Albumtipp
Melodien für Freischwimmer: Dieses Duo weiss auf seinem zweiten Album «Big Swimmer» mit den exakt gleichen Tricks zu überzeugen, die auch schon vor zwei Jahren auf dem Debütalbum funktioniert haben: kristallklarer Gesang, ausufernde Gitarren und viel Roadmovie-Klänge für einsame Fahrten durch Wüstenlandschaften … und das, obwohl es in der Heimatstadt von King Hannah, Liverpool, gar nicht mal so staubtrocken ist, wie ihre Musik nun daherkommt. Für Fans von Mazzy Star oder David-Lynch-Filmen. (Luca Bruno)
Filmtipp
Nein, das ist nicht lustig: «Tragikomik» sagt sich so einfach, aber in den drei Stunden, die der Spielfilm «Sterben» dauert, bekommt man eindrücklich vorgeführt, dass der vermeintlich schmale Grat zwischen witzig und traurig tatsächlich ein weites Feld ist: In seiner zeitgenössischen Familiensaga komponiert Autor und Regisseur Matthias Glasner mit einem deutschen Crème-de-la-crème-Ensemble (Corinna Harfouch, Lars Eidinger u.v.a.) eine stimulierende Ballade über den lauten Schall und den bunten Rauch, den nette Menschen angesichts ihrer Endlichkeit veranstalten können. (Georges Wyrsch)
Literaturtipp
Zwei Haarbüschel, grosse Ohren, eine dicke Nase: Das ist Nicolas Mahlers Kafka. Dem österreichischen Comic-Autor gelingt mit dieser minimalistischen Ausstattung ein grossartiges Kafka-Buch. Witzig und verspielt beleuchtet er Kafkas Werk und Biografie. Er grübelt mit Kafka («Alles gibt mir gleich zu denken»), schmiedet Pläne mit ihm (eine Reiseführer-Bestsellerreihe namens «Billig») und wundert sich über sein Liebeswerben («Wie kann Felice das ertragen?»). Alles mal ernst, mal unernst und besser als manch wissenschaftliche Kafka-Biografie. (Franziska Hirsbrunner)
Konzerttipp
Vorhang auf für queere Vorbilder: Wem gelten die Liebeslieder der Klassik und Romantik? Erst Jahrhunderte später können wir Stücke queerer Musikschaffender einordnen, lebten sie ihre Liebe meist nur hinter verschlossenen Türen aus. Der «Pride Month» Juni hält auch auf der Konzertbühne Einzug mit dem Liederabend «Forget Me Not». Inspiriert durch eine SRF-Recherche über Frédéric Chopin programmiert das Zürcher Kammerorchester Stücke queerer Komponistinnen und Komponisten von Klassik bis Jazz und Musical. (Luca Koch)
Ausstellungstipp
Philosophie fürs Auge: Richard McGuire ist ein Künstler mit vielen Talenten. Neben Musik macht er Filme, Kinderbücher, Comics, Illustrationen und Skulpturen. Berühmt wurde er mit seiner Graphic Novel «Here» (2014), die keine einzelne Geschichte erzählt, sondern von Zeit und Raum und der Vergänglichkeit handelt. Das klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach. Genauso wie die in abstrakte Bilder übersetzten Vogelgesänge, die McGuire neuerdings macht. Einen Überblick über sein Schaffen präsentiert die neue Ausstellung im Cartoonmuseum Basel. (Ellinor Landmann)