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Literatur Vielfalt mit wenigen Worten: die Sprachpoesie des Max Huwyler

Der Zuger Dichter Max Huwyler beobachtet mit bald 85 Jahren die Geschehnisse unserer Zeit mit Sorge und Anteilnahme. Seine Worte wählt er mit Bedacht. Dem Anspruch, die Welt zu ändern, steht er skeptischer gegenüber als früher.

Max Huwyler ist ein besonnener Mensch. Er wählt seine Worte sorgfältig aus, bevor er spricht, hört sich zu und korrigiert sich, wenn er nicht zufrieden ist mit dem, was er da hört. Dennoch gehört er nicht zu den Dichtern, die am liebsten nur über das geschriebene Wort mit der Öffentlichkeit in Kontakt treten. Der ehemalige Sekundarlehrer ist sich gewohnt, vor Publikum zu reden.

Kein Wort zu viel

Jahrelang inszenierte er seine Gedichte mit dem Akkordeonisten Hans Hassler auf der Bühne. Momentan ist er mit einer Cellistin und einem Posaunisten als «Trio Drei» auf Tournee. Der bald 85-jährige Huwyler hat schon verschiedenste Formen ausprobiert: Gedichte auf Mundart und Hochdeutsch, Theaterstücke, Hörspiele und Kinderbücher gehören zu seinem Werk. Auch thematisch lässt sich der Zuger Dichter in keine Schublade stecken:

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«S Änd» (Max Huwyler)
00:05 min
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Ob Huwyler über das Ende philosophiert, sich in eine Witwe einfühlt oder einen politischen Missstand anprangert: Immer wählt er die kürzestmögliche Form. Er feile so lange an seinen Gedichten, bis sie kein überflüssiges Wort mehr enthielten. In prägnanten Bildern beobachtet er auch die Veränderungen in seiner Heimat Zug: etwa die Steuersenkungen und den Bauboom.

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«Stroosse» (Max Huwyler)
00:08 min
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Stroosse

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Buchhinweise

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  • Max Huwyler: «Föönfäischter. Gedichte und Mundarterzählung» Mit Bildern von Franz Bucher. Zytturm, 2015.
  • Max Huwyler: «was ist – ist was. Geschichten, Gedichte, Szenen». Orell Füssli, 2010.

Die Themen Migration und Flucht beschäftigen Max Huwyler schon seit Jahren. Als Sekundarlehrer begleitete er zahlreiche Kinder mit ausländischen Eltern beim Deutschlernen. Diese Erfahrung brachte ihn dazu, ein Lesebuch für fremdsprachige Kinder und Jugendliche zu verfassen.

Das Buch «was ist – ist was» erzählt Geschichten nicht nur auf Deutsch, sondern auch übersetzt in Migrationssprachen wie Albanisch, Tamilisch und Türkisch. Damit ist das Buch mehr als ein simples Sprachlernbuch: Es will die Vielfalt der Kulturen in der Schweiz aufzeigen und das Selbstbewusstsein der ausländischen Kinder stärken.

«Wenn sie in ihrer Muttersprache wertgeschätzt werden, fällt ihnen das Deutschlernen leichter», ist Max Huwyler überzeugt. Selber fand er es überaus spannend zu erfahren, welche Sprachbilder verschiedene Kulturen etwa für den «Regenbogen» oder den «Marienkäfer» finden.

Verlorene Illusionen

Die aktuellen Flüchtlingsströme beobachtet der Dichter mit Sorge und Anteilnahme. «Wieder einmal merke ich, wie privilegiert ich bin, hier geboren zu sein», erklärt Huwyler. Die Politikerinnen und Politiker beneide er nicht um ihre schwierige Aufgabe. Als Dichter begnügt er sich damit, genau zu beobachten und zu beschreiben.

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«Rezession – 1893»
00:06 min
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Rezession – 1983

Hindenobe

uf de Güselwääge

redids wider Schwiizertüütsch

Sein Gedicht in Kürzestform unter dem Titel «Rezession» aus dem Jahr 1983 ist immer wieder aktuell. Huwylers politische Haltung spürt man bis heute aus seinen Gedichten – auch wenn er mit den Jahren einige Illusionen verloren habe. «Meine Generation hatte schon noch den Anspruch, die Welt zu verändern», erklärt Huwyler. «Heute bin ich da skeptisch.» Trotzdem: Schweigen kommt für den Dichter nicht in Frage.

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