40 Jahre lang war sie nicht mehr in der Schweiz zu sehen: die Goldene Altartafel, die Heinrich II. mit nach Basel gebracht hat. Sie wird heute in Paris aufbewahrt. Als Leihgabe ist sie derzeit zurück in der Schweiz.
Die Ausstellung «Gold und Ruhm» im Kunstmuseum Basel will aber nicht nur mit kostbaren Schätzen protzen. Sie will auch eine Vorstellung vermitteln, wie das Leben zu Zeiten der Münsterweihe aussah.
Basel: eine unwichtige Siedlung
«Die wenigsten Menschen wissen, wie die Menschen um das Jahr 1000 lebten. Die wenigsten verstehen, wie Kirche und Politik verwoben waren. Wir wollen eine Einstiegshilfe geben in eine Zeit, die wir nur anhand weniger Denkmäler, Schriften und Bodenfunde rekonstruieren können», sagt Marc Fehlmann. Er ist Direktor des Historischen Museums Basel, das diese Ausstellung organisiert hat.
Funde von einfachen Haushaltsgegenstände zeigen: Basel war eine kleine, noch recht unwichtige Siedlung. Das Münster sollte das aber fortan ändern.
Heinrich II. investierte
Für Basel war das Münster vor allem ein symbolischer Bau. Ein Symbol dafür, dass der deutsche Bischof die Stadt unterstützt, sie massiv mit Privilegien und Ländereien gestärkt hat.
«So konnten die Bischöfe Basels in die Stadt investieren und aus dem Ort einen starken Wirtschaftsstandort machen», erklärt Marc Fehlmann.
Nicht uneigennützig
Für den deutschen Kaiser Heinrich II. war die Unterstützung der Kirche, die Loyalität der Bischöfe von grosser Bedeutung. Insbesondere deswegen, weil die vielen deutschen Fürsten als illoyal galten.
Heinrich II. sei selbst ein ausgebildeter Geistlicher gewesen, sagt Marc Fehlmann. So sei es ihm möglich gewesen, überall Bekannte aus seiner Ausbildungszeit als Unterstützer zu platzieren.
Aufwertung als Bischofssitz
Mit seinen sogenannten Heinrichsgeschenken wertete der ostfränkische Herrscher den Kirchenbau und Basel als Bischofssitz zusätzlich auf. Das imposante Heinrichskreuz war eine wertvolle und symbolträchtige Reliquie.
«Im Heinrichskreuz waren ein Splitter vom heiligen Kreuz Christi und Blutpartikel Christi. Das ist nicht zu toppen. So nahe dran an Gott kommen sie sonst nie», sagt Marc Fehlmann. Das sei weitaus mehr wert gewesen als Gold.
Splitter vom Kreuz Jesu
Das Kreuz wurde zu allen hohen Feierlichkeiten ausgestellt und auf Prozessionen herumgetragen. Das hat Gebrauchsspuren hinterlassen. Um 1500 wurde ein Ersatzkreuz geschaffen. Die Splitter vom Kreuz Jesu hat man sorgfältig aus dem alten ins neue Kreuz übertragen.
Solche Überarbeitungen von Reliquien sind keine Seltenheit. So zeigt die Ausstellung zum Beispiel auch einen ehemals prächtigen Buchdeckel mit einer Elfenbeinschnitzerei in der Mitte. Die Edelsteine, die den Buchdeckel einst zierten, wurden aus den Fassungen gebrochen. Das Elfenbein wurde recycelt.
Man mag sich heute über den lieblosen Umgang früherer Generationen mit solchen Kunstschätzen wundern. Doch: Wir wissen heute nicht, wie sich spätere Generationen vielleicht über uns und unseren Umgang mit Kunst wundern werden.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 17:10 Uhr