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Eröffnung der Ausstellung «Atlas. Kartographie des Schenkens»
Aus Kultur-Aktualität vom 04.10.2019. Bild: Keystone
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Neues Kunstmuseum Lausanne Geschenke, so weit das Auge reicht

Kühne Konfrontationen, überraschende Dialoge: Das neue Kunstmuseum Lausanne eröffnet mit der ersten Ausstellung.

Ein neues Museum, viel Licht und viele Geschenke: Wenn Bernard Fibicher über seine neue Ausstellung im Kunstmuseum Lausanne spricht, ist er in seinem Element.

400 Werke versammelt der Kurator, der zugleich Museumsdirektor ist, in der Eröffnungsausstellung mit dem Titel «Atlas. Kartographie des Schenkens».

Ein Herr im Anzug steht in einem Ausstellungsraum, hinter ihm ein Gemälde und Möbel
Legende: Kurator und Museumsdirektor zugleich: Bernard Fibicher im neuen Kunstmuseum Lausanne. Keystone

Jede Menge Kunst also, die es erst einmal zu ordnen galt. Fibicher entschied sich für eine Einteilung in elf Kapitel.

Er habe eine thematische Einteilung vorgenommen, um die Jahrhunderte zu vermischen, erklärt er. «Damit konnten Verbindungen zwischen einzelnen Kunstwerken und verschiedenen Gruppen von Kunstwerken geschaffen werden.»

Kunst, die weh tut

Dieses Konzept erlaubt kühne Konfrontationen und überraschende Dialoge zwischen alten, modernen und zeitgenössischen Kunstwerken.

Etwa im Raum, der dem Schmerz gewidmet ist. Im Zentrum steht die einzigartige Bronzeskulptur «L'homme au serpant» von Auguste Rodin. Der Mann mit Schlange aus dem Jahr 1887 weicht vor dem Schmerz des Schlangenbisses zurück.

Die Skulptur steht vis-à-vis eines gigantischen, abstrakten, zeitgenössischen Gemäldes des Lausanner Künstlers Philippe Decrauzat. Es lässt die Betrachtenden zurückweichen, weil optische Effekte den Augen Schmerzen bereiten.

Neubau im Praxistest

Hinter dieser Vermischung verschiedener Stile stehe nicht nur eine künstlerische, sondern auch eine logistische Überlegung, sagt Fibicher.

«Wir haben in dieser ersten Ausstellung Video, Malerei, Skulptur und Zeichnung verbunden, um zu testen, ob der Bau dazu taugt, die verschiedensten Kunstwerke ideal präsentieren zu können.»

Ein Betonbau mit Lamellen vor blauem Himmel
Legende: Schlicht, aber markant: Das Kunstmuseum ist Teil des neuen Lausanner Museumsquartiers Platforme 10. Keystone

Der schlichte Bau besteht den Test. Die imposanten Treppenaufgänge sind hell, aber eher kühl. Im Kontrast dazu stehen die Ausstellungsräume. In diesen sorgen eierschalenfarbene Wände und Holzböden für eine warme und intime Atmosphäre. Die Kunstwerke kommen in bestem Licht zur Geltung – vor allem im zweiten Stock mit natürlichem Oberlicht.

«Das ist eine Qualität dieses Baus», sagt Fibicher. «Dieses Tageslicht ist das schönste Licht für Kunstwerke, besonders für Malerei.»

Ein Mann geht durch helle Ausstellungsräume mit Kunstwerken an den Wänden und am Boden
Legende: Helle Räume und Tageslicht bringen die Kunstwerke zur Geltung. Keystone

Die Eröffnungsausstellung soll möglichst vielen Leuten einen breiten Einblick in das Kunsterbe des Kantons geben. Der Eintritt ist deshalb frei – auch dank des Engagements des Kantons Waadt.

Gratis und anspruchsvoll

Nur: Ist die Ausstellung für ein breites Publikum nicht zu anspruchsvoll? «Ein Museum muss anspruchsvoll sein», sagt Fibicher. «Ein Museum ist ein Institut, in dem man den Blick schärfen muss. Man kommt nicht einfach her, um passiv zu konsumieren. Es braucht diesen aktiven Part.»

Dazu bietet das neue Kunstmuseum viel Raum. Für die Eröffnungsausstellung wird die gesamte Ausstellungsfläche von insgesamt 3200 Quadratmetern genutzt.

Im Frühling wird es bunt

Sobald die Eröffnungsausstellung im nächsten Frühjahr abgeschlossen ist, wird ein Flügel des Gebäudes dauerhaft der Sammlung gewidmet, der andere den Wechselausstellungen. Etwa der Ausstellung «Unter der Haut – Wien um 1900» mit Gustav Klimt, Egon Schiele und Oskar Kokoschka.

«Man wird das Museum kaum wiedererkennen», sagt Fibicher. «Weil das ganze erste Geschoss für die Kunst des 18., 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts farbige Wände kriegen wird.»

Die Eröffnungsausstellung gibt aber bereits einen ersten, vielversprechenden Eindruck.

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