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250 Jahre Jane Austen Rebellin im Empire-Kleid: Jane Austens Leben als Graphic Novel

Ihre Werke wie «Stolz und Vorurteil» oder «Emma» sind allseits bekannt, beliebt und wurden vielfach adaptiert. Auch heute noch hält die Faszination für Jane Austen an. Eine Graphic Novel verarbeitet nun Facetten ihrer Biografie: charmant, detailreich und voller versteckter Anspielungen.

Alle Austen-Biografien befänden sich in einem Graubereich zwischen Forschung und Spekulation, so heisst es im Vorwort der Graphic Novel «Jane Austen. Ihr Leben als Graphic Novel», die sich selbst davon nicht ausnimmt. Und doch fusst das Buch auf den fundierten Kenntnissen von Professorin Janine Barchas – und das ist im Text spürbar.

Frau in gelbem Kleid mit Papier, Text
Legende: Das zu Jane Austens 250. Geburtstag erscheinende Buch «Jane Austen. Ihr Leben als Graphic Novel» ist die erste Austen-Biografie im Graphic-Novel-Format. Janine Barchas/Isabel Greenberg/Penguin Verlag

Obwohl Jane Austens Schwester Cassandra einen Grossteil der Briefe von Jane nach deren Tod verbrannte, bleibt genügend Grundlage, um das Leben der literarischen Ikone rekonstruieren zu können.

Das Schreiben als konstanter Begleiter

Die Graphic Novel folgt einer aufstrebenden Autorin, die in der männlich dominierten Gesellschaft des 19. Jahrhunderts belächelt wird und deren Romane als «dummes Zeug» abgetan werden. Ihr erstes Manuskript wird postwendend zurückgeschickt.

Diesen Stimmen und finanziellen Schwierigkeiten – denn weder Jane noch Cassandra sollten je heiraten – zu Trotz lässt sich Jane nicht vom Schreiben abbringen, bis sie letztendlich doch Erfolg hat.

Comic-Panel im Mittelalterstil zeigt Personen, die Briefe und Gegenstände in einem Schloss besprechen.
Legende: Gelbes Kleid in grauer Kulisse – und immer wieder pinke Szenen: Mit Jane und Cassandra Austen reisen die Lesenden zurück ins England Anfang des 19. Jahrhunderts. Janine Barchas/Isabel Greenberg/Penguin Verlag

Die Illustrationen von Isabel Greenberg lassen Jane in ihrem gelben Kleid erstrahlen. Aber nicht durch leuchtende Farben, denn diese sind für Janes Vorstellungskraft reserviert. In hellen Pinktönen werden Szenen aus den Romanen eingeflochten und die Inspiration dahinter in Janes Leben verortet.

Seien dies gotische Burgen und Schauerromane von Ann Radcliffe oder Frances Burney oder das Land- sowie das Stadt-Leben der Regency-Ära.

Rebellion durch Sarkasmus

Als unverheiratete Frauen im 19. Jahrhundert sind die Austens zeitlebens auf die Unterstützung männlicher Verwandter angewiesen. Erst der Vater, dann Onkel und zuletzt die Brüder sorgen dafür, dass Jane, Cassandra und deren Mutter stets ein Dach über dem Kopf haben.

Buchhinweis

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Janine Barchas und Isabel Greenberg: «Jane Austen. Ihr Leben als Graphic Novel». Aus dem Englischen von Eva Bonné. 144 Seiten. Penguin, 2025.

Gegen die männliche Herablassung, der Jane Austen als angehende Autorin begegnet, wehrt sie sich mit bissigem Sarkasmus. Beispielsweise im fiktiven Gespräch mit einem Stoffverkäufer, der Janes Lieblingsautorin Frances Burney schmälert. So entgegnet Jane: «Sie sprechen vom schlechten französischen Geschmack, dennoch führen Sie französische Spitze. Keine einheimische Spitze, die meinen Patriotismus beweist?»

Ähnlich clever zeigt sich Jane in einem Brief, den sie an Crosby & Co. schreibt, die ihr Manuskript für «Die Abtei von Northanger» zwar gekauft, aber nie veröffentlicht hatten. Der Text wurde anonym gehandelt, daher nutzte Jane im Brief, um das Manuskript zurückzufordern, ein Pseudonym: Mrs. Ashton Dennis. Die Unterschrift liess zweifelsfrei auf Janes Gemütszustand schliessen: «Gentlemen, ich verbleibe – M. A. D.»

Comic über zwei Frauen, die über Briefe und das Geschäft ihres Vaters sprechen.
Legende: Jane’s mad: Mit Witz und Schlagfertigkeit umschifft Jane Austen die Klippen der Konventionen. Janine Barchas/Isabel Greenberg/Penguin Verlag

Ein Buch für alle

Gerade Jane Austens Eigensinnigkeit und ihre Liebe für Literatur sorgen für eine unterhaltsame Biografie, die von den minimalistischen Illustrationen getragen wird.

Wer Jane Austen noch nicht kennt, wird in der Graphic Novel auf spielerische Art Neues lernen, aber auch Austen-Fans kommen auf ihre Kosten. Denn im Buch sind unterschiedliche Verweise auf Austens Romane, Briefe oder auch die Verfilmungen versteckt.

Wie die Bücher von Jane Austen selbst ist diese Graphic Novel ein farbenfrohes Leseerlebnis, unterhaltsam und informativ zugleich. Denn zu allen Andeutungen findet sich im Glossar eine Erläuterung.

Radio SRF 2 Kultur, Passage, 12.12.2025, 20:00 Uhr

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