«Die Zombie-Apokalypse hat begonnen», sagt Jesse Darling in einem Videostatement zu seinem Kunstwerk «Enclosures, No Medals, No Ribbons». Damit war Darling für den Turner-Preis nominiert. Wie sieht die Zombie-Apokalypse aus?
Verbogene Drängelgitter, Absperrband, Krücken, ausgeblichene britische Fahnen und herumliegende Aktenordner. Die Installation des 41-jährigen Künstlers erinnert an eine hektische Szene an einem Grenzübergang. Eine überstürzte Flucht aus einem Kriegsland?
In der preisgekrönten Installation prangert Darling die feindselige Einwanderungspolitik der britischen Regierung an. Wen lässt man rein? Wer wird ausgegrenzt? Das Werk sei von den Jahren der Sparpolitik und dem Brexit inspiriert worden, sagte der in Berlin lebende Künstler.
Vertraut und doch verrückt
Darling hält Politik und Gesellschaft den Spiegel hin. Sein Werk überzeugte. Von der Jury des Turner-Preises wurde er gelobt für seine «Verwendung von alltäglichen Gegenständen», um eine «vertraute und doch wahnwitzige Welt zu vermitteln, die den Zusammenbruch der Gesellschaft heraufbeschwört».
Sein Werk reflektiere den Zustand der Nation, meinte Jurychef Alex Farquharson, der Direktor der Galerie Tate Britain. Er rüttle an vermeintlichen Vorstellungen von Klasse, Macht und britischer Identität.
Preis der Extraklasse
Für den Turner-Preis nominiert waren vier Kunstschaffende, die ihre Werke in Eastbourne seit September ausgestellt haben. Bereits die Nomination gilt als Auszeichnung. Denn: Der Preis ist die bedeutendste britische Auszeichnung für moderne Kunst.
Benannt ist er nach dem berühmten englischen Maler William Turner, der heute als einer der grössten Künstler Grossbritanniens gilt.
Darling sagt gegenüber dem «Guardian», er habe bereits Pläne, wie er das Preisgeld – die 25'000 Pfund – ausgeben wolle: «Ich werde mir einen neuen Zahn einsetzen lassen, meine Miete bezahlen und meine Freunde auf einen Drink einladen.»