Dante-Gedenkveranstaltungen gibt es in ganz Italien in diesem Jahr zuhauf. Für Italienbesucherinnen und -besucher am reizvollsten ist die grosse Ausstellung zum «Inferno», also zur Hölle.
Ausgehend von dem eindrucksvollen Kapitel der Hölle in Dantes «Göttlicher Komödie» werden Werke aus rund 600 Jahren Kunstgeschichte gezeigt. Von der Renaissance bis heute.
Unendliche Qualen
In der ersten Ausstellungssektion «Aufenthaltsort der verlorenen Seelen» werden schaurige Gemälde vor allem von Meistern der Renaissance präsentiert, wie etwa von Pieter Huys, Jan Brueghel dem Älteren und aus der Werkstatt des Hieronymus Bosch. Deren Werke stellen die unermessliche Pein der Sünder in der Hölle dar, mit oft perversen Darstellungen unendlicher Qualen.
In der zweiten Ausstellungssektion sind Originalschriften von Dantes Meisterwerk aus verschiedenen Jahrhunderten zu sehen. Immer mit recht angsteinflössenden Darstellungen. Furcht sollen auch die Illustrationen von Gustav Doré einjagen, die der französische Künstler im 19. Jahrhundert zum Höllenkapitel der Göttlichen Komödie schuf.
Teuflische Metamorphosen
Die verschiedenen Gestalten des Teufels thematisiert die dritte Sektion der römischen Höllenschau, mit Werken von Dürer, Delacroix und vielen anderen. Interessant sind hier auch die volkstümlichen Teufelsdarstellungen.
Zum Beispiel ein hölzerner Dämon des 17. Jahrhunderts, der bei Umzügen durch spanische Ortschaften die Sünder einschüchtern sollte. Oder Teufelsmarionetten und höllische Szenenbilder, die in traditionellen neapolitanischen und sizilianischen Puppentheatern verwendet wurden.
Moderne Höllen
Die vierte Sektion zeigt von Menschen erzeugte Höllenzustände und vor allem entsetzliche Kriegsszenen von Goya, Otto Dix und Alfred Kubin. Das Böse wird durch eine Originalausgabe von Primo Levis erschütterndem biografischen Buch «Ist das ein Mensch?» aus dem Jahr 1947 thematisiert. Levi schildert darin seine erschütternden KZ-Erfahrungen.
Auch das Böse des modernen Terrorismus hat in der Ausstellung Platz gefunden, etwa der Anschlag auf die Twin Towers 2001. Die britischen Künstlerbrüder Jake und Dinos Chapman stellen diese Gewalttat als Installation mit zwei Hügeln aus Menschenleibern in Miniaturform dar.
Unter klarem Sternenhimmel
Am Ende der Göttlichen Komödie erzählt Dante Alighieri, wie er einen klaren Sternenhimmel sieht. Ein Zeichen der Hoffnung. Und so endet auch die grosse Höllen-Schau in Rom: Mit wunderschönen Weltraumfotografien und mit Sternenbildern der Maler Gerhard Richter und Anselm Kiefer.
Und wer noch einmal tief in eindrucksvolle Höllenbilder eintauchen will, der kann sich den 1911 gedrehten ersten Film zu Dantes Inferno anschauen. Eine italienische Stummfilmperle mit vielen nackten Sündern, die allerlei quälenden Strafen ausgesetzt werden.