Filmtipp
Alpenhorror: Gretchen muss in «Cuckoo» nach dem Tod ihrer Mutter mit ihrem Vater und seiner neuen Familie in ein abgelegenes Resort in den bayrischen Alpen ziehen. Gretchen scheint die Einzige zu sein, denen die schrägen Dinge auffallen, die hier vor sich gehen. Eine eindrücklich beklemmende Stimmung, eine super stylische Retro-Kulisse und erstklassiger Bodyhorror. Doch das ist nicht das einzige, was hier Angst macht. Das eigentliche Grauen liegt in den Themen Isolation und Ausgrenzung in der eigenen Familie. Mit Dan Stevens als charmanter, aber unheimlicher deutscher Ressortleiter und Euphoria-Star Hunter Schafer in den Hauptrollen. (Ann Mayer)
Albumtipp
Glücksfall aus Indiana: Shoegaze feiert seit der Pandemie ein grosses Comeback. Jüngster Zuwachs der Shoegaze-Welle: Wishy. Doch bei der Band aus Indiana steckt mehr als nur 1990er-Dad-Rock drin: Im Debütalbum «Triple Seven» steckt eine verborgene Surf-Jangle-Gitarre, eine ABBA-Referenz und das eine oder andere Emo-Riff. Die Songs kommen aus der Feder von Nina Pitchkites und Kevin Krauter. Die zwei sind mehr oder weniger miteinander aufgewachsen, dennoch hätte es die Band um ein Haar nicht gegeben: Einen Umzug nach Philadelphia, einen Rückzug nach Indiana und einen Ausflug nach LA brauchte es, bis die Band tatsächlich zustande kam, wie die beiden in der Sendung «Sounds!» erzählen. (Lea Inderbitzin)
Literaturtipp
Roadtrip zu sich selbst: Was lässt das Leben gelingen? Der Österreicher Arno Geiger fragt in seinem neuen Roman «Reise nach Laredo» nach dem Grundsätzlichen: Es geht um einen schwerkranken König im 16. Jahrhundert, der auf sein Ende wartet. Schmerzen. Lebensüberdruss. Unerwartet rafft er sich zu einer letzten Reise auf. Sie gerät zum Abenteuer. Und zur späten Lebensschule. Denn der abgehalfterte Monarch erlebt zwar Verstörendes. Aber erstmals auch echte Zuneigung. Sie lässt ihn sich mit sich selbst und dem Leben versöhnen. Ein herzergreifendes Stück Literatur, frei von Kitsch, dafür voller Poesie und Liebe zum Leben. (Felix Münger)
Ausstellungstipp
Vielstimmigkeit im Museum Rietberg: Wie sollen Museen heute mit kolonialer Raubkunst umgehen? Eine grosse Frage, der das Museum Rietberg mit Vielstimmigkeit begegnet: In der Ausstellung «Im Dialog mit Benin» erzählen Fachleute aus Nigeria von der Geschichte der Benin-Bronzen. Im Mittelpunkt stehen die Kulturschätze selbst, inszeniert in einem symbolischen Palast. Das Publikum erfährt, welche Bedeutung sie im Königreich Benin hatten und wie sie in die Schweiz kamen. Einige sind mit einem Button versehen: «Restitution im Dialog». Ihre Rückgabe nach Nigeria ist in Verhandlung. (Irene Grüter)
Konzerttipp
Kollektiver Schaffensprozess: Lust auf eine Horizonterweiterung? Dann ab nach Biel: Dort wird beim Lärmfest «La Fête à Bruit» improvisiert, musiziert und diskutiert – und zwar ganz niederschwellig auf der grünen Wiese des Terrain Gurzelen. Musikerinnen und Künstler aus dem In- und Ausland treten auf, sprechen über faire Kunstpraktiken und entwickeln gemeinsam mit dem Publikum neue künstlerische Formen. Vier vollgepackte Festivaltage mit Lectures, Workshops, Klangperformances und Improvisationskonzerten – eine wahre Goldgrube für Neugierige und Soundnerds. (Jenny Berg)