Mehr als 24'000 Gemälde sind heute in einem Depot untergebracht. Auch wenn er viele Villen besass, verfügte auch ein Berlusconi nicht über den nötigen Raum, um seine Gemälde an die Wände zu hängen. Jetzt, nach seinem Tod, überlegen seine Erben, was sie mit dieser Sammlung machen sollen. Die Kinder scheinen sich nicht für die Kunst zu interessieren.
Silvio Berlusconi litt unter Schlafstörungen. Und so vergnügte er sich nachts entweder in guter Gesellschaft oder vor dem Fernseher. Wie er selbst immer wieder erklärte, schaute er vor allem Verkaufssendungen von TV-Kunstkanälen. Da wird keine bedeutende Kunst verkauft, sondern Zweit- und Drittklassiges: vieles von zweifelhaftem Wert.
Galerie ohne Geschmack
Als Berlusconi zum ersten Mal persönlich in einer dieser Verkaufssendungen anrief und seinen Namen nannte, antwortete ein junger Mann: «Ok, und ich bin Napoleon!» Die Sache klärte sich schnell auf und so wurde der Milliardär der vielleicht wichtigste Kunde des Senders Telemarket.
Rund 20 Millionen Franken gab Berlusconi für Gemälde aus. Ein guter Freund, der Kunsthistoriker und heutige Kulturstaatssekretär Vittorio Sgarbi, wurde zwar vor jedem teuren Kauf um Rat gebeten, aber: «Silvio kaufte nur, was ihn direkt und instinktiv ansprach», erklärte Sgarbi. Berlusconi folgte nicht dem Rat des Kunsthistorikers, der ihm immer wieder davon abriet, Masse, statt Klasse zu kaufen.
Kostenpunkt: 800 ' 000 Franken pro Jahr
Berlusconis bevorzugte Sujets waren Landschaften, Madonnen mit Christuskindern und – wie kann es anders sein – weibliche Akte. Ob Barock oder zeitgenössisch: Der Medienzar folgte ganz seinem persönlichen Geschmack.
Nach seinem Tod im Juni dieses Jahres wurde die Existenz eines grossen Depots bekannt, in Norditalien und nicht weit von seinem privaten Schloss Villa San Martino entfernt. Dort sind die rund 24'000 Gemälde untergebracht.
Der Unterhalt kostet seine Erben etwa 800'000 Franken im Jahr. Denn bei diesem Kunst-Hangar wurde in Sachen Sicherheit und korrekter Klimatisierung nicht gekleckert, sondern geklotzt.
Einen «Berlusconi» im Wohnzimmer?
Doch die Erben des Selfmademans können mit Kunst nicht viel anfangen. Sie sind mit der Leitung des Familienimperiums beschäftigt. Sie erklärten, dass sie beizeiten nach Kunst gucken würden, die ihnen gefällt. Der Rest, so heisst es aus gut informierten Kreisen um seine älteste Tochter Marina Berlusconi, werde verkauft.
Und so ist nicht ausgeschlossen, dass Berlusconis Madonnen, seine weiblichen Akte in Öl und die Landschaftsbilder bald schon wieder in privaten TV-Kanälen zum Kauf stehen. Leckerbissen für die vielen Fans des Medienzaren, die sicherlich gern eine echte Berlusconi-Devotionalie bei sich daheim hätten.