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Literatur Bundesgeld für Buchverlage: Ein Tropfen auf den heissen Stein

Das Bundesamt für Kultur unterstützt über fünf Jahre 67 Verlage aus der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz mit insgesamt 1,6 Millionen Franken jährlich. Die Förderung soll die Vielfalt der Schweizer Literaturlandschaft stärken. Auffällig: Ein Grossverlag geht leer aus.

Der starke Franken macht den Schweizer Verlagen zu schaffen. Auch die Kleinräumigkeit des einheimischen Marktes, die Konkurrenz durch internationale Konzerne und die fehlende Buchpreisbindung.

Deshalb hat das Parlament – im Rahmen der Beratung zur Kulturbotschaft für die Jahre 2016 bis 2020 – neu ein Konzept spezifisch für die Verlagsförderung verabschiedet. Insgesamt steht ein Budget von jährlich 1,6 Millionen Franken zur Verfügung.

Kulturelle Rolle stärken

Jetzt hat das Bundesamt für Kultur (BAK) bekannt gegeben, wohin das Geld fliesst: Von den 67 unterstützten Verlagen sind 43 in der deutsch-, 19 in der französisch- und 5 in der italienischsprachigen Schweiz tätig.

46 grössere Verlagshäuser erhalten für die Jahre 2016 bis 2020 Strukturbeiträge in der Höhe zwischen 7'500 und 80‘000 Franken pro Jahr. 21 kleinere Verlage bekommen für die Jahre 2016 - 2018 Förderprämien zwischen 5‘000 und 7‘500 Franken jährlich.

Das BAK hat die Verlage beurteilt und gewichtet, insbesondere nach deren kulturellen Orientierung, Ausstrahlung und Reputation. Die Förderbeiträge sollen die kulturelle Rolle der Verlage stärken, indem sie ihnen ermöglichen, ihre verlegerische Arbeit fortzusetzen.

Nagel & Kimche geht leer aus

Ein prominenter Verlag fehlt auf der Liste: Nagel & Kimche. Ein Verlagshaus, das so prominente Namen der Schweizer Literatur verlegt wie Evelyne Hasler, Charles Lewinsky, Milena Moser, Wilfried Meichtry oder Erwin Koch.

Das BAK begründet auf Nachfrage, dass der Verlag als Tochter des deutschen Verlags Hanser die Kriterien für die Fördergelder nicht erfülle. Allerdings wird in diesen Kriterien eine ausländische Beteiligung nicht explizit erwähnt.

Audio
Lucien Leitess über das Bundesgeld für Buchverlage
aus Kultur kompakt vom 30.09.2016.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 54 Sekunden.

In den Anforderungen des BAK steht: Der Verlag muss seit mindestens vier Jahren im Buchmarkt präsent sein und regelmässig Titel produzieren, seinen Sitz und den Mittelpunkt seiner Tätigkeit in der Schweiz haben sowie eine professionelle Verlagstätigkeit aufweisen. Ausserdem muss er seinen Autorinnen und Autoren faire Vertragsbedingungen anbieten. Diese Bedingungen erfüllt Nagel & Kimche.

Tropfen auf den heissen Stein

Mit 67 Verlagen, die vom Fördergeld profitieren, ist der Reigen der Empfänger breit gestreut und sind die Beträge relativ klein. Peter Haag vom Verlag «Kein & Aber» nannte gegenüber SRF Kultur den Strukturbeitrag von 80‘000 Franken wohlwollend einen «Milchschemel», auf den er stehen könne, um besser mit den Giganten in Deutschland konkurrenzieren zu können.

Philipp Keel vom grössten Schweizer Verlag Diogenes ergänzt: Der Förderbetrag reiche natürlich nicht aus, um die Umsatzeinbusse auszugleichen, die Verlage seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses einstecken mussten.

Nicht im Regen stehen lassen

Dennoch, sagt SRF-Literaturredaktorin Luzia Stettler, sei die Verlagsförderung grundsätzlich erfreulich. Das Parlament habe ein Versprechen eingelöst, das es abgegeben habe, als die Buchpreis-Bindung gescheitert war.

Damit werde ein Zeichen gesetzt: «Man will die Schweizer Buchbranche nicht einfach im Regen stehen lassen.»

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 29.9.2016, 16:30 Uhr

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