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Ein Mann mit grauen Haaren und dunklem Kittel steht an einer Brücke.
Legende: Ob bei Ausstellungen oder Zeitschriften: Walter Keller brachte frischen Wind in die Schweizer Kulturszene. Keystone

Kunst Zürcher Verleger Walter Keller ist überraschend gestorben

Familienangehörige fanden Walter Keller am Montagmorgen tot in seiner Wohnung in Zürich. Der 61-Jährige war bis zuletzt in der Kultur aktiv – etwa mit der Ausstellung zum Schweizer Film im Landesmuseum. Keller hat verschiedene Zeitschriften sowie das Fotomuseum Winterthur mitbegründet.

Der Zürcher Verleger und Galerist Walter Keller ist tot. Er starb im Alter von 61 Jahren. Familienangehörige fanden ihn am Montagmorgen in seiner Wohnung in Zürich. Dies bestätigte der Zürcher Verleger Patrick Frey am Dienstag.

Der Germanist und Volkskundler Walter Keller machte sich im Kulturbereich einen Namen als Mitbegründer der Zeitschrift «Der Alltag. Die Sensation des Gewöhnlichen». Damit habe er in den 1970er- und 1980er-Jahren erstmals «den ethnographischen Blick in die Schweizer Kulturlandschaft gebracht», sagte Patrick Frey, «das war total neu.»

Mitbegründer des Fotomuseum Winterthur

Frey arbeitete oft mit Walter Keller zusammen und war seit Jahrzehnten mit ihm befreundet. «Er war ein ganz grosser Animator, ein Motivator und Macher», sagt Frey über Keller. «Er war unglaublich intelligent, witzig und sehr originell im Denken.» «Der Alltag» sei eine Pionierzeitschrift gewesen: An die Sensation des Gewöhnlichen habe damals ausser ihm niemand gedacht, so Frey.

Mit «Scalo» hat Keller 1991 einen weltweit bedeutenden Fotobuchverlag gegründet, bei dem auch Patrick Frey eingestiegen ist, «als das Schiff schon ziemlich am schwanken war». Nach einigen Jahren musste der Verlag 2006 Konkurs anmelden. Kellers Partner bei «Scalo» war der Winterthurer George Reinhart. 1993 gründeten die beiden, diesmal zusammen mit Urs Stahel, das Fotomuseum Winterthur, für dessen Verein Keller die ersten Jahre als Stiftungsrat wirkte.

Chefredaktor bei der Zeitschrift «Du»

Auch im Bereich Kunstzeitschriften war Keller erfolgreich tätig. So initiierte er zusammen mit Jacqueline Burckhardt, Bice Curiger und Peter Blum die Zeitschrift «Parkett», die seit 1984 in Zürich und New York in deutscher und englischer Sprache erscheint. Jeder Band entsteht aus einer direkten Zusammenarbeit mit einem oder mehreren Gegenwartskünstlerinnen oder -künstlern.

2008 war Keller zudem für kurze Zeit Chefredaktor der Kulturzeitschrift «Du» und arbeitete für die Foto- und Kunstgalerie Lumas. Er publizierte Bücher – etwa über Nan Goldin und Jock Sturges – und konzipierte Ausstellungen in der Schweiz. 2007 hatte er einen grossen Erfolg mit dem Buch «Ein Tag im Leben von», das in Leipzig als schönstes Buch ausgezeichnet wurde.

In Shanghai gab Keller die wichtigste Publikation des Fotografen und Künstlers Xiao Hui Wang heraus. Seit 2010 betrieb er in Zürich die Galerie Walter Keller. Zurzeit sind dort Fotoleinwände von Annelies Strba ausgestellt.

Ein «grosser Ausstellungsmacher»

Keller hat sich bis zu seinem Tod aktiv am kulturellen Leben beteiligt. Vor wenigen Wochen eröffnete er im Landesmuseum in Zürich die Ausstellung «Grosses Kino. Die Schweiz als Film». Die thematische und hervorragend gestaltete Schau zeigt, dass Spielfilme bestens geeignet sind, Mentalitäten und deren Wandel zu beleuchten.

«Walter Keller hat frischen Wind und neue Perspektiven in die Ausstellungslandschaft gebracht, er war auch ein grosser Ausstellungsmacher», so Patrick Frey. Keller hatte noch viele Pläne, er wollte dieser Tage nach Shanghai fliegen. Sein Tod kam vollkommen überraschend.

Sendung: Radio SRF 4 News, Nachrichten, 2.9.14, 16:00 Uhr.

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