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Georgia O'Keeffe in der Fondation Beyeler
Aus Kultur kompakt vom 21.01.2022. Bild: Georgia O’Keeffe Museum / 2021, ProLitteris, Zurich
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Fondation Beyeler Georgia O’Keeffe: die Künstlerin mit dem besonderen Blick

Für Georgia O’Keeffe war Kunst ein Mittel, um zum Wesen der Dinge vorzudringen – und zur Kraft ihrer Schönheit. Die Fondation Beyeler feiert die grosse US-amerikanische Künstlerin jetzt in einer umfangreichen Ausstellung.

Sie male Blumen riesenhaft vergrössert, damit sie andere Menschen sehen lassen könne, was sie sehe. So lautet ein Bonmot von Georgia O’Keeffe.

Die US-amerikanische Künstlerin hatte festgestellt, dass die meisten Menschen Blumen zwar lieben, sie aber nur selten wirklich anschauen. Sie wollte den Menschen helfen, die wahre, die tiefere Schönheit der Blumen zu sehen. Und nicht nur der Blumen.

Blumen in der Nebenrolle

Georgia O'Keeffe (1887–1986) hat ein umfangreiches Werk geschaffen, in dem neben Blumen noch viele weitere Motive zu finden sind. In der aktuellen Ausstellung in der Fondation Beyeler spielen die berühmten Blumen sogar nur eine Nebenrolle.

Das ist Programm: Ausstellungskuratorin Theodora Vischer möchte das ganze Werk von Georgia O'Keeffe vor den Besucherinnen und Besuchern ausbreiten.

Die Ausstellung folgt dem Lebensweg der Künstlerin, die mit sechs Geschwistern auf einer Milchfarm im Mittleren Westen der USA aufgewachsen ist. Doch sie hatte Glück: Ihr Talent wurde früh erkannt und gefördert. Sie studierte Kunst und fand in New York Anschluss an die Kunstszene. Sie heiratete den einflussreichen Fotografen und Galeristen Alfred Stieglitz.

Details verwirren nur

Georgia O'Keeffe hatte nicht nur viel Unterstützung. Sie hatte auch grosses Talent. Bereits ihre frühen Arbeiten zeigen: Da malt eine Hochtalentierte, die einen besonderen Blick auf die Schönheit der Natur und der Dinge hat.

Einen Zug, der nachts durch die Wüste fährt, reduziert sie im Aquarell «Train at Night in the Desert» von 1916 auf ein rundes Licht, ein wenig Schatten und eine riesige, skulpturenhaft wirkende Rauchwolke.

Oder das Aquarell «Untitled (Tent Door at Night)» ebenfalls aus dem Jahr 1916. Es zeigt den Blick aus einem Zelt nach draussen auf den nächtlichen Himmel. «Ein ungewöhnliches Bild», sagt Kuratorin Theodora Vischer. Es weise darauf hin, dass Georgia O'Keeffe immer zu Fuss in der Natur unterwegs war. Sie hat sich die Natur erlaufen.

Und Georgia O’Keeffe hat genau hingeschaut. Nicht auf Details. Details fand sie verwirrend. Sie war dem Wesen der Dinge auf der Spur.

Gemälde eines abstrahierten Zugs mit einer riesigen Rauchwolke.
Legende: «Zug bei Nacht in der Wüste» ( «Train at Night in the Desert»), 1916. ©G. O‘Keeffe Museum/2021, Pro Litteris, Zürich/DIGITAL IMAGE MOMA

Wolkenkratzer wie Visionen

Bei dieser Suche nach dem Kern der Dinge nutzte Georgia O'Keeffe gern ungewöhnliche Blickwinkel. Sie ging ganz nah ran – wie bei den berühmten Blumenbildern. Sie guckte über ausgebleichte Tierknochen in den Wüstenhimmel – wie in den Ölgemälden aus New Mexico.

Oder sie schaute von tief unten an den Wolkenkratzern New Yorks empor. Und malte die Stadt auf eine Art und Weise, die an Landschaften erinnert, sagt Theodora Vischer: «Das Spiel mit dem Licht und den Wolken, das ist wie Visionen.»

Hin und wieder hat Georgia O'Keeffe mit ihrer Malerei auch die Abstraktion berührt. Ganz selbstverständlich fügt sich das in ihrem Werk zusammen: Das Figurative, das immer einen leichten Hang ins Ungegenständliche hat. Und das Abstrakte, das immer ein wenig organisch wirkt. Egal, was Georgia O'Keeffe gemalt hat – es war immer beglückende Schönheit.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Georgia O'Keeffe» in der Fondation Beyeler ist vom 23. Januar bis 22. Mai 2022 zu sehen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktualität, 21.1.2022, 17:10 Uhr

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