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Frau spielt oben ohne Cello. Als Bogen benutzt sie eine Geige.
Legende: Hier spielt eine Frau Cello. Irritierend ist, dass sie dabei eine Geige als Bogen verwendet. Getty Images

Avantgarde-Künstlerin Sie musizierte nackt und zerschmetterte Geigen

Charlotte Moorman war eine wichtige Künstlerin der Avantgarde der 1960er- und 1970er-Jahre. Vielseitig und umtriebig.

Charlotte Moormans Charme konnte sich kaum jemand entziehen. Die schöne, dunkelhaarige Frau mit den grossen Augen hatte ein überschäumendes Temperament, eine warme Ausstrahlung und bewegte sich als Cellistin umwerfend elegant.

Frau hält Geige über einen Tisch. Um sie herum stehen Zuschauer.
Legende: Charlotte Moorman spielt «One for Violin Solo». Spoiler: Die Geige übersteht den Auftritt nicht. Abeles

Sie hatte aber vor allem eine fast messianische Passion: Sie wollte zeitgenössische Musik und Kunst aufführen, weitergeben, fördern.

Voller Einsatz: planen, putzen, flirten

Charlotte Moorman tat so ziemlich alles, um ihr berühmtes «Annual Avant Garde Festival of New York» auf die Beine zu stellen: Sie lud die Künstler ein, organisierte, entwarf Flyer, schleppte Material herum, putzte und war sich auch nicht zu schade, ihre Weiblichkeit einzusetzen. Sie umgarnte Verwaltungsangestellte und flirtete mit Geldgebern.

Frau liegt auf einem Bett aus Fernsehern und spielt dabei Cello.
Legende: «TV Bed»: Multimedial bevor es modisch wurde. Hartmut Biefuss

Vor allem aber war ihr Festival ein absolutes Highlight, von dem die Crème de la Crème der Avantgarde hell begeistert war: von John Cage über Joseph Beuys bis zu Nam Jun Paik, von Christo bis zu Yoko Ono.

Alle strömten sie zu Moorman und ihrem verrückten Kunstfest, das mehr und mehr im öffentlichen Raum stattfand: in Parks, auf Fähren oder auf Staten Island. 15 Jahre lang war Moorman war die alleinige Verantwortliche.

Skandal? Egal. Es geht um die Kunst.

Ausstellungshinweis

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Legende: Takahiko Iimura

«Ein Fest des Staunens – Charlotte Moorman und die Avantgarde, 1960-1980»

Im Museum der Moderne Salzburg 4. März bis 18. Juni 2017.

Charlotte Moorman wurde berühmt, weil sie Anfang der 1960er-Jahre nackt Cello spielte und dafür verhaftet wurde; weil sie auf einem Bett aus Fernsehern Musik machte; weil sie in eine Tonne Wasser tauchte und danach klatschnass den «Schwan» von Camille Saint-Saëns spielte. Oder, weil sie Geigen zertrümmerte.

Eine Ausstellung in Salzburg zeigt nun exemplarisch, dass sie aber eben auch eine begnadete Kuratorin, Förderin und Networkerin war, und dass ihr Ziel in erster Linie der Kunst galt, die sie unter die Leute bringen wollte.

Die besessene Performerin

Die Schau macht aber auch deutlich, wie wichtig Charlotte Moorman für die Disziplin «Performance» war – noch vor der Star-Performerin Marina Abramovic. Wie diese hatte Moorman etwas Besessenes. Wie bei dieser muteten ihre Auftritte manchmal an, als wäre sie eine Heilige, eine Märtyrerin.

Moorman tat es ohne Starkult und verdiente dabei kaum Geld. Sie spielte die verrücktesten Stücke von John Cage, Nam Jun Paik oder anderen, als wäre es das Normalste der Welt.

Frau umarmt einen Mann über den eine Schnurgespannt ist und spielt ihn wie ein Cello.
Legende: Nomen est omen: Moorman führt «Human Cello» von Nam June Paik auf. Barbara Moore

Erst Fan, dann Feind

Es verwundert kaum, dass sie auch angefeindet wurde: John Cage etwa, der sie zuerst bewunderte, meinte schliesslich, sie habe sein Stück «14‘1.1499‘‘» zerstört. Dies, weil sie es mit der Zeit immer freier interpretierte. Als Teil des Stückes briet sie zum Beispiel Pilze – John Cage war ein Pilzliebhaber …

«Ich lebte mein Leben mit extremer Passion, extremem Sex und extremer Schönheit», sagte Charlotte Moorman am Ende ihres Lebens, das zu kurz war: 1991 starb sie in New York an Krebs, 57-jährig.

Sendungen:

Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 16. März 2017, 9 Uhr.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur kompakt, 6. März 2017, 12.10 Uhr.

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