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Eine Frau, lächelnd.
Legende: Buchpreis-Gewinnerin der Herzen: Martina Clavadetscher. Keystone / CHRISTIAN BEUTLER

Polling zum Buchpreis Publikum votet für den Sexpuppen-Roman

Martina Clavadetschers Buch über Sexpuppen und Künstliche Intelligenz überzeugt Sie am meisten: Unserer Umfrage zufolge hätte «Die Erfindung des Ungehorsams» den Schweizer Buchpreis verdient.

Wir haben Sie gefragt: Wem würden Sie den Schweizer Buchpreis geben, der offiziell diesen Sonntag in Basel verliehen wird? Die Abstimmung ist beendet, alle Stimmen sind ausgezählt: Die Buchpreis-Gewinnerin der Herzen heisst Martina Clavadetscher.

Clavadetschers zweiter Roman «Die Erfindung des Ungehorsams» ist besonders dann lebendig, wenn er von Sexpuppen handelt. Das ist nicht als abschätziges Macho-Urteil gemeint.

Aber sobald die Autorin von der einsamen Ling erzählt, die in einer chinesischen Fabrik weibliche Menschmaschinen optimiert, kommt Leben in den Roman, der uns zu Gedanken über künstliche Intelligenz und allgemein über die Nähe von Menschlichem und Künstlichem animiert.

Leider hat der Roman aber auch ganze Erzählstränge, bei denen Herz und Hirn wie bei einem Roboter kalt bleiben.

Die weiteren Nominierten:

  • Michael Hugentobler: «Feuerland»

Michael Hugentobler ist der geborene Fabulierer unter den Nominierten. Wir folgen ihm blind bis nach Patagonien, wo sein Roman «Feuerland» zu einem grossen Teil spielt. Wir fragen uns, was dieser Roman über ein Wörterbuch, das die Sprache und Kultur eines längst ausgestorbenen patagonischen Volkes namens Yamana konserviert, mit unserem eigenen Leben zu tun hat. Trotz der grossen erzählerischen Begabung Hugentoblers vermissen wir eine schlüssige Antwort auf diese Frage.

  • Thomas Duarte: «Was der Fall ist»

Thomas Duarte stellt uns charmant und keinesfalls humorfrei den bürokratischen Mikrokosmos eines kuriosen Hilfswerks vor, das in aller Welt Geld ausschüttet für Gesuche, nur weil sie erzählerisch überzeugend formuliert sind. Diesen Einfall kann man toll finden wie viele andere Einfälle in dem Buch auch. Insgesamt ist Duartes Debüt aber ein etwas zu gesuchtes Spiel mit grossen literarischen Bauklötzen.

  • Veronika Sutter: «Grösser als Du»

Nur die Buchpreis-Jury weiss, was Veronika Sutters Debütbuch in der Shortlist verloren hat. Der Literaturbegriff wird bei ihren sprachlich völlig ambitionslosen Geschichten über Gewalt, Gleichstellung und Emanzipationsbewegungen arg strapaziert. Da stimmen nur das Anliegen und die Gesinnung, aber nicht die literarische Qualität.

Live-Sondersendung Schweizer Buchpreis

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Die Verleihung des Schweizer Buchpreis 2021 findet am Sonntag, 7. November im Rahmen des Internationalen Literaturfestivals BuchBasel im Theater Basel statt.

Radio SRF 2 Kultur sendet live von der «BuchBasel», ab 12:00 Uhr.

Audiogalerie

Radio SRF 2 Kultur, Kultur aktuell, 2.11.2021, 17:10 Uhr

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