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Grand Prix Literatur 2024 Höchste Schweizer Literaturauszeichnung für Klaus Merz

Der Aargauer Autor Klaus Merz ist ein Meister der ruhigen Töne. Nun erhält er den Grand Prix Literatur der Eidgenossenschaft für sein Lebenswerk. Endlich.

Mit Klaus Merz werde eine «eher leise, jedoch umso eindringlichere und gewichtige Stimme ausgezeichnet», schreibt das Bundesamt für Kultur. Es vergibt jährlich den mit 40'000 Franken dotierten Grand Prix Literatur für ein Gesamtwerk. Er ist die höchste Literaturauszeichnung der Schweiz.

Klaus Merz’ Werk sei durch «Innenschau und sprachliche Verdichtung» geprägt. Tatsächlich braucht er etwa im Gedicht «Im Gebirg» vom vergangenen Jahr ganze vier Verse, um die Szenerie des anbrechenden Bergfrühlings zu schildern:

«Wenn die Wechte erwacht, / wächst aus ihrem warmen / verschneiten Geschlecht / ein Bub namens Lenz.»

Wer ist Klaus Merz?

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Portraitbild von Klaus Merz
Legende: SRF

Klaus Merz wurde am 3. Oktober 1945 in Aarau geboren und ist im aargauischen Menziken aufgewachsen. Er absolvierte eine Sekundarlehrerausbildung und hatte danach ein Teilpensum für Sprache und Kultur an einer Höheren Fachschule inne.

Klaus Merz lebt – unterbrochen durch längere Auslandaufenthalte – seit Jahren als freier Schriftsteller in Unterkulm. Vor dem Schweizer Grand Prix Literatur 2024 wurde Klaus Merz bereits mehrfach ausgezeichnet – unter anderem mit dem Gottfried Keller- und dem Friedrich Hölderlin-Preis.

Mehr zu lesen und hören von Klaus Merz gibt es auf der SRF-Literaturplattform « Ansichten ».

Das ist typisch: Man spürt, da ist einer am Werk, der mindestens so viel wieder streicht, wie er schreibt. Und dadurch den Texten jenen unverwechselbaren schwebenden Ton verleiht.

Lesen und sich einbringen 

Der Lyriker und Dichter unterschlägt oft gezielt vermeintlich wichtige Angaben. Um Lesende zu irritieren. Oder vielleicht besser: Um sie anzuregen, die Leerräume kraft eigener Gedanken selbst zu füllen. So heisst es etwa im Gedicht «Zum Schulabschluss» von 2019:

«Vor euch das Leben / als weit verzweigtes / Abstellgleis. / Ein anderes Schienen- / netz steht uns nicht / zur Verfügung. / Und der Prellbock / als letzte Instanz. / Verzeiht.»

Mit einem Minimum an Worten stellt das Gedicht die Frage nach den Möglichkeiten und Beschränkungen des menschlichen Strebens. Und nach der Vergänglichkeit.

Und was lösen die Verse aus? Zuversicht oder Resignation? Wie bei aller starken Lyrik sind in Klaus Merz’ Texten meist verschiedene Deutungen möglich.

Lyrik als Königsdisziplin

Seine erste Veröffentlichung war der Gedichtband «Mit gesammelter Blindheit» von 1967. Zur Lyrik ist er immer wieder zurückgekehrt.

Eine Auswahl seiner Werke

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  • Klaus Merz: «Werkausgabe in sieben Bänden», hg. v. Markus Bundi, Hamyon 2015.
  • Klaus Merz: «Jakob schläft. Eigentlich ein Roman», 4. Aufl., Haymon 2014.
  • Klaus Merz: «Der Argentinier», 4. Aufl., Haymon 2016.
  • Klaus Merz: «firma», Haymon 2019.
  • Klaus Merz: «Noch Licht im Haus», Haymon 2023.

Je älter der Autor wurde, desto konsequenter benützte er sie als Spielfeld, um Stoffe sprachlich auf ihr Innerstes zu reduzieren. Und um zu tieferen philosophischen Bedeutungen vorzudringen.

Gedichte zu schreiben, sagte Klaus Merz einmal in einem Interview mit SRF, sei «wie einen Brillanten zu schleifen, damit möglichst viel Licht in einen kleinen Stein hineingerät».

Lyrische Prosa

Auch Klaus Merz’ Prosatexte sind lyrisch verdichtet. Etwa die Novelle «Der Argentinier» von 2009 über einen Schweizer, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg aufmacht, in Südamerika sein Glück zu suchen.

Spezialpreis Übersetzung und Schweizer Literaturpreise 2024

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Der mit 40'000 Franken dotierte Spezialpreis Übersetzung geht an die 1957 geborene Dorothea Trottenberg. Sie sei «eine der produktivsten freischaffenden Übersetzerinnen der Deutschschweiz», schreibt das Bundesamt für Kultur.

Heute übersetzt Dorothea Trottenberg klassische und zeitgenössische russische Literatur. Zudem arbeitet sie an der Universitätsbibliothek Basel als Fachreferentin für Slavistik und Osteuropa-Studien.

Die Eidgenössische Jury für Literatur hat zudem folgende zwischen September 2022 und Oktober 2023 erschienenen Werke mit einem mit je 25'000 Franken dotierten Schweizer Literaturpreis ausgezeichnet:

  • Bessora: «Vous, les ancêtres». Paris, JC Lattès
  • Jérémie Gindre: «Tombola». Genève, Zoé
  • Judith Keller: «Wilde Manöver». München, Luchterhand
  • Dominic Oppliger : «giftland». Luzern, Der gesunde Menschenversand
  • Claudia Quadri: «Infanzia e bestiario». Bellinzona, Edizioni Casagrande
  • Ed Wige: «Milch Lait Latte Mleko». Lausanne, Paulette éditrice
  • Ivna Žic : «Wahrscheinliche Herkünfte». Berlin, Matthes und Seitz

Oder der Kurzroman «Jakob schläft» von 1997. Das Buch erzählt – autobiografisch grundiert – unter anderem von der Leere, die ein tot geborenes Kind in einer Familie hinterlässt.

Schon der erste Abschnitt des Buchs fasst die belastende psychologische Situation in ein starkes Bild: Im Garten der Familie steht in Erinnerung an den Verstorbenen ein Kreuz. Es hat einen «morschen Fuss», das «Kupferdach ist hauchdünn mit Grünspan überzogen». Und in der Luft «wirbelt Staub».

Die Suche nach sich selbst

Immer wieder hat sich Merz literarisch mit autobiografischen Stoffen und mit Menschen aus seinem Umfeld beschäftigt. Etwa mit seinem behinderten Bruder. Oder mit seinem Vater, der an epileptischen Anfällen litt. Krankheit und Tod sind immer wiederkehrende Motive. Klaus Merz hat sie mit fortschreitendem Alter zunehmend mit einer lichten Heiterkeit in Verbindung gebracht.

Klaus Merz hat Preis um Preis gewonnen. Jetzt also auch die höchste Schweizer Literaturauszeichnung, den Grand Prix. Er war überfällig.

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Radio SRF 4 News, Nachrichten, 15.2.2024, 10:30 Uhr

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