Das Wichtigste in Kürze:
- «Sei ein Faber im Wind» heisst das erste Album des Zürcher Musikers Faber.
- Faber heisst mit richtigem Namen Julian Pollina und ist der Sohn des Liedermachers Pippo Pollina – seinen Vater macht er aber nicht zum Thema.
- Viele von Fabers deutschen Liedtexten sind politisch oder nehmen den Zeitgeist auf die Schippe.
Faber ist ungestüm, singt mit dunklem Timbre, in poetischer und ungeschminkter Sprache. Klartext ist sein Ding. Da fallen Kraftausdrücke, die sonst in der Popmusik verpönt sind: Es wird gefickt, geblasen, an dicken Titten genippt und tot geschossen.
So rede er halt, sagt Faber dazu und versteht nicht, warum man sich daran stossen kann. Denn im Rap sei das doch gang und gäbe.
Deutschland reisst sich um den Schweizer
Seit er vor vier Jahren Sophie Hunger seine Songs vorspielte, hat der 24-Jährige einen steilen Aufstieg hinter sich. Zuerst in ihrem Vorprogramm, danach mit seiner Band als Hauptact. 150 Konzerte waren es allein letztes Jahr. In Deutschland schlägt er voll ein, die Schweiz hinkt noch etwas hinterher.
Er staunt schon ein wenig über die grosse Resonanz, weiss aber um seine Qualitäten: «Klar war Glück im Spiel. Ich habe aber auch sehr hart dafür gearbeitet. Von Anfang an nur auf die Musik gesetzt, mit dem Ziel, damit Geld zu verdienen»
Und das klappt bestens. Bereits 2015 rissen sich die Plattenfirmen um ihn, so dass er seine Konditionen durchsetzen konnte. Musiker, die alles mit sich machen lassen um der Karriere willen, sind ihm ein Gräuel. Der Mann hat Prinzipien.
Den Liedermacher im Blut
Für einen jungen, aufstrebenden Künstler setzt er bereits viele klare Grenzen.
Sein Privatleben klammert er bewusst aus, die Herkunftsfamilie soll auch kein Thema sein. Dabei interessiert natürlich, wie er als Sohn des italienischen Cantautore Pippo Pollina zur Musik fand. Inwiefern er sich von ihm abgrenzen wollte oder gar musste.
Doch er sagt dazu nur, was grad nötig ist: «Meine Musik und meine Familie, das will ich klar voneinander trennen. Ich wollte weder das Gleiche machen wie mein Vater noch etwas völlig anderes. Wir sind kein Familienunternehmen, wir machen halt einfach beide Musik.»
Perfektes Deutsch der Mutter
Er betont, wie er genau so viel von seiner Mutter mitgekriegt habe, vielleicht sogar noch mehr. Denn die Fernsehjournalistin Christina Pollina-Roos war für die Familie da, als der Vater jeweils auf ausgedehnten Touren mit seiner Musik unterwegs war. Die perfekte deutsche Aussprache hat Faber auch von ihrer Seite mitgekriegt.
«Musiker sollten politischer sein»
Geht es um seine politische Haltung, taut er auf. Da kehrt Faber noch so gern alles nach aussen. Sein Song «In Paris brennen Autos» bringt die quälenden Gegensätze, in denen wir leben, in einer einzigen Zeile auf den Punkt: «Die einen ertrinken im Überfluss, die anderen im Meer.»
So klingt das Album
Keine Lösungen anbieten, aber mit deutlichen Wortbildern die richtigen Fragen antippen, das will Faber. Er erwarte nicht, dass jeder Musiker über Politik singt – er selbst macht in vielen seiner Songs auch gern die Liebe zum Thema.
Aber eine Helene Fischer oder ein Bligg, mit ihrem jeweils grossen Publikum, dürften sich durchaus mal etwas aus dem Fenster lehnen, meint er.
Gut, gibt's einen Faber
Doch längst nicht alles ist bei Faber politisch – und auch nicht immer fassbar. Die Texte sind oft ironische Kommentare zu zeitgeistigem Verhalten. Oder sie kehren Floskeln ins Gegenteil, wie «Bleib dir nicht treu».
Da ruft er dazu auf, sich nicht auf alle Ewigkeit treu zu sein. Ein solcher Leitsatz hemme ja schliesslich jede Entwicklung und sei somit einfach nur dumm.
Gut, hat die Schweizer Popmusik nun einen Faber. Und er ist auf dem besten Weg, weit über die Grenzen hinaus Karriere zu machen.
Sendung: SRF 1, Kulturplatz, 28.6.17, 22:25 Uhr