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Ausstellung in den Uffizien «Wax upon a time»: Die vergessene Kunst aus Bienenwachs

Von Krippenfiguren bis zu Pesttoten: Die Geschichte der Wachskunst ist so faszinierend wie flüchtig – und erlebt in Florenz ein Comeback.

Einst war Kunst aus Bienenwachs ganz grosse Mode unter Gläubigen und Sammlern. Lang ist’s her. Und so sorgt eine Ausstellung in den Florentiner Uffizien zur Wachskunst für grosses Aufsehen: die Ausstellung «Wax upon a time» zu einer kuriosen Wachsgeschichte.

Schon die antiken Griechen und Römer, Ägypter und Phönizier nutzten Bienenwachs. Etwa für Toten- und auch rituelle Masken. Doch während des Hochmittelalters wurde Bienenwachs zu einem immer öfter genutzten Material. Ab dem 12. Jahrhundert verzeichnen zeitgenössische Dokumente vor allem in Florenz immer mehr Opfergaben aus Wachs. In der Stadt der Arno entstand sogar eine Schule für Bienenwachsgestaltung. Diese Kunstform für religiöse Zwecke erlebte ihren Höhepunkt ab dem 14. Jahrhundert.

In der Renaissance gaben Adlige, Päpste und Florenzbesucher wie auch ein ottomanischer Pascha viel Geld für lebensgrosse Wachsdarstellungen von sich selbst aus. Wachsskulpturen in prächtigen Roben, die man der wundersamen Madonna in der Basilica della Santissima Annunziata vermachte. Viele dieser Skulpturen hingen auch von der Kirchendecke.

Verflüssigt und zu Kerzen umgegossen

Doch keines dieser Kunstwerke aus dem vergänglichen Material überlebte. In besonders heissen Sommern verflüssigten sie sich, und auch mangelnde Pflege gab vielen von ihnen den Rest. Während der politischen und religiösen Reformen von Grossherzog Pietro Leopoldo in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die verbliebenen Wachsskulpturen zu schnöden Kerzen.

Neben der religiösen und weltlichen Wachskunstszene entstand ab dem späten 17. Jahrhundert die anatomische Wachskunst. Zunächst an der medizinischen Fakultät in Bologna und dann auch in Florenz. Dort wurde der sizilianische Abt, Bildhauer und Wachskünstler Gaetano Giulio Zumbo ein unbestrittener Meister seines Fachs, vor allem in Sachen anatomischer Darstellungen.

Todestheater

Zumbo schuf Relief- und Tableau-Bilder von grosser und erschreckender Eindringlichkeit. Diese Wachsbilder, sinnigerweise «Theater des Todes» genannt, zeigen Pesttote und verwesende Körper, aus Bäuchen hängende Gedärme, leidende nackte Leiber im Todeskampf, aber auch lieblich anmutende Krippenfiguren. Alles wie echt wirkend aus Bienenwachs. Die Ausstellung in den Uffizien zeigt übrigens eines der wenigen noch existierenden Todestheater.

Liegende Wachsfigur, aus der Gedärme quellen. Daneben liegt eine Kinder-Wachsfigur.
Legende: In diesem sogenannten «Theater des Todes» tritt das Innerste nach aussen: «Verwesung der Körper» von Gaetano Giulio Zumbo (1656–1701). Pitti Palace, Treasury of the Grand Dukes

Die anatomische Wachskunst wurde mit Beginn der wissenschaftlichen Erforschung des menschlichen Körpers während der Aufklärung äusserst beliebt. Bienenwachs eignet sich hervorragend zur originalgetreuen Wiedergabe von Haut, des Körperinneren und einzelner Organe.

Im 19. Jahrhundert verschwand das Material Wachs aus der Kunstszene. Edgar Degas war wohl der letzte Künstler, der auch mit Bienenwachs gearbeitet hat.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Wax upon a time. The Medici and the arts of ceroplastics» ist bis am 12. April 2026 in den Uffizien in Florenz zu sehen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 22.12.2025, 17:20 Uhr

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