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Porträtfoto von Robert Saviano, der im Halbdunkeln steht.
Legende: Düstere Zeiten: Der bekannte Autor Roberto Saviano sieht Italien in Gefahr. Keystone
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Roberto Saviano «Italien ist ein sehr, sehr grausames Land»

Nicht nur die Mafia verrohe, sagt Anti-Mafia-Autor Roberto Saviano. Sondern vor allem die Politik.

Seit über zehn Jahren, seit seinem Welterfolg «Gomorrha», dem gnadenlos genauen Dokumentarbericht über die neapolitanische Mafia, muss Roberto Saviano an wechselnden Orten unter Polizeischutz leben.

Der umstrittene italienische Innenminister Matteo Salvini – von Saviano als «Minister der Unterwelt» bezeichnet – hat nun gedroht, ihm diesen Polizeischutz zu entziehen.

Appell an die Autoren

Der 38-jährige Autor, unbeirrt und unerschrocken, hat mit einem Alarmruf an die Schriftsteller und Verleger im Land reagiert (dieser erschien übersetzt in der «Süddeutschen Zeitung», Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen, Anm. d. R.). «Kommt raus! Italien braucht heute eure freien Stimmen», fordert er seine Kolleginnen und Kollegen auf.

Sein Land, so Saviano im Gespräch, habe nichts mehr mit unserem Bild von «L’Italia dolce» zu tun habe, sondern sei ein «sehr, sehr grausames Land» geworden.

Grenzenlose Grausamkeit

Im Frühjahr ist Savianos erster Roman auf Deutsch erschienen.«Der Clan der Kinder» ist eine beklemmende Geschichte über zunehmend von jungen und jüngsten Kriminellen beherrschte Mafiabanden in Neapels Altstadt. Im Vakuum, das viele untergetauchte oder im Knast verschwundene Bosse hinterlassen haben, ringen diese Kinderclans erbarmungslos um die Macht.

Buchhinweis

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Roberto Saviano: «Der Clan der Kinder», Hanser 2018.

Auf Recherche basierend, aber bewusst fiktionalisiert, zeichnet Saviano im Roman diese «Camorra 2.0» in ihrer schwer erträglichen Grausamkeit und Verrohung. Das gipfelt in der kaltblütigen Ermordung eines Zwölfjährigen durch einen kaum Älteren.

Dabei geht es Saviano nicht allein um Neapel. Vielmehr sieht er seine Heimatstadt «als eine Art globale Metapher». Was den Halbwüchsigen dort widerfahre, erlebten ihre Altersgenossen in Berlin oder Paris genauso: «Die Arbeit hat keine Perspektive mehr. Das einzige, was zählt, ist Cash.»

Gab früher die Arbeit dem einzelnen Würde, zählt jetzt nur mehr das schnelle Geld, und dafür riskieren diese Kinder, ohne Perspektive und ohne Empathie, den Tod.

Empathie statt Entwürdigung

Hier sieht Roberto Saviano die Gesellschaft in der Verantwortung: «Wenn man sich mit 15 Jahren gegenseitig umbringt, ist die Gesellschaft dafür verantwortlich.» Alle seine Bücher, so der Autor, sollen zeigen: «Empathie kann sich nur entwickeln, wenn du ein menschliches Leben führst.»

Doch die Kinder in Neapel lebten «im Krieg – und da ist alles erlaubt.» Saviano vergleicht sie mit Kindersoldaten in Afrika und konstatiert: «Es gibt keine Regeln, kein Mitleid mehr.»

Nicht nur die Mafia, auch die Politik verroht

Früher waren Kinder für mafiöse Banden strikt Tabu. Gleichzeitig mit der Brutalisierung der kriminellen Szene zerfällt, wie Saviano besorgt registriert, die rechtsstaatliche Öffentlichkeit und die politische Kultur.

