Marian Flanders, der Protagonist von Leif Randts aktuellem Roman «Let's Talk About Feelings», führt die Modeboutique «Kenting Beach» in Berlin. Marian ist umgeben von Marken und Preisen: Laufend sieht er sich neue Kollektionen von Designerinnen wie «Monica Spicer» oder Labels wie «CG+» an.
Ein Schwall von Marken- und Produktnamen
Aus einer Laune heraus entscheidet er, neben Originalen eine Zeit lang auch billige, chinesische Imitate von einer Plattform namens «Pandabuy» zu verkaufen. Prompt meldet sich (via Direktnachricht auf Instagram, Marians iPhone pingt), der Chefdesigner eines der imitierten Labels und bittet ihn, damit aufzuhören.
Im Kino sieht Marian sich einen Film an über zwei Menschen, die von Fashion-Outlet zu Fashion-Outlet durch Europa reisen und überall etwas kaufen. Der Titel des Films lautet «Foxtown» – der Name des ältesten Fashion-Outlet-Centers der Schweiz in Mendrisio, das dieses Jahr sein 30-jähriges Jubiläum feiert.
Meine Welt ist voller Kaufentscheidungen und Werbung – vom Supermarkt bis zum Handyvertrag.
Die vielen Marken, der Konsum und die sozialen Medien sind aber nicht Kern der Handlung in Leif Randts Roman, sondern eher die Umgebung, in der Marian Flanders' «Coming of Middle-Age» stattfindet. Dass die Konsum- und Mediengewohnheiten von Romanfiguren so oft und so explizit betont werden, ist in der Literatur eher selten. Am ehesten ist dieses Verfahren aus der «Popliteratur» bekannt, die vor allem in den 90er- und frühen 00er-Jahren als provokant und modern galt, weil sie der Konsumgesellschaft den Spiegel vorhielt.
Für Leif Randt selbst haben die vielen Marken- und Produktnamen in seinem Buch aber gar nichts Provokantes: «Ich verstehe nicht, in was für einer Realität Leute leben, die keine Sensibilität haben für die Konsumgüter, die sie täglich benutzen.» Für ihn sei Konsum schlicht Alltag, und darum gehöre er auch in der Literatur abgebildet.
Es gibt zu wenig Bewusstsein dafür, wie massiv die technologischen Veränderungen der Zeit unsere Gefühlswelt beeinflussen.
Vielleicht könne das sogar zu einem stärkeren Bewusstsein dafür führen, wie omnipräsent Konsum in unserem täglichen Leben geworden sei. «Meine Welt ist voller Kaufentscheidungen und Werbung – vom Supermarkt bis zum Handyvertrag. Man kann sich entweder entscheiden, diese Welt als schnöde abzutun, oder man kann sich damit konfrontieren und sie beim Schreiben auch freudvoll nutzen», findet der erfolgreiche Autor.
Dazu gehört für Randt auch die Rolle der sozialen Medien, die er als «kollektives Trauma» beschreibt: «Es gibt zu wenig Bewusstsein dafür, wie massiv diese technologischen Veränderungen auch unsere Gefühlswelt beeinflussen.» Der Titel seines aktuellen Romans («Let's Talk About Feelings») lässt sich als Anspielung in diese Richtung verstehen.
Vom Drehbuchschreiben inspiriert
Die Themen Konsum und Medien treiben Leif Randt schon seit seinem ersten Roman «Leuchtspielhaus» um. Anhand der Figuren am konkretesten fassbar sind sie seit Randts Bestseller «Allegro Pastell» geworden, der 2026 auch als Verfilmung in die Kinos kommen wird.
«Ich habe beim Drehbuchschreiben entdeckt, dass es mir grossen Spass macht, stärker von den Figuren aus zu denken, als ich das bisher oft gemacht habe», sagt der Autor. Darum sei der aktuelle Roman figurengetrieben. Er freue sich auch bereits aufs nächste Projekt, das vielleicht sogar ein neues Filmdrehbuch ohne literarische Vorlage werden könnte.