Ein Rundgang durch den Rieterpark und das dazugehörige Museum gleicht zurzeit einer Ostereiersuche. Nur dass hier keine Eier, sondern Kunstwerke gesucht werden. Kunstwerke, die sich mal mehr, mal weniger offensichtlich in der Sammlung tummeln. Keine exotischen und historischen Kunstobjekte, wie sie das Museum sonst ausstellt, sondern Kunst von hier und heute.
Inspiration im Historischen und Fremden
Die Idee, die Sammlung des Museums Rietberg in Dialog mit zeitgenössischer Kunst zu stellen, kam dem Zürcher Galeristen Damian Christinger. Er gibt seit sieben Jahren Führungen im Museum: «Während einer Führung hat mich ein älterer Herr angesprochen und sehr kluge Fragen gestellt. Ich bin ihm immer wieder begegnet und beim vierten Treffen haben wir zusammen Kaffee getrunken.»
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Damian Christinger fragte ihn, was er beruflich mache, dass er so gut Bescheid wisse. Er sei Künstler, meinte der Mann – und es stellte sich heraus, dass es sich um keinen Geringeren als David Weiss handelte.
Diese Begegnung pflanzte die Idee, zeitlich und räumlich ferne Schweizer Gegenwartskunst befruchten zu lassen. Denn wie sich herausstellte, fühlten sich viele Schweizer, aber auch internationale Künstler von den afrikanischen Masken und antiken Skulpturen des Museums inspiriert. Also war es dann auch nicht schwer, die 21 Künstlerinnen und Künstler sowie die Museumsleitung von diesem Projekt zu überzeugen.
Spielerische Interventionen in Sammlung
Da ist zum Beispiel Pipilotti Rist, die in der Villa Wesendonck, dem Hauptgebäude des Museums, eine japanische Nō-Maske mit einer Videoprojektion erleuchtet. Plötzlich meint man, auf dem weissen, starren Gesicht so etwas wie Gefühlsregungen zu erkennen. Die Maske erwacht wieder zum Leben, so wie damals im Japan der Edo-Zeit, als diese Masken im Theater eingesetzt wurden.
Oder der Zürcher Künstler Stefan Burger, der chinesische Alltagsgegenstände lustvoll aufmischt, indem er zwischen den sonst so pingelig in Glasschaukästen arrangierten Objekten Kleiderbügel, Frottiertücher oder kleine Einkaufswagen platziert. Er spielt mit der Entstehungszeit der Dinge, wirft aber auch die Frage auf, weshalb wir denn etwas als fremd empfinden.
Wo ist Fremdes fremd?
Fremdes ist nur in der Fremde fremd – so lautet auch der Titel der Publikation, die im September zur Ausstellung erscheint. Hier, zwischen den chinesischen Vasen und Krügen der Vergangenheit wirken nämlich plötzlich die uns bekannten Gegenstände fremd und exotisch.
Solche Erkenntnisse soll die Ausstellung anregen, meint Damian Christinger: «Das Fremde ist ja eine wichtige Frage in der Schweiz, das beschäftigt uns als Gesellschaft. Diese Auseinandersetzung versuche ich mit den Künstlern herauszukitzeln. Ich glaube auch, dass das die Aufgabe eines Museums ist, um so in kleinem Masse eine Verschiebung des Denkens herbeizuführen.»
Ein grosser Spass mit nachdenklicher Note
Die Ausstellung macht Spass, das Suchen der Interventionen im Museum und im Park ist etwas für einen schönen Sommertag. Die Gegenüberstellung von Alt und Jung, von Fern und Nah, überzeugt und inspiriert. Und ohne politische Kunst zu zeigen, trifft die Ausstellung Nervenzentren unserer Gesellschaft.
Gerade Besucherinnen und Besucher, die das Museum und seine Sammlung gut zu kennen glauben, können hier überrascht werden.