Audio
Roberto Saviano: Empörung aus dem Untergrund
aus Kontext vom 27.03.2012.
abspielen. Laufzeit 28 Minuten 4 Sekunden.

Wie im Brennglas zeige sich dies am Beispiel des Innenministers Salvini, welcher sich hemmungslos über italienisches und europäisches Recht hinwegsetze.

«Auf welcher Seite steht ihr?»

Gegen das müde oder mutlose Schweigen seiner schreibenden KollegInnen richtet Saviano seinen energischen Alarmruf:

«Schriftsteller! Angriffe auf das Buch, das Denken, das Wissen sind alltäglich geworden. Verleger! Fühlt ihr nicht, wie der Boden unter euren Füssen wankt?

Beteiligt euch! (...) Es gibt nur Komplizen oder Rebellen. (...) Ihr seid der kleine Samen der Menschlichkeit, ohne euch ist Italien verloren. Auf welcher Seite steht ihr also?»

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14 Kommentare

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  • Kommentar von jean-claude albert heusser  (jeani)
    Herr Schläpfer sie erzählen den "Unsinn des Jahrhunderts"! Die Mafia und alle anderen Clans hat es schon gegeben als weder eine EG noch EU existierth hat! Es ist die Folge einem "korrupten und unfähigem Staatsgefüge und Justiz"!
    1. Antwort von Konrad Schläpfer  (Koni)
      Habe ich was von der Mafia geschrieben? Mir geht es nur darum dass die illegale Einwanderung endlich bekämpft wird.
    2. Antwort von Konrad Schläpfer  (Koni)
      Was hat mein Beitrag, mit der Mafia zu tun? Salvini räumt endlich mit der illegalen Einwanderung auf und das ist gut so. Ob es eine Verbindung Savinis zur Mafia gibt weiss ich nicht. Das ist vielleicht auch nur eine Behauptung Savianos.
  • Kommentar von Konrad Schläpfer  (Koni)
    Mich ärgert immer wenn solche Dummschwätzer wie hier Salviano eine Plattform erhalten um ihren Blödsinn zu verbreiten. Italien wurde von der EU verschaukelt und allein gelassen. Jetzt hat endlich ein Politiker ( Salvini ) den Mut auf zu stehen und Ordnung zu schaffen. Es sollte viel mehr Salvini, Kurz, Orban's usw. geben um endlich wieder etwas Ordnung zu schaffen in Europa.
    1. Antwort von Christoph Reuss  (Christoph.Reuss)
      zum Glück sind Sie ein Klugschwätzer!
    2. Antwort von Christoph Reuss  (Christoph.Reuss)
      @schläpfer! Haben Sie die ermordeten Richter und Kritiker vergessen? Ohne Schutz wird er auch ermordet! Die Mitverantwortung liegt auch bei Ihnen!
    3. Antwort von Hanspeter Müller  (HPMüller)
      Vor dem 2. WK waren weite Teile Italiens auf dem Niveau eines 3.Welt Landes. Es herrschte bitterste Armut, Menschen hausten in Höhlen, weil sie keine Wohnung hatten, Hunger war weit verbreitet. Der grösste Teil der heute existierenden Infrastruktur verdankt Italien der EU. Es ist also schlicht Blödsinn, die EU habe Italien im Stich gelassen.
    4. Antwort von Peter Imber  (Wasserfall)
      Herr Schläpfer: so etwas Abstruses, wie von Ihnen gerade geschrieben, habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Italien war schon lange vor der Gründung der EU von der Mafia total unterwandert. Also hat dieses Problem überhaupt nichts mit der EU zu tun. Zudem ist Saviano (nicht Salviano) kein dummer Schwätzer sondern ein weltweit geachteter Journalist, der zudem sehr, sehr viel Mut / Zivilcourage zeigt. Ich kann Ihnen die Lektüre seiner Bücher nur empfehlen.
  • Kommentar von Sandra Stettler  (S. Stettler)
    ... par excellence natürlich, habe ich falsch geschrieben!