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Groupies und Geschlecht Gibt es überhaupt männliche Groupies?

Hinter der Bühne, vor dem Tourbus oder im Hotelbett: Wo Stars sind, sind Groupies nicht weit – meist sind es Frauen. Denn: Männer sind lieber Stars als Groupies.

Musiker wie Mick Jagger, David Bowie oder Jimi Hendrix hatten alle Groupies – aber was ist mit Bonnie Tyler, Janis Joplin oder Madonna?

Ein Groupie, weiss der Duden, ist ein «meist weiblicher Fan, der immer wieder versucht, in möglichst engen Kontakt mit der von ihm bewunderten Person oder Gruppe zu kommen».

Es gibt sie – die männlichen Groupies

Vereinzelt gibt es Berichte über männliche Groupies in der heteronormativen Star-Fan-Beziehung. Laut dem berühmten Groupie Pamela des Barres gab es einen Mann namens «Pleather», der sich unter anderem an Courtney Love heranmachte.

Dass sie existieren, versichert auch Alt-Rock ’n’ Rollerin Suzi Quatro. Auf sie hätten nach dem Konzert sowohl männliche als auch weibliche Groupies gewartet.

eine rock and Rollerin spielt Bass auf der Bühne, dahinter steht ein Schlagzeug.
Legende: Rockerin Suzi Quatro hatte in den 1970er-Jahren viele Groupies – auch Männer. KEYSTONE/Urs Flueeler

Viel ist nicht über die männliche Seite der Groupie-Szene bekannt. Sie seien schlichtweg zu wenig erforscht, schreibt die Doktorin der Philosophie Kathryn Kerr Fenn 2002 ihrer Dissertation «Daughters of the Revolution, Mothers of the Counterculture: Rock and Roll Groupies in the 1960s and 1970s». Aktuellere Literatur zum Thema gibt es nicht.

Männer als Eroberer, Frauen als Beute

Werden weibliche Stars in Interviews auf das Thema angesprochen, versichern viele, dass sie nie in die Verlegenheit kommen, ein männliches Groupie abweisen zu müssen. Neko Case zum Beispiel – laut einer Onlinebefragung des Playboys 2003 das «Sexiest Babe Of Indie Rock».

Und auch die Frauenband The Bangles liess sinngemäss verlauten: Wir nehmen gerne süsse Jungs mit in den Backstage-Bereich, aber ausser ein bisschen Flirten und Plaudern passiert nichts.

«Manche Leute behaupten, weibliche Stars würden besser abgeschirmt von der Security. Ausserdem sei für Frauen das Risiko, sich auf eine völlig fremde Person einzulassen, grösser als bei Männern», sagt die Kulturwissenschaftlerin Sonja Eismann.

Männer sind lieber Stars als Groupies

Die Diskussion um männliche Groupies zeigt, wie ungleich die Geschlechterverhältnisse nach wie vor verteilt seien, so Eismann. «In unserer Gesellschaft wird Frauen noch immer suggeriert, dass es toll ist, das Herz oder den Körper eines männlichen Idols zu erobern.»

Männer würden hingegen ermuntert, selbst auf der Bühne zu stehen und der Star zu sein. Den eigenen Erfolg über Bettgeschichten mit einem weiblichen Star zu definieren und diesem ständig hinterher zu reisen, würde als Schwäche gesehen. Und: So einen Mann bezeichnet man wohl eher als Stalker.

Radio SRF 1, Regionaljournal Freiburg Bern Wallis, 17.07.2023, 06:31 Uhr

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