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Schöpfer von Lucky Luke Der Comiczeichner, der so schnell malte, wie sein Cowboy schoss

Mit seiner Comicfigur Lucky Luke wurde der belgische Zeichner Morris weltberühmt. In 55 Jahren gestaltete er 70 Bände des Mustercowboys. Heute würde Morris 100. Eine Würdigung.

Das Schlussbild ist legendär: Der einsame Cowboy reitet auf seinem treuen Pferd Jolly Jumper in den Sonnenuntergang. Er hat Banditen gejagt, Schwache und Arme vor Übergriffen beschützt, Indianer in ihrem Kampf gegen unehrliche Weisse unterstützt, kurz: Er hat im gesetzlosen Wilden Westen dem Recht zur Geltung verholfen. 

Im Dienst und Schatten des Helden

Über Lucky Luke wissen wir deutlich mehr als über Morris, der im Schatten seiner Figur gelebt hat.

Ein alter Mann mit Brille steht in Anzug vor einem Comicplakat.
Legende: Comiczeichner Maurice De Bevere alias Morris, Schöpfer des Revolverhelden Lucky Luke. Imago / Belga

Der Belgier Morris kommt am 1. Dezember 1923 als Maurice de Bevere zur Welt und war seit seiner Kindheit ein glühender Fan des Wilden Westens. 1946 zeichnet er die erste Geschichte um Lucky Luke.

1948 reist Morris in die USA, wo er ganze sechs Jahre lebt und viele Eindrücke, Bilder, Informationen, Dokumente rund um den Wilden Westen sammelt, die er in die «Lucky Luke»-Geschichten einfliessen lässt. In New York lernt er René Goscinny kennen, der ab 1955 die «Lucky Luke»-Geschichten schreibt.

Outlaws und Temperenzlerinnen

Die Kombination aus Goscinnys Witz und rasanter Erzählweise und Morris' schmissigen Zeichnungen machen aus «Lucky Luke» bald eine der erfolgreichsten frankobelgischen Comicserien.

Zwei alte Männer in Anzug halten Comicbücher in der Hand. Sie lachen.
Legende: Zwei Comic-Überväter haben gut lachen: Goscinny (li.), Autor von Asterix und Lucky Luke und sein kongenialer Partner Morris, Zeichner von Lucky Luke, 1971. IMAGO / Piemags

Munter vermischen Morris und Goscinny Fiktion und Fakten. Viele Abenteuer spielen sich vor historischen Kulissen ab: der Eisenbahnbau, die Indianerkriege, der Aufbruch in den Westen, der Kampf der Frauen gegen Alkoholismus.

Immer wieder kreuzen historische Figuren Lucky Lukes Weg – Outlaws, Indianerhäuptlinge, Politiker, Zirkusdirektoren und andere, Legenden wie Billy the Kid und Calamity Jane beispielsweise.

Überzeichnung, Stereotypen, Karikaturen

Wichtiger als die historische Genauigkeit ist jedoch der Humor: Parodie und Karikatur sind das Prinzip von «Lucky Luke». Alle Figuren werden überzeichnet, innerlich wie äusserlich, ungeachtet ihrer Hautfarbe. Auch die Weissen karikiert Morris mittels Stereotypen.

Ausserdem sind Morris' Karikaturen nie boshaft, nie abschätzig. Man spürt seine Liebe und seinen Respekt für seine Figuren. Das ist vermutlich der Grund, warum Morris, obschon seine Darstellung der Native Americans nicht mehr zeitgemäss ist, bis heute nicht ernsthaft dafür angeprangert wurde. 

Und immer ist es lustig

René Goscinnys früher Tod war eine Zäsur. Nach 1977 arbeitete Morris mit anderen Autoren. Keiner hatte die Qualitäten von Goscinny, und doch blieb «Lucky Luke» erfolgreich.

Zu diesem Zeitpunkt war «Lucky Luke» so populär, dass die Serie quasi ein Selbstläufer war. Man darf aber Morris' Bedeutung für den Erfolg nicht unterschätzen: Weil Morris sich gerne im Schatten seiner Figur aufhielt, vergisst man manchmal, welch hervorragender Zeichner er war.

Ein alter Mann in Anzug steht vor einer grossen Western-Statue und hält sich einen Revolver vor den Mund.
Legende: Wie der Vater, so der Sohn: Morris vor einer überlebensgrossen Version seines Westernhelden Lucky Luke, der ihn weltberühmt machte. Keystone / AP PHOTO / Lionel Cironneau

Morris war nicht nur ein grossartiger Karikaturist, der seine Bilder mit zahllosen witzigen Details füllte, sondern auch ein virtuoser visueller Erzähler. Er erzählte filmisch, er variierte dynamisch die Grösse der Einzelbilder, er beherrschte die Kunst der Seitenaufteilung und setzte auch Farben und Schattenrisse dramaturgisch geschickt ein. Und immer ist es lustig.

«Lucky Luke» ist klassisches Comic-Handwerk und hohe Kunst zugleich.

Der Zeichner stirbt, die Figur lebt weiter

Morris starb 2001, doch hatte er noch zu Lebzeiten seine Nachfolge geregelt. Er wollte, dass Lucky Luke auch ohne hin weiterlebt. Nicht er, Morris, war wichtig, sondern seine Figur.

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SRF 1, Tagesschau, 30.11.2023, 19:30 Uhr

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