Luftaufnahmen von Wohnsilos in tristen Vorstädten, ein Gewitterhimmel vor der verschwommenen Skyline einer Stadt oder ein Video, das zeigen soll, wie man in fünf Minuten sein Leben in Ordnung bringt: «Rester vivant» heisst die erste Einzelausstellung, die Houellebecq mit seinen düsteren und kritischen Visionen der heutigen Gesellschaft bespielt.
Verödetet Landschaften, ein toter Hund
Viele Motive, mit denen er sich künstlerisch auseinandersetzt, sind bereits aus seinem literarischen Universum bekannt: Verödete Landschaften, der Tod, die Unzulänglichkeit des Menschen oder der Sextourismus.
Ein Teil der Ausstellung ist ausserdem seinem 2011 verstorbenen Hund Clément gewidmet. Für Houellebecq verkörperte der Vierbeiner die absolute Liebe ohne Wenn und Aber: «L'amour absolu».
Das «Enfant terrible» der französischen Literaturszene hat die gesamte Konzeption der Ausstellung übernommen: Von der Musik bis hin zur Farbe der Ausstellungsräume. Deshalb nennt der «Palais de Tokyo»-Direktor und Kurator der Ausstellung, Jean de Loisy, die Werkschau auch eine Installation.
Kunst war schon lange sein Thema
Houellebecqs Interesse für die Kunst ist nicht neu: Erst kürzlich hatte er auch an der «Manifesta» in Zürich einen künstlerischen Selbstversuch gewagt: Dort stellte er einige Röntgenaufnahmen seines Kopfes in Form von Pigmentdrucken aus.
Auch in seinem literarischen Werk taucht Kunst immer wieder in unterschiedlichster Form auf: So kommen in der Verfilmung seines Romans «Die Möglichkeit einer Insel» (2005) Skulpturen zeitgenössischer Künstlerinnen vor. In seinem im Jahr 2010 mit dem wichtigen Literaturpreis «Prix Goncourt» ausgezeichneten Roman «Karte und Gebiet» steht die Figur des Malers Jed Martin im Zentrum.
Die in der Werkschau ausgestellten Bilder stammen aus der Sammlung des Autors, der vor mehr als 20 Jahren die Fotografie für sich entdeckt hat. Die Fotografie sei für Houellebecq eine bedeutende Kunst, erklärt «Palais de Tokyo»-Kurator De Loisy: Denn sie sei autonom, so wie die Dichtung.
Sendung: Kultur Kompakt, 24.6.2016, 17.05 Uhr, Radio SRF 2 Kultur