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Unsere Hassliebe zu Tauben Verhätschelt, verehrt, verscheucht, vergiftet

Zu fast keinem anderen Tier haben wir so ein zwiespältiges Verhältnis wie zu Tauben. Eine Ausstellung erklärt warum.

Die einen sehen sie als fliegende Ratten und scheuchen sie weg. Die anderen füttern sie liebevoll mit Brot.

Unser Verhältnis zu Tauben ist ambivalent: Wir verabscheuen sie abgrundtief – und lassen sie als Symbol für Friede, Liebe und Treue durch die Luft flattern.

Keine Scheu vor Nähe

Auch in Kunst und Musik spiegelt sich das: «Die Taub' ist mir so treu!», wird die gefiederte Briefträgerin in Schuberts «Taubenpost» (1829) gelobt. Georg Kreisler hingegen schlägt vor: «Schau die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau / Gehn wir Tauben vergiften im Park!» (1959).

«Strassentaube – verehrt und verpönt» heisst eine aktuelle Ausstellung zur Taube im Naturmuseum Solothurn.

Klein, aber informativ: die Ausstellung zur Taube

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«Strassentaube – verehrt und verpönt» ist vom 13. November 2018 bis 22. April 2019 in einem Raum des Naturmuseums Solothurn zu sehen.

Die kleine Sonderausstellung informiert über Kulturgeschichte, Biologie und unsere heutigen Probleme mit Tauben.

«Unsere Probleme mit Tauben sind hausgemacht», sagt der Biologe und stellvertretende Museumsleiter Andreas Schäfer. Denn die Strassentaube sei eigentlich ein verwildertes Haustier und kein Wildtier.

Sie stammt zwar von der wilden Felsentaube ab, wurde aber vom Menschen domestiziert. Das erklärt, weshalb Tauben die Nähe von Menschen nicht scheuen.

Botschafter der Fischer und fliegende Pöstler

Bereits früh begann man, Tauben als Nutztiere zu halten: «Tauben lieferten Dünger. Wurden aber auch als Fleischlieferant benutzt», erklärt Andreas Schäfer. Noch heute gilt Taubenbrust als Delikatesse.

Eine Hand füttert drei weisse Tauben
Legende: Vergiften, verhätscheln, verspeisen: Nicht bei allen Menschen haben ein Herz für Tauben. Keystone / Eugene Hoshiko

Auch als Boten wurden die Vögel eingesetzt. Bereits die alten Perser entdeckten den starken Heimkehrtrieb der Tauben. So wurden die Vögel damals von Fischern mit aufs Boot genommen. «War der Fang geglückt, liessen die Fischer die Taube los», erzählt der Biologe Andreas Schäfer: «So wussten die Frauen, dass die Männer auf dem Rückweg waren und konnten die Kochtöpfe vorbereiten.»

Respekt für Tauben

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In Deutschland wird aktuell diskutiert, ob die Brieftaube in die Liste immaterieller Kulturgüter aufgenommen wird. Dagegen protestieren Tierschützer, auch in den sozialen Medien unter #RespektTaube.

Vor der Telekommunikation waren Brieftauben das schnellste Mittel, um Botschaften zu übermitteln. Eine hochgezüchtete Brieftaube kann bis zu 1'000 Kilometer am Tag zurücklegen.

Wand an Wand mit Menschen

Doch auch wenn Menschen von Tauben bis heute viel profitieren, der Ekel vor diesen Tieren ist weit verbreitet.

Eine Frau sitzt auf einer Bank, um sie flattern Tauben.
Legende: Manchen wird's mit den Tauben in der Stadt zu bunt: eine Szene in einem Park in Australien. Keystone / Mark Baker

Als Grund für den zweifelhaften Ruf der Strassentaube sieht der Biologe das enge Zusammenleben im städtischen Raum: «Tauben verschmutzen Bauwerke mit Kot, das ärgert uns. Zudem befinden sich ihre Nester an Gebäuden. Von dort aus können der Parasiten und Schädlinge in unsere Wohngemächer einwandern.»

Ein Beispiel für einen Erreger, der durch Tauben übertragen wird, ist Ornithose, die beim Menschen Lungenentzündung hervorrufen kann. Das kommt allerdings selten vor.

Immer wieder wurden Abwehrsysteme gegen Tauben entwickelt. Dezimieren nütze wenig, meint Andreas Schäfer, denn dann bilden sich neue Populationen. «Das Wirksame ist, Tauben nicht zu füttern.»

Aber wenn es ums Füttern geht, befindet man sich bereits wieder im Spannungsfeld: Während sich die einen möglichst wenig Tauben in der Stadt wünschen, verehren und verhätscheln die anderen sie.

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