Zum Inhalt springen

Klimaprotest in Kunstmuseen Sie kleben sich an Kunstwerke – aber es bleibt wenig haften

Die Protestform, die im Juli in London begann, hat über Umwege auch die Schweiz erreicht. Die betroffenen Häuser reagieren gelassen.

Ziele waren das Kunsthaus Zürich und das Musée des Beaux Arts in Lausanne. Am frühen Sonntagnachmittag klebten sich dort zeitgleich jeweils zwei Leute an Bilder, die idyllische Alpenlandschaften zeigen.

In Lausanne traf es Giovanni Giacomettis «Blick auf Maloja im Winter», in Zürich klebten sich die Aktivisten an Giovanni Segantinis «Alpenweide».

Die Leute kommen von der Aktivisten-Gruppe «Renovate Switzerland» und betonen, dass es ihnen nicht um Zerstörung gehe. Im Gegenteil: Sie hätten Hochachtung vor den Künstlern und ihren Werken und wollten mit ihrer Aktion darauf aufmerksam machen, dass die dargestellten alpinen Landschaften bedroht seien.

Anzeige wegen Sachbeschädigung

Das Kunsthaus Zürich kann dem wenig abgewinnen: «Gegen die Aktivisten wurde Anzeige wegen Sachbeschädigung erstattet», so Mediensprecher Björn Quellenberg, «ausserdem erhalten sie Hausverbot».

Bei der Aktion wurde lediglich der Rahmen des Bildes beschädigt, vor allem durch den Klebstoff. Welche Kosten für die Instandsetzung entstünden, werde abgeklärt, sagt Quellenberg weiter.

Auch am Musée des Beaux Arts in Lausanne hält sich der Schaden in Grenzen, wie Museumsleiter Juri Steiner erläutert. Beschädigt wurde ebenfalls der Rahmen, nicht aber das Gemälde selbst.

Nicht aus dem Nichts

Rechtliche Schritte gegen die Aktivisten behalte man sich vor, habe aber noch nichts entschieden, weil man allfällige Massnahmen mit dem Kanton und dem Stiftungsrat abstimmen wolle. Grundsätzlich aber, so Museums-Leiter Juri Steiner, habe das Sicherheitsdispositiv funktioniert. 

Trotzdem stellt sich die Frage, ob die Museen nicht hätten vorgewarnt sein müssen. Schliesslich kamen die Klebe-Aktionen der Klima-Aktivisten nicht aus dem Nichts – sie hatten Vorbilder in Grossbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien.

Das sind die Vorbilder der Schweizer Bilder-Kleber

«Wir sind kein Hochsicherheitstrakt»

Björn Quellenberg vom Kunsthaus Zürich winkt ab: «Solche Aktionen gehören zu den ganz normalen Szenarien, die regelmässig mit dem Sicherheitspersonal durchgespielt werden.»

Auch Verschärfungen der Kontrollmassnahmen erteilt der Kunsthaus-Vertreter eine Absage: «Lassen wir die Kirche im Dorf», wir wollen nicht anfangen, die Taschen der Leute zu durchsuchen, weil sie womöglich Sekundenkleber bei sich haben könnten. Wir sind ein Museum, kein Hochsicherheitstrakt.»

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 13.09.2022, 17:20 Uhr

Meistgelesene Artikel