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Nachruf auf Peter Zeindler Der Schweizer Meister des Spionageromans ist tot

Er gehörte zu den erfolgreichsten Krimiautoren der Schweiz. Nun ist Peter Zeindler im Alter von 89 Jahren in Zürich gestorben. Das teilte seine Tochter gegenüber SRF mit.

Peter Zeindler mochte es überhaupt nicht, wenn man ihn «Krimiautor» nannte. Lieber war ihm die Bezeichnung «Autor von Spionageromanen». Es gebe heute «so unglaublich viele Krimis», sagte er einmal in einem Interview. «Ich fühle mich da einfach nicht zugehörig und verweigere mich ihnen.» Spionageromane, wie er sie verfasst habe, seien ein ganz anderes Genre.

Trotzdem dürfte Zeindler wohl als «Krimiautor» in Erinnerung bleiben – immerhin als einer der erfolgreichsten, die es in der Schweiz je gegeben hat. Seine Bücher verkauften sich ähnlich gut wie etwa Hansjörg Schneiders «Hunkeler»-Krimis. Gleich viermal erhielt er den Deutschen Krimipreis, 1996 zudem den Friedrich-Glauser-Preis für sein Gesamtwerk.

Durchbruch in den Achtzigern

Peter Zeindler kam 1934 in Zürich zur Welt, wuchs in Schaffhausen auf und studierte Germanistik und Kunstgeschichte. Ehe seine Karriere als Autor richtig Fahrt aufnahm, arbeitete er als Gymnasiallehrer sowie als Dozent für deutsche Sprache an Goethe-Instituten.

60-Jähriger Mann mit Jeans, Brille und blauem Hemd posiert in Lehnsessel
Legende: Hat nicht nur Krimis, sondern auch zahlreiche Hörspiele und Theaterstücke geschrieben: Peter Zeindler in Zürich in einer Aufnahme von 1997. KEYSTONE/Ayse Yavas

Zunächst schrieb er vor allem Theaterstücke. Als Krimi- bzw. Spionageroman-Autor etablierte er sich in den 1980er-Jahren mit seinen Büchern rund um den Agenten Konrad Sembritzki.

Ein Antiquar als Agent

Sembritzki stammt ursprünglich aus Schlesien und lebt zur Tarnung als Antiquar in Bern. Denn eigentlich ist er ein Agent des deutschen Bundesnachrichtendiensts. Als solcher hat er es immer wieder mit mysteriösen Fällen zu tun, und das, obwohl er längst pensioniert ist.

Auch Peter Zeindler selbst arbeitete weit über das Pensionsalter hinaus noch intensiv weiter und schrieb so lange und so viel es ihm möglich war. «Ich fühle mich nur lebendig, wenn ich schreiben kann», sagte er einmal.

«Schreiben hat etwas Belebendes, lässt einen abheben und gibt eine Perspektive: Ein Roman muss fertig geschrieben werden. Wenn ich nicht mehr schreibe, dann lebe ich nicht mehr.» Zeindlers letzter Roman aus der Sembritzki-Reihe erschien 2014 unter dem Titel «Die weisse Madonna».

International bekannt

Was seine Bücher so besonders macht, ist Zeindlers Figurenzeichnung. Der Agent Konrad Sembritzki etwa ist einer, mit dem sich Leserinnen und Leser identifizieren können. Kein James Bond, dem alles gelingt, sondern eine geerdete Figur. Ein Melancholiker, von Selbstzweifeln geplagt und mit viel Pech in der Liebe. Deshalb wächst Sembritzki einem ans Herz.

Peter Zeindler zum Hören

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Schwarzweissbild: Älterer Herr legt nachdenklich Hand an Kinn
Legende: SRF/Lukas Mäder

Eine Auswahl von SRF-Hörspielen von Peter Zeindler zum Nachhören:

Mehr zum Lesen und Hören über den Schriftsteller Peter Zeindler finden Sie auf der SRF-Literaturplattform  «Ansichten» .

Peter Zeindler schrieb seine ersten Spionagefälle, noch bevor das Genre «Krimi» in der Schweiz überhaupt en vogue war. Seine Figuren liess er sowohl in der Schweiz als auch hinter dem Eisernen Vorhang agieren. Deshalb versprühen seine Agentenromane internationales Flair. Das brachte ihm auch im deutschsprachigen Ausland eine treue Fangemeinde ein.

Peter Zeindlers Werk ist umfangreich: Neben den Spionageromanen hat er Erzählbände, Theaterstücke und Hörspiele verfasst. Auch als Moderator, Redaktor und Drehbuchautor war er tätig.

In ihrer Qualität haben Zeindlers Texte nie nachgelassen. Auch wenn der Anlass mit seinem Tod ein trauriger ist – es lohnt sich, Peter Zeindlers Bücher wieder hervorzuholen.

Veranstaltungshinweis

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Am Donnerstag, 1. Juni, findet im Zürcher Theater Rigiblick eine kulturelle Gedenk-Veranstaltung zu Ehren von Peter Zeindler statt. Beginn ist 19:30 Uhr.

Radio SRF 2 Kultur, 25.05.2023, 7 Uhr.

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