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Alice Henkes über die Biennale Venedig
Aus Kultur-Aktualität vom 13.05.2019. Bild: Alice Henkes
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 53 Sekunden.
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58. Biennale in Venedig Hier versteckt sich ein Hühnerei

Der Pavillon aus Estland ist dieses Jahr besonders sehenswert: Poppig, üppig und forsch-feministisch.

Kris Lemsalus Werk im estnischen Pavillon hat von den Besuchern bereits einen Übernamen bekommen: «Funtain» – eine Mischung aus «fun» und «fountain» also.

Tatsächlich: Die Installation ist ein echter Hingucker, der Spass macht. «Birth V – Hi an Bye», so heisst das Werk offiziell.

Boot mit gelben Figuren.
Legende: Im Eingangsbereich des estnischen Pavillons treffen die Besucher als erstes auf dieses Boot. Alice Henkes.

Im Eingangsbereich des Pavillons – einem ehemaligen Industriegebäude auf der Insel Giudecca – steht ein kleines Boot, in dem zwei weibliche Figuren sitzen. Beide sind sehr üppig, mit zahlreichen Armen.

An einer blauen Hand hängen zahlreiche Schlüssel
Legende: An der Biennale Venedig gastieren dieses Jahr 90 Länder. Besonders sehenswert: Der estnische Pavillon. Alice Henkes

Die Hände sind aus vielfarbigem Porzellan und mit Aberdutzenden von Schlüsseln behängt.

Vulven-Wasserspeier

Im Hauptraum hinter den beiden Fährfrauen hat Kris Lemsalu eine Art Brunnen eingerichtet. Mit seinen barock anmutenden, verspielten Figuren wirkt er wie ein augenzwinkernder Hinweis auf die reich dekorierten Bauten Venedigs.

Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass es sich bei den muschelförmigen Wasserspeiern um Vulven handelt. Und wenn man noch ein wenig genauer hinsieht, entdeckt man hinter diesen Vulven braunschalige Hühnereier.

Die Lust am Spiel

Kris Lemsalu feiert mit ihrer Installation Weiblichkeit, Fruchtbarkeit und die Lust an der Kreation. Die 34-jährige Künstlerin, die in Tallinn, Wien und Kopenhagen studiert hat, arbeitet mit Fundobjekten, Porzellan, Textilien und kräftigen Farben.

Hühnereier in einer Skulptur
Legende: Gefunden! Alice Henkes

In ihren älteren Arbeiten hat sie gern den Tod auftreten lassen. Jetzt, hier in Venedig mit seinem morbiden Charme, wendet sie sich dem Leben, der Fruchtbarkeit zu, und das mit viel Witz und Lust am Spiel.

Zur Installation gehören etliche kleine Details, die man im Raum entdecken muss – nicht nur die Hühnereier. Auch das wirkt wie eine Anspielung auf den Ort Venedig, an dem man sich als Nicht-Einheimische/r schnell verlieren kann.

Detektivische Fähigkeiten sind gefragt

Es funktioniert aber auch als Hinweis auf die Biennale und ihre vielen Länder-Pavillons, von denen einige über das ganze Stadtgebiet verstreut liegen. Auch da muss man manchmal detektivische Fähigkeiten entwickeln, um den gesuchten Pavillon zu finden.

Ausstellungshinweis

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Die Kunst-Biennale ist noch bis zum 24. November geöffnet. Alle Öffnungszeiten und weitere Informationen unter: www.labiennale.org

Achtung: Nicht alle Länder-Pavillons im Stadtgebiet sind bis zum Ende der Biennale geöffnet. Einige schliessen bereits früher.

Der estnische Pavillon ist übrigens relativ leicht zu finden: Er befindet sich auf der Insel Giudecca, die ein bisschen luftiger und lockerer bebaut ist als das Kerngebiet der Stadt. Und ein bisschen ruhiger.

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