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Autor und Aktivist gestorben Amos Oz hat sich dort engagiert, wo es wirklich weh tut

Amos Oz wurde 1939 in Jerusalem geboren. Er gilt als der bekannteste zeitgenössische Autor Israels, aber auch als Friedensvisionär. Jetzt ist er im Alter von 79 gestorben.

Amoz Oz löste heftige Kontroversen aus, weil er sich im israelisch-palästinensischen Konflikt exponierte. Aber im Auftreten war er ein Menschenfreund – kein kalter Ideologe, sondern einer, der sich von anderen Positionen überraschen liess.

Auch als Romancier liess sich Oz von seinen Figuren überraschen. Das macht seine literarischen Werke lebendig.

Immer wieder betonte Oz, dass die Literatur nicht die politische Diskussion ersetzen könne. Aber die Literatur ermögliche es, sich in andere Menschen, auch in potentielle Feinde hineinzuversetzen. So lerne man deren Ansichten und Empfindlichkeiten besser verstehen.

Die Herkunft lässt sich nicht auslöschen

Ein wichtiges Werk ist der grosse autobiografische Roman «Eine Geschichte von Liebe und Finsternis». Oz selber nennt ihn eine Tragikomödie über die ersten Einwanderer.

Diese Einwanderer hofften, ihre Herkunft vergessen und neu anfangen zu können. Aber die Herkunft liess sich nicht auslöschen. Sie verfolgte die Einwanderer bis zuletzt, selbst noch in ihren Träumen und Gefühlen

Man begreift nach der Lektüre dieses Buches erst, was es heisst, in einer Wüstengegend neu anfangen zu müssen. Man lernt in dem Roman auch, was Menschen – ohne es zu wollen – einander antun, weil sie nicht aus ihrer Haut schlüpfen können.

Im Roman «Judas» versucht Oz, die Geschichte des Neuen Testaments neu zu deuten. Alle können Jesus leicht folgen und sich mit ihm identifizieren. Aber was ist mit Judas?

Dieser Negativfigur geht Amos Oz fast wie ein Kriminalspezialist nach, versucht vor allem auch die Frage zu lösen, warum Judas seinen Lehrmeister, und Gott und die Jünger verrät.

Vorwurf des Verräters

Es gibt da die gefährliche Nähe von Judas und den Juden. Dem Verräter-Vorwurf war Amoz Oz auch im eigenen Leben mehrfach ausgesetzt.

Nicht nur Antisemiten haben ihn damit eingedeckt, sondern auch israelische Landsleute, weil Oz konsequent darauf beharrte, dass Israel nicht nur den israelischen Juden gehöre, sondern auch den Palästinensern.

Für ihn war es so, dass die Israeli keine Alternative haben, als mit den Palästinensern zu koexistieren. Dieses Eintreten für die Zwei-Staaten-Bildung und das Engagement in der Friedensbewegung war für viele Landsleute eine grosse Provokation.

Amoz Oz war in geradezu vorbildlicher Weise ein Intellektueller und Schriftsteller zugleich. Er hat sich stark engagiert, und zwar dort, wo es wirklich weh tut.

Dennoch verlor er sich nicht in Engagements, sondern fand eine Sprache, um überzeugende literarische Romane zu schreiben. Das versuchen viele Autoren, aber nur wenige sind wie Amoz Oz sowohl als Schriftsteller als auch als politische Denker und Aktivisten überzeugend.

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