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Kunst Pritzker-Preis für «Papierarchitekt» Shigeru Ban

Der japanische Stararchitekt Shigeru Ban erhält den Pritzker-Preis 2014, die höchste Auszeichnung für Architekten. Der 56-Jährige schuf unter anderem für Swatch einen neuen Hauptsitz in Tokio und ist bekannt für siene kreative Verwendung unkonventioneller Materialien bei Hilfsaktionen.

Nach Gewinnern wie dem Amerikaner Frank Gehry, dem Brasilianer Oscar Niemeyer oder dem Schweizer Peter Zumthor geht der Pritzker-Preis nun zum zweiten Mal in Folge nach Japan. 2013 wurde Toyo Ito ausgezeichnet.

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Unkonventionelle Materialien für Notunterkünfte

Shigeru Ban hat Büros in Tokio, Paris und New York entworfen und sei für seine eleganten und innovativen Arbeiten bekannt. Auch seine kreative Verwendung unkonventioneller Materialien bei vielen Hilfsaktionen in Krisengebieten zeichnet den Architekten aus, erklärte die Pritzker-Stiftung. Ban entwickelte unter anderem Notunterkünfte in Ruanda, Haiti, auf den Philippinen oder nach dem Tohoku-Erdbeben im Jahr 2011. Dabei verwendete er Sperrholz, Kartonrollen, Textilien oder Stroh.

Man sieht Shigeru Ban im Centre Pompidou-Metz.
Legende: «Papierarchitekt» Shigeru Ban im Centre Pompidou-Metz, das er mit Jean de Gastines entwarf. Reuters

Seine Motivation für die temporären Bauten in Krisengebieten habe mit dem falschen Berufsverständnis der Architekten zu tun, erklärte Ban 2013 bei einem Vortrag in Tokio. «Menschen sterben nicht wegen Erdbeben, sie sterben wegen einstürzenden Gebäuden. Oder werden obdachlos. Und Gebäude liegen in der Verantwortung der Architekten. Aber wenn es darum geht, temporäre Unterkünfte für diese Menschen zu suchen, arbeiten keine Architekten mit, weil wir zu beschäftigt sind, für privilegierte Personen zu arbeiten», erklärte Ban.

Faszination Papier

Seine Faszination für Papier begann Mitte der 1980er-Jahre. Bei einem Ausstellungs-Projekt in New York wechselte er für die Konstruktion der Wände und Decken aus Kostengründen von Holz zu Kartonröhren. Schnell war er begeistert von der Belastbarkeit und Vielseitigkeit des Materials. Ausserdem war Papier überall verfügbar und sehr günstig.

Mit dem Franzosen Jean de Gastines baute er das 2010 in Metz eingeweihte Kunst- und Kulturzentrum Centre Pompidou-Metz. Auch da spielte Papier eine wichtige Rolle für den japanischen Architekten.

Denn eigentlich wollte er Büro in Paris mieten, die Miete konnte sich Ban jedoch nicht leisten. Kurzerhand beschloss er deshalb für sich und seine Studenten das Büro auf dem Centre Pompidou in Paris selber zu bauen – aus Kartonröhren und Holz. «Wir blieben sechs Jahre da, ohne Miete zu zahlen», sagte er bei der Konferenz TED in Tokio.

Auch sein neustes Projekt besteht vor allem aus Papier: Ban hat in Christchurch, Neuseeland, eine 24 Meter hohe Kathedrale gebaut – aus Karton. Das Wahrzeichen der Stadt wurde im Februar 2011 bei einem Erdbeben zerstört.

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