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Über die Ausstellung «Climate Fiction»
Aus Kultur-Aktualität vom 07.10.2022. Bild: Museum Strauhof
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Klimafiktion im Strauhof Utopie vs. Dystopie: Die Klimakatastrophe ist Stoff für Literatur

Die Ausstellung «Climate Fiction» im Literaturmuseum Strauhof in Zürich zeigt, wie unterschiedlich der Klimawandel literarisch bearbeitet wird – und wartet auf mit einem besonderen Fundstück aus der Romandie.

Ab sofort ist die Ausstellung «Climate Fiction» im Zürcher Literaturmuseum Strauhof zu sehen: «Eigentlich hätte sie schon vor über einem Jahr eröffnet werden sollen», gesteht Kurator Rémy Jaccard. Doch die Corona-Pandemie habe alles verzögert.

An Bedeutung verloren hat die Ausstellung dadurch nicht. Ganz im Gegenteil: Sie hat sogar an Relevanz gewonnen, denn Klimafiktion ist zu dem Literaturtrend schlechthin geworden. Die aktuellen Verlagsprogamme sind voll davon.

Wie kann die Klimakrise gezeigt werden?

Klimafiktion, so Kurator Jaccard, sei kein Genre, sondern ein «Label», das sich über sämtliche Gattungen erstreckt: von Science Fiction über Thriller, Krimis, Generationensagas und Gedichtzyklen bis hin zu Beziehungsgeschichten.

«Das Spektrum ist sehr breit. Der gemeinsame Nenner von Klimafiktion ist die Auseinandersetzung mit der globalen Erderwärmung», erklärt Jaccard.

Eine weisse Wand mit angebrachten Zitattafeln, vor der Wand befindet sich ein kleines Terrarium.
Legende: Audio-Video-Installationen untermalen die thematisierten Klimatexte in der Strauhof-Ausstellung. Gataric Fotografie

Die Ausstellung will einen Überblick über die Vielfalt an klimafiktionalen Werken bieten. Anhand von typografisch ansprechend gestalteten Zitattafeln werden Klimatexte sämtlicher Genres vorgestellt.

Auf Bildschirmen lassen sich Aussagen von Schriftstellerinnen und Schriftstellern zu Umweltthemen verfolgen.

Überdies veranschaulichen Grafiken an den Wänden, was die Menschheit auf ihrem Planeten anrichtet. Alle Graphen klettern nach oben: Zunahme des Wasserverbrauchs, Zunahme der Anzahl ausgestorbener Tierarten, Zunahme des Tourismus.

Blick in einen Ausstellungsraum mit Büchern auf einem Regal, mehreren Bildschirmen und einer Audio-Installation.
Legende: Eines der Ausstellungsziele: Über Geschichten und Schicksale sollen die Auswirkungen der Klimakrise nachvollziehbar gemacht werden. Gataric fotografie

Zwei unterschiedliche Ausblicke in die Zukunft

So weit, so erwartbar. Eine Überraschung hingegen sind jene zwei Bücher, die Rémy Jaccard und sein Team zu den Herzstücken der Ausstellung gemacht haben.

Sie stellen einer Utopie eine Dystopie gegenüber, ein optimistisches Zukunftsbild einem pessimistischen.

Bei dem optimistischen Werk handelt es sich um «Das Ministerium für die Zukunft» des US-amerikanischen Science-Fiction-Autors Kim Stanley Robinson. In dem Buch geht es darum, wie es der Menschheit gelingt, die globale Erwärmung zu stoppen. Dafür schafft sie eine neue Institution, das titelgebende «Ministerium für die Zukunft». Dieses ist in Robinsons Buch übrigens in Zürich angesiedelt.

Gut gealterte Dystopie

Besonders eindrücklich ist der gegenübergestellte, dystopische Text: Es handelt sich nämlich um einen hundert Jahre alten Hitzeroman des Waadtländer Schriftstellers Charles Ferdinand Ramuz.

«Présence de la mort» stammt aus dem Jahr 1922. Das Werk ist trotz seines Alters hochaktuell. 

Anregung zur Übersetzung des Romans

Ramuz hat das Buch während eines Hitzesommers am Genfersee geschrieben. Er beschreibt darin die Folgen einer unaufhaltsamen Erderwärmung – und die Reaktion der Menschen darauf.

Denn diese wissen zwar, dass sie in eine Katastrophe rennen, verdrängen das aber. Die Parallelen zur Gegenwart sind offensichtlich. Am Ende kommt es zur Auslöschung allen Lebens.

Blick auf eine Videoinstallation einer glühenden Sonne
Legende: Der Blick wird auf eine Video-Installation gelenkt: eine auf eine schwarze Leinwand projizierte, heisse Sonne. Gataric Fotograife

Bislang gibt es von «Présence de la mort» keine deutsche Version. Erst jetzt, angeregt durch die Strauhofschau «Climate Fiction», wird der Roman übersetzt. Ramuz' Hitzetext ist damit ein besonderes Fundstück der Ausstellungsmacher.

Auszüge aus der deutschen Fassung, die derzeit am Entstehen ist, kann man im Strauhof jetzt schon hören. Mit Blick auf eine Video-Installation: einer auf eine schwarze Leinwand projizierten, heissen, heissen Sonne.

Ausstellungshinweis

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Die Ausstellung «Climate Fiction» ist bis 8. Januar 2023 im Strauhof in Zürich zu sehen.
Als Begleitprogramm werden Führungen, Lesungen und Diskussionsrunden angeboten.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 07.10.2022, 08:06 Uhr

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