Ob für die SBB, die damalige PTT oder den Fischer-Verlag: Kurt Wirth gestaltete für grosse Auftraggeber, von Plakaten über Münzen und Briefmarken bis hin zu Medaillen.
«Kurt Wirth hat als Grafiker ein breites Spektrum abgedeckt», sagt Moreno Tuttobene. Er ist selbst Grafiker und Kurator der Ausstellung im Kornhausforum. Es sei diese Vielfalt, die Kurt Wirth zu einer führenden Persönlichkeit der Schweizer Grafik des 20. Jahrhunderts mache.
Ein Perfektionist
Bei seiner Gestaltung war Kurt Wirth ein Perfektionist. Immer und immer wieder müsse der Grafiker sein Werk überprüfen und verbessern, sagte er in einem Radio DRS-Interview Ende der 1980er-Jahre.
Er erklärte, wie er beim Gestalten einer Briefmarken-Serie vorgeht: «Erst wenn alles zusammen so stimmt, dass die Leute nichts mehr merken von den Problemen, die man gelöst hat – dann ist es gut», so Wirth.
Von Illustrationen zu Plakaten
Bereits im Alter von 20 Jahren gründete Kurt Wirth sein eigenes Atelier. War er anfangs vor allem als Illustrator tätig, machte er sich in den 1950er-Jahren als Gestalter von Plakaten einen Namen – auch international.
Unvergessen ist sein Plakat «Convair Metropolitan», das für einen damals neuen Flugzeugtypen der Swissair warb. Auf einem blauen Hintergrund ist die Maschine frontal abgebildet, als würde sie auf den Betrachter zufliegen.
Im Hintergrund ist das neue Radarsystem der Maschine dargestellt. «Diese Liebe für technische Aspekte war typisch für Kurt Wirth», so Kurator Moreno Tuttobene.
Weltweiter Erfolg
Das Swissair-Plakat ist bis heute Teil der Sammlung des Museum of Modern Art in New York. Auch dank Kurt Wirth verbreitete sich der Schweizer Grafikstil mit seiner klaren gestalterischen Haltung weltweit.
Zu ihrem guten Ruf hatten die Schweizer Grafiker auch mit eigenen Publikationen beigetragen, sagt Moreno Tuttobene: «Die Schweizer Grafiker waren sehr clever. Ihre Publikationen wurden auf der ganzen Welt studiert – viele Schweizer Grafiker wurden weltweit als Gastdozenten angefragt.»
Gleichzeitig profitierten die Grafiker in der Schweiz seit den 1940er-Jahren von Wettbewerben. Preise wie jenen für «Das beste Schweizer Plakat» oder «Das schönste Schweizer Buch» habe es im Ausland damals nicht gegeben: «Die Wettbewerbe haben die Grafiker angespornt.»
Zeichnen war ihm wichtig
Wie seine Kollegen arbeitete Kurt Wirth mit Reduktion und serifenloser Typographie. Der Gestalter habe aber immer wieder eigene Wege eingeschlagen, so Moreno Tuttobene.
Er sei auch untypisch für die Schweizer Gestalter der damaligen Zeit gewesen. Anders als seine Kollegen habe er wenig mit Fotografien gearbeitet: «Bei seinen Aufträgen merkt man sofort, wie wichtig das Zeichnen für ihn war.»
Zu Unrecht ist sein Name nach seinem Tod 1996 etwas in Vergessenheit geraten: Kurt Wirth war ein grosser Gestalter, ein Leben lang.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 12.9.2017, 17.22 Uhr