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Vom Museum zum Netzwerk Bund rettet das Alpine Museum, das er selber in Nöte brachte

Erst bangen, dann aufatmen: Warum das Alpine Museum nun doch noch einen beträchtlichen Betrag vom Bund bekommt.

«Kopflos», «brutal», «kannibalistisch»: Solche und ähnliche Worte waren zu hören, als das Alpine Museum letztes Jahr die Hiobsbotschaft erhielt: Um Dreiviertel sollten die Subventionen gekürzt werden, von einer Million auf 250'000 Franken. Grund: Ein Systemwechsel bei der Museumsförderung des Bundes.

Nun aber fliesst doch Geld, 780'000 Franken sogar, einfach aus einer anderen Bundeskasse, aus der Kasse für sogenannte «Netzwerke». Nach einer stringenten Kulturpolitik klingt das nicht. Doch Daniel Menna, stellvertretender Kommunikationsleiter beim Bundesamt für Kultur, sieht das anders. Es sei nicht so, dass das Alpine Museum einfach nur aus einer anderen Kasse finanziert werde, meint er.

«Die Leistungen, die ein Netzwerk erbringen muss, um vom Bund finanziell unterstützt zu werden, unterscheiden sich wesentlich von denjenigen eines Museums», sagt er. «Es ist nicht nur die Kasse, die sich verändert, sondern die komplette Leistungsvereinbarung mit der Institution.»

Ein Mann vor einem Gemälde.
Legende: Nun ist klar: Das Alpine Museum erhält auch künftig einen namhaften Betrag vom Bund. Keystone / ANTHONY ANEX

Geld für Netzwerk, nicht Museum

Es ist ein politisches Kunststück, das Ergebnis von viel Lobbyarbeit: Im September diesen Jahres stufte das Bundesamt für Kultur das Alpine Museum kurzerhand neu ein und erklärte es bundespolitisch zum «Netzwerk». Damit konnte nun plötzlich das Parlament über Subventionen für das Alpine Museum entscheiden.

Doch was genau ist ein solches «Netzwerk»? «Eine Institution, die Expertiseleistungen zugunsten anderer Kulturinstiutionen erbringt. Und zwar in den Bereichen Erschliessung, Erhaltung oder Vermittlung des kulturellen Erbes», erklärt Daniel Menna.

Bisher erhalten fünf sogenannte «Netzwerke» Geld vom Bund, darunter die Stiftung Schweizer Tanzarchiv, die Schweizerische Stiftung für Fotografie und die Stiftung Schweizer Museumspass.

Dezentral und lokal

Wie das Alpine Museum dazu passt, interessiert Direktor Beat Hächler nicht. Er ist einfach froh um das Geld. Doch was heisst das nun, wenn das Alpine Museum künftig als «Netzwerk» finanziert wird?

«Wir werden beides sein», sagt Hächler. «Einerseits das Museum mit seinem physischen Sitz in Bern, andererseits kommt die Netzwerktätigkeit dazu, die etwas weiterentwickeln will, was wir in Ansätzen schon tun.»

Etwa das Entwickeln gemeinsamer Projekte mit lokalen Akteuren in Berggebieten, sagt Beat Hächler. «Wir haben ein Pilotprojekt, das im nächsten Jahr laufen wird, mit Werkstattgesprächen in drei regionalen Museen – St. Moritz, Engelberg und Airolo. Ein Thema könnte sein: Welche Identität hat ein Touristenort wie St. Moritz?»

Es sind also relevante Gegenwartsthemen, die das Alpine Museum behandeln will. Damit hat es bereits bisher gepunktet. Nun will man dasselbe tun, einfach dezentral, in den Regionen, nicht nur im Stammhaus am Berner Helvetiaplatz.

Was erwartet der Bund? «Das Alpine Museum muss die Grundanforderungen an ein Netzwerk erfüllen», sagt Daniel Menna. «Wie die Leistungen im Einzelnen im Konkreten aussehen, das ist Gegenstand der Leistungsvereinbarung.»

Trotzdem finanziell ungemütlich

Das Geld, das der Bund nun gesprochen hat, ist ausdrücklich für diese Netzwerk-Aktivitäten vorgesehen, nicht für das Museum als Institution. Damit steigt der Kostendruck auf den Museumsteil. Dort mangelt es an Geld. Mit einer zusätzlichen Sponsorensuche ist Hächler vorsichtig.

«Im Moment müsste man alle Varianten prüfen. Aber das Alpine Museum tut diesbezüglich schon sehr viel», sagt er. «Wir haben einen Eigenfinanzierungsgrad von rund 45 Prozent.» Und viel mehr ist bei Privaten kaum zu holen.

Kurzum: Das Alpine Museum hat neu als «Netzwerk» wieder eine Perspektive. Doch die finanzielle Lage bleibt ungemütlich.

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