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Zum 125. Geburtstag Erich Kästner war ein Glücksfall für die Kinderliteratur

«Emil und die Detektive» oder «Das doppelte Lottchen»: Erich Kästners Geschichten stehen auch heute noch in vielen Kinderzimmern. Keine Überraschung, wenn man weiss, wie Kästner seinen jungen Leserinnen und Lesern begegnet.

In den 1930er-Jahren hat Erich Kästner die Kinder- und Jugendliteratur modernisiert. Bis dahin war es üblich, die Kinder als gehorsame Protagonistinnen und Protagonisten darzustellen.  

Nicht so Kästners Figuren: Er traut ihnen einiges zu, zeigt sie als aufgeweckte Kinder, die erkennen, dass etwas falsch läuft – und sich darum kümmern. Sie haben Zivilcourage, sind klug und nicht auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen.

Schwarz-Weiss-Aufnahme von Erich Kästner, der vor einem Bücherregal steht.
Legende: Der Dresdner Schriftsteller war nicht nur ein Kinderbuchautor, der seine jungen Leser ernst nahm. Er war auch ein ernstzunehmender Lyriker, Journalist und Chronist seiner Zeit. Getty Images / Imagno

Kästner macht die Kleinen ganz gross

Emil holt sich – gemeinsam mit Pony Hütchen, dem kleinen Dienstag und Gustav mit der Hupe – in Berlin das Geld zurück, das ihm gestohlen wurde. In «Das doppelte Lottchen» treffen sich Zwillinge, die nichts voneinander wussten, zufällig im Ferienlager und beschliessen, ihre Eltern wieder zu vereinen.

Erich Kästner zeigt diese Figuren als Kinder, die mehr Vernunft und Verstand als ihre Eltern besitzen. Er ist überzeugt, dass Kinder noch unverfälschte, gute Eigenschaften haben und den Erwachsenen zeigen können, wie man etwas besser macht.

Sind Erich Kästners Geschichten aus der Zeit gefallen?

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Erich Kästners Geschichten spielen ganz offensichtlich nicht in der heutigen Zeit. Und auch wenn der Erzählton etwas antiquiert wirken mag, spiegeln sie doch eine moderne Haltung wider.

Sie vermitteln Werte, die zwar der Welt gegenüber moralisierend sind, aber nicht gegenüber den Kindern. Lesenswert in diesem Zusammenhang sind beispielsweise «Emil und die Detektive» oder «Das fliegende Klassenzimmer».

«Nur die Kinder sind für unsere Ideale reif» hat er einmal gesagt. Dennoch ist es in seinen Augen unabdingbar, die Kinder in die richtige Richtung zu lenken. Er bezeichnet sich selbst als «Schulmeister», der klar unterscheidet zwischen Böse und Gut. Seine Heldenfiguren sollen Vorbild sein.

Klassische Rollenbilder, aber mit Freiheiten

Trotzdem begegnet Erich Kästner seinen Figuren und damit auch seinen jungen Lesern und Leserinnen nie mit erhobenem Zeigefinger. Er sieht sich als humorvollen, väterlichen Freund.

Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch.»
Autor: Erich Kästner deutscher Schriftsteller

Allerdings gibt es auch bei ihm noch eine klare Rollenverteilung: Die Jungen sind oft abenteuerlustig, brechen Regeln, die Mädchen sind meist wohlerzogen und fleissig. Aber: Erich Kästner erlaubt Jungen und Mädchen, frei und unabhängig zu sein.

Erwachsene sind die Kinder von gestern

Viele von Erich Kästners Geschichten sind autobiografisch geprägt. Er betont immer wieder, wie wichtig es sei, die eigene Kindheit nicht zu vergessen.

In seiner Ansprache zum Schulbeginn sagt er: «Die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut. Sie vergessen sie wie ihre Telefonnummer, die nicht mehr gilt. Früher waren sie Kinder, dann wurden sie Erwachsene, aber was sind sie nun? Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch.»

«Emil und die Detektive» war ein Zufallsprodukt

Das Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern war für Kästner ein wichtiger Ausgleich zu seiner Tätigkeit als politischer Autor. Ein Ausgleich, zu dem er, wie er einmal launig erzählte, kam, wie die Jungfrau zum Kind.

Wenn man mir statt eines Kinderbuchs ein Opernlibretto vorgeschlagen hätte, hätte ich ein Opernlibretto versucht.
Autor: Erich Kästner deutscher Schriftsteller

Die Verlegerin der satirischen Zeitschrift, für die er arbeitete, fragte ihn, ob er nicht Lust hätte, einmal ein Kinderbuch zu schreiben? Er hatte – und schrieb 1929 «Emil und die Detektive». Aber: «Wenn man mir statt eines Kinderbuchs ein Opernlibretto vorgeschlagen hätte, hätte ich ein Opernlibretto versucht.»

Zum Glück hatte die Verlegerin keinen Musikverlag.

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