Für Eva Presenhuber war es eine Ehre, als sie für das Selection Committe angefragt wurde. «Das mache ich gerne, weil ich so etwas beitragen kann zur Qualitätshebung und -kontrolle der Art Basel», sagt die 52-jährige Galeristin überzeugt und mit verrauchter Stimme. Gleichzeitig gibt sie unumwunden zu, dass die Selektion viel Aufwand bedeute. Die Arbeit und der Druck scheint sie allerdings nicht zu belasten.
Etwas entnervt reagiert sie nur auf die Frage, wie es damals für sie war, als der Leipziger Galerist Gerd Harry Lybke gegen den Ausschluss seiner Galerie «Eigen + Art» protestiert hat. Eigentlich wolle sie das gar nicht kommentieren, sagt Presenhuber, um dann doch anzufügen: «Lybke hat damals eine PR-Kampagne gestartet. Es werden aber immer viele ausgeschlossen, die gar keinen Wirbel machen.»
Eine fantastische Karriere
Obwohl Lybke aus der ehemaligen DDR und Presenhuber aus Oberösterreich ganz unterschiedliche Kunst vertreten, sind beide als Nobodies ins Kunstgeschäft eingestiegen. Eva Presenhuber, die für die Art Basel über Sein- und Nichtsein am Kunstspektakel mitbestimmt, kommt 1989 aus Wien nach Zürich. Dort übernimmt sie die Leitung der Galerie Walcheturm und schafft es, Sammler für Franz West, Ugo Rondinone und Urs Fischer zu begeistern. 2004 macht sie sich, nach einem Umweg über die Galerie Hauser&Wirth, auf dem Löwenbräu-Areal selbständig und ist im ersten Jahr der Selbständigkeit an der Art Basel Miami dabei. «Eine fantastische Karriere», kommentiert Presenhubers Konkurrent Lybke.
Hartnäckig, ambitioniert und treu
Und Ulrich Loock, ehemaliger Direktor des Kunstmuseums Luzern und Kenner der zeitgenössischen Kunst, meint, dass sich Eva Presenhubers kometenhafter Aufstieg nicht nur mit ihrer Hartnäckigkeit und Ambition erklären lässt. Hinzu käme ihre absolute Treue zu ihren Künstlern, das Wissen, was die Künstler brauchen und wie sie ticken. «Wenn man dann den Spagat schafft, die sozialen Ansprüche der Finanzelite zu befriedigen, hat man es verdient, dort zu sein, wo Eva jetzt steht», sagt Ulrich Loock anerkennend.
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2 Millionen Umsatz am ersten Abend
Nach dem ersten Previewtag für die wichtigen Sammler ist die Galeristin etwas müde, aber sehr zufrieden. «Alles, was hier am Stand steht, haben wir verkauft», sagt Presenhuber und schätzt den Umsatz des Abends auf zwei Millionen, was ungefähr einem Zehntel des Jahresumsatzes entspreche.
Ungeduld mit kleinen Sammlern
Zum grossen Kreis der Sammler gehören der Verleger Michael Ringier, die Roche-Erbin Maja Hoffmann oder der amerikanische Milliardär und Filmproduzent Peter Brant. Mit diesen ganz grossen Sammlern arbeitet die Galeristin gerne zusammen. «Mit ihnen kann ich gut umgehen. Sie wissen, was sie wollen. Sie glauben an mein Programm und schrecken auch nicht davor zurück, ein Werk zu kaufen, das vielleicht 150 Quadratmeter füllt», erzählt Eva Presenhuber und gibt zu, dass sie bei Sammlern, die Bilder und kleine Skulpturen kaufen, etwas ungeduldig werde. Für die habe sie zum Glück Mitarbeiter.
Konzentration auf die Schweiz
In ihren beiden Galerien in Zürich auf dem Maag- und Löwenbräu-Areal beschäftigt die international vernetzte Eva Presenhuber bis zu 25 Angestellte. Erstaunlich, dass sie bei dieser Grösse keine Ambitionen hat, nach New York oder London zu expandieren. Es sei ein bewusster Entscheid, sich auf die Schweiz zu konzentrieren. Das erhöhe die Qualität und verhindere Ermüdungserscheinungen. «Ich bin jetzt nicht mehr 30 und möchte nicht noch mehr Action haben in meinem Leben. Ich möchte einfach Super-Ausstellungen und ein spannendes Programm haben und halten. That’s enough!»