- Ry Cooder trat mit Musikern aus aller Welt auf – etwa dem Buena Vista Social Club .
- Der Soundtrack zu Wim Wenders Film «Paris, Texas» machte ihn bei einem breiteren Publikum bekannt.
- Ry Cooder feiert am 15. März seinen 70. Geburtstag .
Der Gitarrensound der Wüste
Selten haben in einem Film Ton und Bild dermassen gut zueinander gepasst. Es ist die Eröffnungsszene von Wim Wenders' «Paris, Texas» von 1984. Man sieht eine gleichzeitig unwirtlich und anziehend wirkende Wüstenlandschaft, eine Art Mondlandschaft.
Durch dieses einsame Weit geht ein Mann in einem dreckigen schwarzen Anzug, scheinbar ziemlich zielgerichtet. Dazu hört man langgezogene Slide-Gitarren-Klänge, die die Weite und Hitze der Gegend auffangen. Sieht man nordamerikanische Wüstenbilder, so meint man seither immer, dieses Motiv mitzuhören.
Vom Wunderkind zu den Rolling Stones
Dies war der Moment, in dem der kalifornische Gitarrist Ryland Cooder, genannt Ry, dem grossen Publikum ein Begriff wurde. Dabei hatte der Mann bereits eine lange Karriere hinter sich. Als Wunderkind, das bereits im zarten Teenager-Alter als Profi musizierte und auf den bald die Prominenz aufmerksam wurde.
Cooder spielte etwa auf Alben von Nancy Sinatra, Little Feat oder Randy Newman, ein typischer «Gun for Hire», der Mietmusiker, der jedem Projekt eine interessante Note geben soll. In der Tat: Wo immer Cooder auftauchte, meistens hörte man seine instrumentale Stimme heraus.
Das hatten auch die Rolling Stones gemerkt, die den kaum 21-Jährigen als Gast zu einer Session einluden und ihm später, dem Gerücht nach, ein Jobangebot unterbreiteten als Nachfolger der verstorbenen Brian Jones.
Weltmusiker avant la lettre
Ry Cooder wollte sein eigenes Ding durchziehen. Sein Interesse galt der Vergangenheit, dem Blues, dem frühen Rock 'n' Roll und Rhythm 'n' Blues aus den 1950er-Jahren, ja selbst dem Jazz der 1930er. Diese Stile begann er als junger Mann intensiv auf Solo-Album nach Solo-Album zu erforschen.
Mit der Zeit begann er diese verschiedenen Elemente zu kombinieren, etwa Gospel-Gesang mit hawaiianischen Slack-Key-Gitarren und einem mexikanischen Akkordeon. Ein Weltmusiker bevor es diesen Begriff eigentlich gab.
Eigene Stücke schrieb er nicht, denn «gute Songs gebe es schon jede Menge», wie er einst zu Protokoll gab.
Ein Ausflug zum «Buena Vista Social Club»
Cooder betrieb einigen Aufwand, spielte als Kopf von grossen Bands, die Verkäufe seiner hervorragenden Alben hielten sich aber in Grenzen.
Da kam der Erfolg von «Paris, Texas» genau richtig: Cooder zog sich 1987 vom Popgeschäft zurück und widmete sich diversen Filmmusiken und Ausflügen in die Musik der Welt: Unvergessen sind seine Alben mit dem «Buena Vista Social Club» aus Kuba oder mit dem Gitarren-Magier Ali Farka Touré.
Songs im Zeichen des Protests
18 Jahre später wagte keiner seiner Anhänger noch auf ein weiteres eigenes Album Ry Cooders zu hoffen. Als es dann doch kam, beinhaltete es eine riesige Überraschung: Erstmals schrieb Cooder im grossen Stil eigene Songs, die sich zu einem Konzeptalbum über das verschwundene Stadtgebiet «Chavez Ravine» von Los Angeles verdichteten.
Seither ist Cooder enorm produktiv geblieben, mit eigenen Stücken, die zusehends bissiger wurden. Nahm er früher schon viele fremde Blues- und Folkstücke über das Leben der einfachen und armen Leute der USA auf, schrieb er sich seine Protestsongs nun selber: über die Banker der Wall Street, über Guantánamo, über die amerikanische Gesellschaft, die dem Geld hörig geworden ist. Ein unerwartet gehaltvolles Spätwerk, das zu diesem in jeder Hinsicht einzigartigen Musiker passt.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Jazz Collection, 14.03.2017, 21:00 Uhr