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bunter Schriftzug «Revolution»
Legende: «In den Sechzigerjahren wurde schwarz-weiss farbig», erklärt Beatle Paul McCartney. ZVG / Iconic Images, Alan Aldridge

Kunst Alles schön bunt hier: Sex, Drugs und Rock 'n' Roll im Museum

Die Achtundsechziger: Das sind Erinnerungen für die, die dabei waren. Das ist Geschichte für die Jungen. Ein Steinbrocken direkt vom Mond, Verhütungsmittel und Farbfernseher: alles greifbare Indizien dieser Revolution. Das Londoner Victoria and Albert Museum feiert noch einmal ihre Höhepunkte.

Die Buntheit dieser Ausstellung ist beinahe schmerzhaft. Psychedelisch bunt sind Plattenhüllen, Kleider, Accessoires der Periode 1966 bis 1970. Das kommt nicht von ungefähr. Barry Miles war damals in London mit dabei, er gründete das erste Untergrund-Magazin Europas.

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Legende: ZVG / Victoria and Albert Museum

Die Ausstellung im Londoner Victoria and Albert Museum dauert noch bis zum 26. Februar 2017.

Schwarz-weisse Beatles

Später wurde der heute 73-Jährige zum Chronisten jener Jahre. Der Beatle Paul McCartney war sein Freund und Gönner. «In den Sechzigerjahren wurde schwarz-weiss farbig», erklärt er. Die Beatles seien in ihren Anfängen meist schwarz-weiss gekleidet gewesen. 1967 begann die BBC farbige Programme – allerdings nur drei Stunden am Tag.

Lothringerkreuz und Pulverdampf

Doch die Ausstellung beschränkt sich nicht auf Objekte; sie versucht, Ideen einzufangen. Die echte Uniform eines französischen Bereitschaftspolizisten mit Schild und Visier spielt auf Zusammenstösse in Paris 1968 an.

Ein Plakat vom Juni 1968 zeigt Hitler, der sich die Maske von General de Gaulle vom Gesicht nimmt. Seine Armbinde zeigt nicht das erwartete Hakenkreuz sondern das gaullistische Lothringerkreuz. Beide Seiten machten keine Gefangenen.

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Obwohl der Zeitzeuge und Chronist Barry Miles etwas erleichtert der Meinung ist, die Revolutionen der 1960er-Jahre gehörten nun endgültig der Geschichte an, spinnt die Ausstellung subtile Fäden in die Gegenwart. Die ersten Feministinnen, zarte Keime der schwulen Gleichberechtigung, die Grundlagen des Umweltschutzes: das alles begann damals.

Sprechende Objekte

Anlässlich der Expo in Montreal im Jahre 1967 zeigte die Tschechoslowakei den «Kinoautomaten»; er ermöglichte erstmals interaktives Kino, denn das Publikum durfte ins Drehbuch eingreifen. Das klingt zeitgenössisch – wenigstens ansatzweise.

Ein feuerroter, tragbarer Plattenspieler sendet eine ähnliche Botschaft aus: Natürlich ist die Schuhschachtel meilenweit vom heutigen iPhone entfernt, aber die Sehnsucht, überall Musik hören zu können, wird von beiden erfüllt.

Barry Miles analysiert: Seine Generation sei die erste gewesen, die besser ausgebildet war als ihre Eltern. Diese verloren ihre wertestiftende Rolle; stattdessen suchte sich die Jugend einen Guru aus. Miles spricht von einem «Supermarkt der Ideen», von Freiheit.

Demonstranten stecken Nelken in Gewehrläufe von Armeeangehörigen
Legende: An das politische Klima jener Jahre erinnern sich die einen, für die anderen ist es Geschichte. ZVG / Bernie Boston, Washington Post, Getty Images

In den USA richte sich die gleichzeitige Bewegung gegen den Konsum, in Grossbritannien dagegen nicht. «Wir waren die ersten, die etwas Geld in der Tasche hatten», schmunzelt Miles.

Die Besucher der Ausstellung können sich oft noch an jene Jahre erinnern. Auch an die politischen Statements jener Zeit.

Wie etwa an ein Zitat in der Ausstellung von Stokely Carmichael, dem revolutionären US-Bürgerrechtler der «Black Panthers», bei einer Anti-Vietnamkrieg-Demonstration in New York von 1967: «Die Militärpflicht erlaubt Weissen, Schwarze in Kriege gegen Gelbe zu schicken, um das Land zu verteidigen, das sie den Roten stahlen.»

Die Generation, die das miterlebt hat, ist auf der Suche nach ihrer eigenen Jugend. Jüngere Besucher müssen mit geschärften Sinnen hinschauen und hören: vieles wird ihnen gänzlich fremd sein. Ausser der Musik. Die wegbereitende Leistung jenes umwälzenden Jahrfünfts muss subtil erspürt werden.

Sendehinweis: Kultur aktuell, 7. Oktober 2016, 17.02 Uhr, Radio SRF 2 Kultur

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