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Friedenshymnen und Propaganda Diese Songs sorgten am ESC für Kontroversen

Der israelische Beitrag für den ESC wird aktuell auf seinen Inhalt geprüft, denn laut offiziellem Reglement sind politische Stellungnahmen nicht erlaubt. Die Realität sieht aber anders aus: Schon seit seinen Anfängen sind Songs am ESC politisch und haben immer wieder für Kontroversen gesorgt.

Deutschland: «Im Wartesaal zum grossen Glück» (1956)

1956 wurde der ESC – damals hiess er noch «Grand Prix Eurovision de la Chanson» – zum ersten Mal ausgestrahlt, live aus der Schweiz, aus Lugano. Deutschland trat damals an mit dem Lied «Im Wartesaal zum grossen Glück». Ein jüdischer Sänger, der einforderte, dass sich Westdeutschland seiner Nazi-Vergangenheit stellen soll.

Griechenland: «Panaghia Mou, Panaghia Mou» (1976)

1976 geht Griechenland mit einem Lied an den Start, das offen die türkische Invasion in Zypern kritisiert. In «Panagia Mou, Panagia Mou» (frei übersetzt: «Oh mein Gott, oh mein Gott») singt Mariza Koch, wie die Brandwaffe Napalm Zypern zerstört. Die Türkei protestierte dagegen und blieb dem ESC fern.

Finnland: «Nuku Pommiin» (1982)

1982 ging Finnland, das im kalten Krieg eigentlich neutral war, mit folgendem Beitrag ins Rennen: «Nuku Pommiin» – das heisst so viel wie «die Bombe verschlafen». Mit dem Lied über die Angst vor der Atombombe landete Finnland zwar auf dem letzten Platz. Aber auch das Siegerlied knüpfte an die Nachrüstungsdebatte der frühen 1980er-Jahre an: «Ein bisschen Frieden» von Nicole.

Georgien: «We Don't Wanna Put In» (2009)

Aber nicht nur, wer beim ESC antritt, spiegelt die Zeitgeschichte, sondern auch wer nicht antritt. 2009, ein Jahr nach dem Kaukasuskrieg, findet der ESC in Moskau statt. Georgien hatte dafür ein Lied parat mit dem Hook «We Don't Wanna Put In». Weil das dann doch zu offensichtlich nach «We Don't Want Putin» klang, schloss die EBU Georgien von der Teilnahme aus.

Ukraine: «1944» (2000)

2016 etablierte die EBU die Regelung, dass Ansprachen und Gesten politischer Natur am ESC verboten sind. Im gleichen Jahr liess sie allerdings den Song «1944» der ukrainischen Sängerin Jamala zu, in dem es um die Vertreibung der Krimtataren während des Zweiten Weltkriegs geht. Dieser Song gewann dann auch.

Botschaften auch in Performances

Songtexte kann eine Kommission durchchecken. Anders sieht es mit den Performances aus, in denen Musikerinnen und Musiker immer wieder Zeichen setzen: Die isländische Band Hatari präsentierte beim ESC in Tel Aviv 2019 Schals mit Palästinenserflaggen. Ein Regelverstoss – der isländische Rundfunk musste im Nachgang des Finales eine Strafe zahlen.

Falls die EBU dieses Jahr ihr eigenes Reglement bezüglich dem israelischen Beitrag «October Rain» locker auslegen würde, wäre das nicht das erste Mal in der Geschichte des ESC. Eins ist aber klar: Der ESC spiegelt, kommentiert und katalysiert die Gegenwart. Erst recht, wenn sie so komplex und widersprüchlich ist wie jene 2024.

Radio SRF 4 News, NewsPlus, 27.02.2024, 17:14 Uhr.

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