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Erste Schweizer Ausstellung Anni Albers' Webkunst sollte man nicht unter den Teppich kehren

Anni Albers gilt als Pionierin der Textilkunst. Warum ihr Werk nach wie vor aktuell ist, lässt sich im Zentrum Paul Klee entdecken.

Dreh- und Angelpunkt jeder Arbeit von Anni Albers ist das Material. Es zu erforschen und kennen zu lernen, war ihre Grundlage. Ob Baumwolle, Chenille, Zellophan oder Lurex, mit allem experimentierte Albers und entwickelte daraus ihre Textilien. Ihre Arbeitsweise kreuzte Architektur mit Forschung und Gestaltung.

Geometrische Decke mit grauen, schwarzen und weissen Quadraten.
Legende: Klare Geometrie, herausragende Gestaltung: Das ist «Black white gray» von Anni Albers. Franz Xaver Jaggy & Umberto Romito, Museum für Gestaltung Zürich

Ob sie schwarze und weisse Felder mit diversen Graus abtönte oder duftige Vorhänge aus goldenen Lurexfäden entwarf, das Werk der Künstlerin und Designerin Anni Albers bewegt sich zwischen Extremen.  

Schwarzer gewebter Wandteppich mit geometrischen Mustern.
Legende: «Ancient writing»: Als erste Textilkünstlerin überhaupt zeigte Anni Albers ihre Werke 1949 im Museum of Modern Art in New York. bpk / Smithsonian American Art Museum / Art Resource, NY

Geboren wurde Anni Albers als Anneliese Fleischmann in Berlin. Die Tochter aus gutem Hause wollte Künstlerin werden, besuchte in den 1920er-Jahren das Bauhaus, die berühmte Reform-Kunstschule, und wurde wie viele andere Bauhaus-Schülerinnen nicht in die Kunst-, sondern in die Webklasse gesteckt.

Die DNA des Bauhaus prägt ihr Werk

Sie habe das ein wenig «sissy» gefunden, so Albers viel später in einem Interview. Sinngemäss also «eher unnötig». Nachzuhören ist das – und noch viel mehr – in der Anni Albers-Episode des Podcasts «Dialogues» von Helen Molesworth.

Frau in ärmelloser Bluse blickt zur Seite, im Freien.
Legende: Anni Albers lernte und lehrte im Bauhaus: seit 2015 gibt es in Weimar einen «Anni-Albers-Weg». 2025 The Josef and Anni Albers Foundation/ProLitteris

Bald jedoch freundete sie sich mit dem Webstuhl an. Anni Albers habe Textilien zugehört und ihre Sprache gesprochen, erinnert sich Brenda Danilowitz, Chefkuratorin der «Josef and Anni Albers Foundation». Mit Fabienne Eggelhöfer hat sie die aktuelle Ausstellung im Berner «Zentrum Paul Klee» kuratiert.

«Es ging ihr nicht ums Dekorieren», sagt Brenda Danilowitz. Anni Albers' Textilien sind klar, reduziert, funktional, elegant. Sie stehen für die DNA des Bauhaus. Auch als die Künstlerin längst nicht mehr in Deutschland ist.

Von Bettüberwürfen im Studi-Wohnheim bis zu Luxus-Wandteppichen

1933 emigriert Anni Albers mit ihrem Mann Josef in die USA. Sie stammt aus einer jüdischen Familie. Er bekommt zum rechten Zeitpunkt einen Lehrauftrag.

Anders als viele andere Künstlerinnen und Designer, die aus Europa fliehen mussten, konnte Anni Albers ihre Karriere im Exil fortsetzen. Sie schlug in den USA Wuzeln, entdeckte die präkolumbische Kunst in Mexiko, die sie ihr Leben lang beeinflusste. Kunst interessierte sie als transhistorisches Element, als etwas, das Bestand hat und Kriege überdauert.

Innenansicht eines modernen Kirchenraums mit bunten Fenstern.
Legende: Der Toraschrein im Olan Sanctuary der jüdischen Reformgemeinde Temple Emanu-El in Dallas wurden von Anni Albers gestaltet. György Kepes Estate (Imre Kepes and Juliet Kepes Stone)

Anni Albers verband Kunst und Design scheinbar mühelos. Sie schuf funktionsfreie textile Bilder und hochfunktionale Bettüberwürfe für Studentenheime, die Flecken gnädig verbargen. Sie gestaltete luxuriös glänzende Wandteppiche für Edelfirmen wie «Knoll Furniture» und kunstvolle goldene Paneele, hinter denen in Synagogen die Tora bewahrt wird. Mit ihren Textilien, ihren Schriften und ihrer Lehre bereitete sie den Weg für heute berühmte Textilkünstlerinnen wie Cecilia Vicuña oder Sheila Nicks.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Anni Albers. Constructing Textiles» ist vom 7. November 2025 bis zum 22. Februar 2026 im Zentrum Paul Klee zu sehen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 7.1.2025, 8:06 Uhr

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