann und eine Frau finden zusammen, weil ihre Ehepartner ein Verhältnis miteinander haben. Während sie sich gegenseitig Trost spenden, wächst eine leise Liebe zwischen ihnen. Alles ist still und zart in diesem Film. Und auch wenn er von Melancholie und Traurigkeit durchzogen ist, stimmt Wong Kar-Wais Film schon allein deshalb zuversichtlich, weil er eine wahre Augenweide ist. (Andres Hutter)

«In the Mood for Love» von Wong Kar-Wai, Hongkong 2000.

  • «The Big Lebowski»

«Der ‹Dude› lässt sich nicht unterkriegen»: Das beteuert die Hauptfigur dieses Filmes immer wieder. Das ist nicht selbstverständlich, schliesslich geht es hier drunter und drüber. Die traumwandlerische Unerschütterlichkeit, mit der sich der Dude durch diese irre Welt bewegt, macht Mut. Ganz zum Schluss sagt der Erzähler: «Der Dude lässt sich nicht unterkriegen. Ich weiss nicht, wie es dir geht – aber mir gibt das Trost.» Mir auch. (Andres Hutter)

«The Big Lebowski» von Ethan und Joel Coen, USA 1998.

  • «It’s a Wonderful Life»

Die Geschichte ist einfach: Ein aufrichtiger Kleinbürger (James Stewart) will sich das Leben nehmen. Da erscheint ihm ein Engel, der ihn davon abhalten kann. Nicht nur der Film ist schwarzweiss, auch sein gesamtes Wertesystem. Gut oder böse, sympathisch oder niederträchtig – es gibt keine Zwischentöne, nur Klischees. Aber wie schön wäre es doch, gäbe es diese Welt, in der das Gute die tiefsten Abgründe überwindet und am Ende das Böse besiegt – vielleicht gerade heute. 125 Minuten lang darf man das bei Capras mittlerweile zum Weihnachtsklassiker gewordenen Film glauben. (Patrick Bürgler)

«It’s a Wonderful Life» von Frank Capra, USA 1946.

  • «Dancing with the Birds»

Zum Piepen! Was tun Vögel nicht alles, wenn es ums Vögeln geht? Herr Flammenlaubenvogel etwa werkelt auch mal sieben Jahre an einer Lustlaube, in der er seine Holde zu behüpfen gedenkt – und sie pfeift dann doch auf ihn. Vögel und ihr Balzverhalten, zu bewundern in der Netflix-Minidoku «Dancing with the Birds», scheint so sinnlos wie die menschliche Hoffnung auf einen virenfreien Frühling. Das Leiden der anderen? Leider immer tröstlich. Aber hier ist dieses Eine gewiss: Man darf sich den Flammenlaubenvogel als glückliches Tierchen vorstellen. (Stefan Gubser)

«Dancing with the Birds» von Huw Cordey, erzählt von Stephen Fry, USA 2019.

  • «The Royal Tenenbaums»

Die Filme von Wes Anderson spenden schon deshalb Trost, weil immer alles wunderbar aufgeräumt ist. Mag in den Köpfen der Menschen noch so viel Chaos herrschen, äusserlich ist alles in allerbester Ordnung. Die Menschen in Andersons Filmen können zwar nicht wirklich miteinander, aber ohne einander können sie erst recht nicht. Und wenn es darauf ankommt, sind sie füreinander da – hinter all der Verschrobenheit und Unzulänglichkeit dieser Querköpfe verbirgt sich ganz viel Liebe. (Andres Hutter)

«The Royal Tenenbaums» von Wes Anderson, USA 2001.

Musik

Sanfte Klänge, eine starke Stimme und musikalische Wunder: Mit diesen Melodien kommen Sie gut durch den Winter.

Frau singt in ein Mikrofon
Legende: Manchmal muss alles raus: Janis Joplins emotionaler Gesang gibt Kraft. Getty Images / Ted Streshinsky Photographic Archive

  • Janis Joplin: «Little Girl Blue»

Manchmal hilft einfach gar nichts, also muss alles raus. So wie sie kann und konnte das keine: Stotternd, krächzend, stöhnend und schreiend sang sich Janis Joplin ihren Schmerz von der Seele. Aber auch sanfte, tröstliche Töne und Worte findet die Blues-Mama. «I know you're unhappy, Baby I know just how you feel»: Das geht wieder vorbei, alles wird gut, singt die Hippie-Legende in «Little Girl Blue». Dazu ein schneller Sechsachteltakt. Als würde die Sängerin mich beruhigend im Arm wiegen – so fühlt sich das an. (Elisabeth Baureithel)

Janis Joplin: «I Got Dem Ol' Kozmic Blues Again Mama!». Columbia, 1969.

  • Gustav Mahler: «Urlicht» (4. Satz der 2. Sinfonie in c-Moll)

Von Engelein, aber ohne Kitsch. Gustav Mahler hat seiner 2. Sinfonie ein Programm beigegeben: Auferstehung. Ein hoher Anspruch, aber auch mehr als 100 Jahre später funktioniert diese Musik noch wie ein gigantisches Trostpflaster. Grosses Orchester, schönste Klangfarben, denen man sich einfach hingeben kann. (Benjamin Herzog)

Mahler: Symphony 2 «Resurrection». Mit Eva Marton, Jessye Norman und den Wiener Philharmonikern, Leitung: Lorin Maazel. Sony Classical, 2010.

  • Clemency Burton-Hill: «Ein Jahr voller Wunder»

Eine Wundertüte für alle, die nicht mehr an Wunder glauben. Quer durch 1000 Jahre Musikgeschichte, durch verschiedene Stile und Epochen führt dieses Buch der englischen Geigerin und Radiomoderatorin Clemency Burton-Hill. Der musikalische Kalender hat für jeden Tag einen Musik-Tipp parat, versüsst uns diesen oder vertreibt Langeweile. Zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit, wenn Sie sich mit hochgelegten Füssen ein Feierabendbier gönnen oder gerade die Waschmaschine vollladen. (Elisabeth Baureithel)

Clemency Burton-Hill: «Ein Jahr voller Wunder. Klassische Musik für jeden Tag». Diogenes, 2017.

  • Johann Sebastian Bach: «Jesu meine Freude»

Bach, aber ohne Worte: Das Choralvorspiel «Jesu meine Freude» in der Bearbeitung für zwei Klaviere. Johann Sebastian Bachs Musik, das sind nicht nur die – auch tröstlichen – grossen Oratorien oder Kantaten. In dieser Bearbeitung schwingt der Takt wie eine Wiegenschaukel, sanft angestossen von der Choralmelodie. (Benjamin Herzog)

Johann Sebastian Bach: Konzerte für 2 Klaviere & Orchester. Lucas und Arthur Jussen mit der Amsterdam Sinfonietta. Deutsche Grammophon, 2018.

Sendung: SRF 1. Sternstunde Philosophie, 20.12.2020, 11.00 Uhr. ; 

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