Am Anfang steht der Text, verrät Bond sein Geheimnis des guten Kinderliedes. «In jedem Text steckt bereits eine Melodie, die Sprachmelodie.» Die Musik folge dann gewissermassen automatisch. Und fertig ist der nächste Song.
Und: Ein Kind verstehe ein gutes Kinderlied inhaltlich sofort – und singe es sehr schnell selber. Darum setze er auf eine moderne Alltagssprache, «durchaus poetisch, aber nicht mit alten Begriffen».
Die Logik der Kinder
Bonds Kinderlieder setzen bisweilen gerne auf bekannte Melodien auf. So folgt sein erfolgreichstes Lied «Zimetschtern» der Melodie von Jingle Bells. Und dies nicht nur zur Weihnachtszeit. 25 Jahre alt ist das Lied bereits, zum Jubiläum tritt Andrew Bond zweimal im Hallenstadion auf.
Kinder haben ihre eigene Logik, was Musikhören betrifft. So reden entgeisterte Eltern davon, dass ihr Kleines den «Zimetschtern» im Sommerurlaub in Italien hören will. Nicht nur einmal, sondern immer wieder.
Es duftet geradezu aus dem Lied. Und zwar in einer Sprache und Bildern, die einem Kind bekannt sind. «Es schmöckt zwaar immer guet, wänn öpper bache tuet, aber de feinschti Duft isch Wienchtsguetzliluft»: Die Sprache ist von heute. Das fehlt anderen Kinderliedern oft.
Zu allem fällt ihm was ein
«Hoppe, hoppe Reiter. Wenn er fällt, dann schreit er» – Solche Lieder sind noch nicht im modernen Verkehrszeitalter angekommen. Doch Themen wie «Pyjama», «Mondflug» oder «Koalabären» – bei Bond ist alles vorhanden.
Andrew Bond schreibt Lieder für jede Lebenslage. Da kommen auch Krankheit oder Umweltschutz zur Sprache («De Wal ischs nöd wohl»). Nichts, wozu dem findigen Vater und ehemaligen Religions- und Musiklehrer nichts einfiele.
Sein Output ist gewaltig: Rund 900 Kinderlieder zu fast jedem Thema hat Bond geschrieben – und damit um die 800'000 CDs verkauft. Die einzelnen Downloads von seiner Website zählt er schon gar nicht mehr. Das haben bis jetzt nur wenige Musikerinnen und Musiker in der Schweiz geschafft.
Seine ersten Kinderlieder entstanden zu Hause für die Familie, für Freunde. Hausgemacht. Bond nennt es «Stubencharme». Kinder lieben das.
Ein Hallenstadion zum Mitsingen
Das Rüstzeug zum Liedermacher holte sich Bond in seiner Zeit bei der Jungschar. «Ich habe Lieder geschrieben fürs Lagerfeuer, zum Aufwachen, für jede Gelegenheit.» Die Nähe zur Kirche scheut der 1965 Geborene auch heute nicht. Er singt in Gottesdiensten, gibt Workshops in Kirchen.
«Man hat mich auch schon angefragt, selbst Gottesdienste zu gestalten.» Das mache er aber nicht. Überhaupt lasse er sich von keiner Gruppierung vereinnahmen, sagt Bond.
Bond ist heute eine Firma für das Kinderlied: Er hat einen eigenen Musikverlag, tritt mit Musicals auf oder in einer Show im Planetarium des Verkehrshauses Luzern.
Und nun an keinem geringeren Ort als dem Zürcher Hallenstadion – mit bis zu 15'000 Plätzen eine der grössten Mehrzweckhallen Europas. Das Konzert wird wegen grosser Nachfrage doppelt gespielt.
«Marrini, Marruni, Marroni», «Gritibänz», «S hät Schnee, juhee!»: Das sind die Hits, die die Kleinen und ihre Begleitung erwarten. Bond tritt mit einer Band auf, mit Chor. Es gibt Projektionen und eine Lichtshow.
Es sei ein Mitsing-Konzert lässt der Veranstalter wissen. Für alle im Publikum. Weihnachtszauber also ganz gross. Das ist es wohl, was Kinder wollen. Mit Betonung auf Kinder. Ein Grinch, wer hier nicht mit hineinbeisst in den sauren Apfel, pardon: den süssen Zimtstern.