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Es mangelt an Papier Papier ist zu teuer, Bücher sind zu billig

Papier ist Mangelware, die Preise sind explodiert. Das trifft den Buchhandel und die Verlags-Branche hart.

Der Präsident des Branchenverbandes sieht eine ganze Reihe von Problemen und sagt, dass eine Erhöhung der Buchpreise zwar fällig, aber unwahrscheinlich sei.

Thomas Kramer

Verleger

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Thomas Kramer ist Verleger von Scheidegger und Spiess und von Park Books sowie Präsident des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbandes SBVV.

SRF: Die Kosten für Papier sind in den letzten zwölf Monaten bis zu 80 Prozent gestiegen. Was sind die Gründe dafür?

Thomas Kramer: Die Gründe sind mannigfaltig. Zum einen gibt es generelle Rohstoff-Schwierigkeiten für Papier. Zum anderen sind es coronabedingte Engpässe in Lieferketten und Ausfälle von Produktionsstätten. Wegen Corona werden zum Teil mehr Papier-Rohstoffe für Verpackungsmaterial gebraucht wurde.

Ist ein Buch nicht mehr lieferbar, kann man nicht einfach nachdrucken.

Dazu kommen die Probleme des Transports auf den Weltmeeren. Zudem gab es einen sehr grossen Streik von Papierarbeitern in riesigen Werken in Finnland. Es ist ein multipolares Ursachenfeld, das sich nicht so leicht auseinanderdröseln lässt.

Was bedeuten der Preis-Zuwachs und der Mangel an Papier für Verlegerinnen und Autoren?

Verlegerinnen und Verleger müssen viel genauer planen, da sie sehr lange im Voraus Papiere bestellen müssen. Sie haben keine Flexibilität mehr, wenn ein Buch besser verkauft wird und plötzlich nicht mehr lieferbar ist. Dann kann man nicht einfach nachdrucken, sondern es dauert womöglich vier Monate, bis wieder Papier zur Verfügung steht.

Es ist eine echte Herausforderung, die sich als zusätzliche Erschwernis auch auf Autorinnen und Autoren niederschlägt.

Bekommt das auch die Leserschaft zu spüren?

Zuerst einmal muss man sagen, dass die Buchpreise seit Jahrzehnten nicht mit der Teuerung Schritt gehalten haben. Kaffee, Bahntickets, Kino – was auch immer – sind in den letzten 30 Jahren markant teurer geworden. Ein durchschnittlicher Roman ist heute aber genau gleich teuer wie vor 30 Jahren.

Die Verlage müssten eigentlich die Preise erhöhen.

Das ist ein Problem für die Branche, gleichzeitig ist die Kundschaft in der Regel nicht bereit, Preiserhöhungen zu schlucken. Darum sind eigentlich alle immerzu skeptisch, was eine Anpassung der Preise betrifft. Die Verlage müssten eigentlich die Preise erhöhen, tun es aber nicht, weil sie Angst haben, dass die Konkurrenz nicht mitzieht.

Spitzt sich die Situation jetzt zu?

Ja, wir haben nun mit der markanten Erhöhung der Papierpreise ein zusätzliches kritisches Problem. Ich nehme an, dass es womöglich moderate Preiserhöhungen geben wird. Aber nur in einem ganz kleinen Bereich, weil die Verlage in Deutschland, Österreich und der Schweiz sehr vorsichtig sind mit Preiserhöhungen.

Werfen wir einen Blick in die Zukunft: Was passiert in der Schweizer Verlegerlandschaft, wenn die Papierpreise weiter so hoch bleiben oder sogar weiter steigen?

Es führt zu mehr Stress und zu mehr Arbeit für die Verlegerinnen und Verleger. Ich glaube nicht, dass es Schliessungen von Verlagen geben wird, aber es erhöht die Schwierigkeit, durchs Geschäftsjahr zu kommen.

Das Gespräch führte Anna Jungen.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 2.5.2022, 08:15 Uhr. ; 

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