Wo «Asterix» draufsteht, ist auch «Asterix» drin: Römer werden verprügelt, Piraten versenkt, Zaubertrank getrunken, und am Schluss gibt’s ein Festmahl. Das ist im 41. Band «Asterix in Lusitanien» nicht anders: Asterix ist zu erfolgreich und zu wertvoll, als dass zu viel am Rezept herumgeschraubt werden darf.
Es ist wie beim Zaubertrank: Die Ingredienzen sind immer dieselben. Auch wenn wir hier erfahren, dass Miraculix den Zaubertrank dann und wann mit ein paar Tropfen Garum würzt. Und darum, um Garum, das antike Würzmittel aus vergorenem Fisch, geht’s in «Asterix in Lusitanien».
Lokalkolorit
In Olisipo (Lissabon) schmachtet der unabhängige Garum-Produzent Schãoprozes in einem römischen Kerker. Ihm droht der Tod im Zirkus, weil er mit seinem Garum angeblich Cäsar vergiften wollte.
Das ist eine dreiste Lüge, und so reisen Asterix, Obelix und Idefix kurzerhand in die römische Provinz Lusitanien (heute besser bekannt als Portugal), um Schãoprozes' Unschuld zu beweisen.
Diese Reise nehmen der Texter Fabcaro und der Zeichner Didier Conrad zum Anlass, tief in die Klischees, Stereotypen und Eigenheiten Portugals einzutauchen: Die süssen Pastéis de Nata entpuppen sich als prima Wurfgeschosse zum Ausbremsen von Legionären.
Und die sprichwörtliche Melancholie, die Saudade, der Portugiesen sowie die dazu passenden traurigen Fado-Lieder rauben selbst Obelix bisweilen Energie und Lebensmut. Auch kulinarisch leidet Obelix, weil ihm statt Wildsão nur salziger Kabeljão vorgesetzt wird.
Mandarfjanix und Elonmus
Als der Bösewicht entpuppt sich der globale Garum-Fabrikant Croesus Lupus, der mit seinem industriell produzierten Garum-Lupus die lokalen Produzenten verdrängen will und dabei von der korrupten römischen Kolonialmacht um den Gouverneur Fetterbonus unterstützt wird.
«Asterix in Lusitanien» ist eine gut gelaunte Satire des globalen Kapitalismus’, auch Elonmus und der Medienmogul Marcus Zuckergus kriegen ihr Fett ab. Herrlich ist überdies die Karikatur des gallischen Wutbürger-Rentnerpaars Mandarfjanix und Flottebine, das in seinem Wohnkarren durch Lusitanien gondelt und über Politiker, Beamte und Migranten schimpft.
Ihren grossen Auftritt hat Flottebine, als sie Asterix und Obelix in zwei Portugiesen verwandelt – mit schwarz gefärbten Haaren und Schnäuzen, aber ohne Zöpfe. Allein für diesen Anblick des hektischen Knirpses und des lässigen Dicken (so ihre steckbriefliche Beschreibung) lohnt sich der Blick in diesen Band.
Passwort mit Sonderzeichen
Im Spiel mit Anachronismen läuft der Autor Fabcaro zu grosser Form auf. Als Asterix und Obelix die Firmenzentrale von Garum-Lupus betreten wollen, müssen sie zunächst in einem – natürlich – umständlichen Prozedere ein Benutzerkonto samt Passwort mit Zahlen und Sonderzeichen einrichten.
Dann werden sie verwechselt und in eine «Cerebrum Tempestas» gelotst, eine Brainstorm-Sitzung, in der smarte junge Menschen sich neue Slogans für das Garum-Lupus ausdenken.
Solche anachronistischen Scherze und andere komische Situationen gibt es viele – sie sind die Garum-Spritzer, die das 41. Abenteuer von Asterix und Obelix würzen und zum Genuss machen. Zum Glück für Obelix endet auch dieses Abenteuer mit dem obligaten Festmahl – ohne Kabeljão natürlich, dafür mit viel Wildsão.