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Ausstellung «Geniale Frauen» Am Markt erfolgreich, von der Kunstgeschichte ignoriert

Keine Galerie, kein Museum kommt um Künstlerinnen derzeit herum. Um die komplexe Geschichte weiblicher Kunst kümmert sich nun eine Ausstellung im Basler Kunstmuseum – und bietet einige Entdeckungen.

Ob Hannah Höch, Paula Rego oder Marina Abramović: der gegenwärtige Boom, den Künstlerinnen und ihre Werke erleben, ist atemberaubend. Und doch eigentlich nicht aussergewöhnlich.

Bereits vor 500 Jahren gab es enorm erfolgreiche Künstlerinnen. Etwa Sofonisba Anguissola oder Maria van Oosterwijck. Die italienische Renaissance-Malerin und die niederländische Barockkünstlerin waren die Künstlerstars ihrer Zeit.

Ausnahmefall: Künstlerin

Ihre und die Werke von 16 weiteren Künstlerinnen aus dem 16. bis ins 18. Jahrhundert zeigt die Ausstellung «Geniale Frauen» im Kunstmuseum Basel. Sie waren alle Ausnahmefälle. Ihre Karrieren klingen teils ganz modern. Da ist beispielsweise Anna Dorothea Therbusch, die sich mit 40 Jahren «umorientiert» und als Künstlerin durchstartet.

Gemälde einer mittelalterlichen Frau mit grauem Haar und roter Robe in Denkerpose.
Legende: Unter den Linden befand sich das gut gehende Atelier von Anna Dorothea Therbusch in Berlin. Sie führte es mit ihrem Bruder (im Halbschatten im Hintergrund zu erkennen). Kein Zweifel, wer hier Chefin war. Klassik Stiftung Weimar, Museen

1767 wird Therbusch von der Académie royale in Paris aufgenommen – mehr geht nicht. Als Malerin porträtierte sie ganz Berlin.

Unglaublich erfolgreich ist auch die Stillebenmalerin Rachel Ruysch, die in Amsterdam Familie und Job unter einen Hut bringt.

Stilleben mit verschiedenen Blumen auf einem Tisch.
Legende: Stillleben mit Rosenzweig, Käfer und Biene von Rachel Ruysch. Neben der Familie – sie soll zehn Kinder geboren haben – verfolgte Rachel Ruysch ihre Karriere und war als Hofmalerin für Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz tätig. KuMu Basel, Schenkung Bachofen-Burckhardt-Stiftung / M. P. Bühler

Maria Katharina Prestel, eine erfolgreiche Kupferstecherin aus Nürnberg, verlässt ihren Mann und macht in London Karriere. Und das 1786!

Diese Lebensläufe illustrieren, welche unterschiedlichen Schlupflöcher sich für Künstlerinnen je nach Land boten.

Nicht vorgesehene Karrieren

Kuratorin Katrin Dyballa hat die Ausstellung für das «Bucerius Kunst Forum» in Hamburg entwickelt. Sie weist darauf hin, dass Künstlerinnen zum Beispiel in Deutschland keinen Zutritt zu den Malergilden hatten, in den Niederlanden aber schon. Für manche Künstlerin war die Förderung durch europäische Höfe wichtig. In Italien waren Frauen früh zu den wichtigen Akademien zugelassen, wie etwa die berühmte Barock-Malerin Artemisia Gentileschi.

Die unterschiedlichen Schlupflöcher in unterschiedlichen Ländern und Epochen führen zu unterschiedlichen Karrieren. Der Katalog der Ausstellung präsentiert dazu viel neue Forschung.

Gemälde einer jüngeren Frau mit kurzen Haaren neben einem älteren Mann mit Bart.
Legende: Gemälde von Marietta Robusti genannt la Tintoretta. Eine Entdeckung: das ungewöhnliche Selbstportrait von Tintorettos Tochter, die sich als androgyne Figur mit Silberblick und kurzem Haar malt. Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Gemeinsam ist den Künstlerinnen der frühen Neuzeit, dass sie meistens in Künstlerfamilien hineingeboren wurden oder einheirateten. Darum zeigt die Ausstellung neben den Werken der Frauen auch Bilder ihrer Väter, Brüder oder Ehemänner als Kontext.

Neben ihrer Herkunft teilen die Künstlerinnen eine weitere Gemeinsamkeit: Die Kunstgeschichte – durchwegs von Männern geschrieben – hat sie konsequent ignoriert. Auch wenn die Künstlerinnen am Markt erfolgreich waren, teils erfolgreicher als ihre männlichen Zeitgenossen. Es gibt also einiges zu sehen und vieles zu entdecken in dieser Ausstellung.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Geniale Frauen: Künstlerinnen und ihre Weggefährten» ist bis am 30. Juni 2024 im Kunstmuseum Basel zu sehen.

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Radio SRF 1, Regionaljournal Basel Baselland, 01.03.2024, 17:30 Uhr.

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