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Graphic Novel eines Patchwork-Kindes: Luzia Stettler über «Drei Väter»
Aus Kultur-Aktualität vom 30.07.2019. Bild: Edition Moderne
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Comic über Patchwork-Familie «3 Väter» gewinnt den Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis

Nando von Arb gewinnt den ersten Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis. Dieser ist im Rahmen der Solothurner Literaturtage verliehen worden. In seiner Graphic Novel erzählt der Zürcher Geschichten über seine eigene Kindheit.

«3 Väter» hat schon einige Auszeichnungen bekommen. Aber der Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis bedeutet Nando von Arb besonders viel: «Er freut mich extrem, weil ich die Auszeichnung nicht erwartet hatte. Sie macht mir Mut, mich weiterhin mit der Kinder- und Jugendliteratur zu befassen.»

Christine Lötscher, Präsidentin der fünfköpfigen Jury, sagt, es sei ein wunderbares Siegerbuch, «weil es sehr originell ist, weil es das Erzählen in Sprache und Bild auf ganz besondere Art verbindet, aber auch weil es ein Thema mit viel Tiefgang und Humor aufgreift, das viele Kinder und auch Erwachsene aus eigener Erfahrung kennen – Patchworkfamilien.»

In «3 Väter» erzählt der 28-jährige von Arb aus Sicht eines kleinen Jungen von seiner Kindheit. Wie es ist, mit einer alleinerziehenden Mutter, zwei Geschwistern und – eben – drei Vätern aufzuwachsen. Der erste ist sein leiblicher Vater, der zweite der Vater seiner Schwester und der dritte der Partner seiner Mutter.

Offenheit gegenüber allen Familienkonstellationen

Die Geschichte wird episodenhaft auf rund 300 Seiten erzählt. Es geht um Sorgen, Schmerz, aber auch um Nestwärme und Geborgenheit. Die Mutter ist dargestellt als Vogel mit riesigen Flügeln, stets darauf bedacht, alle zu beschützen.

Zur Person

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Nando von Arb hat an der Hochschule Luzern Illustration und Fiction studiert. Momentan macht er den Master in Fine Arts in Ghent, Belgien.

Der Schweizer Kinder- und Jugendbuchpreis ist mit 10'000 Franken dotiert und wird getragen vom Schweizerischen Institut für Kinder und Jugendmedien, dem Schweizer Buchhändler- und Verlegerverband und den Solothurner Literaturtagen.

Der leibliche Vater ist ein Wolfswesen, der zweite trägt Perret und hat Stelzenbeine – mit ihm kann man Spass haben. Und der dritte Vater ist ein Riese mit kleinem Kopf – er ist der Fels in der Brandung.

Nando von Arb zeichnet archaisch, im Stil bewusst an Kinderzeichnungen angelehnt. Mit wenigen, scheinbar einfachen Strichen erfasst er eine Situation. Viele Bilder sind schwarz-weiss, manchmal unterbrochen von gedeckten Farben.

Ungehemmt habe er gezeichnet und geschrieben, erzählt er. Wichtig sei ihm gewesen, seine Erfahrungen als Kind einer Patchworkfamilie zu teilen und zu zeigen, dass man spezielle Familiensituationen nicht kleinmachen solle: «Man kann eine schöne, spannende, reiche Kindheit haben, egal, wie die Familienkonstellation aussieht. Familie bedeutet nicht in erster Linie Blutsverwandtschaft, sondern es geht um die Menschen, die wichtig sind für einen.»

Buchhinweis

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Nando von Arb: «Drei Väter». Edition moderne, 2019.

«3 Väter» ist ein Buch für alle. Für das Kind, das in einer Patchworkfamilie aufwächst genauso wie für einen kunstinteressierten Erwachsenen. Schön, wenn dabei auch die Werte, für die Nando von Arbs Buch steht, in allen Generationen ankommen: Offenheit und Toleranz.

Sendung: Radio SRF 1, Nachrichten, 23.5.2020, 16.00 Uhr

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