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Misstöne und Machtkämpfe Das steckt hinter dem Streit am Lucerne Festival

Unruhen rund um das Lucerne Festival – und kein Ende in Sicht: Markus Hongler wurde am Freitag zwar einstimmig als neuer Präsident der Stiftung Lucerne Festival gewählt. Der Abgang seiner Vorgängers Hubert Achermann erfolgte aber offenbar unfreiwillig.

Wie am Freitag ebenfalls bekannt wurde, hören nun zwei Mitglieder der Stiftung der Freunde des Lucerne Festivals sowie die Geschäftsführerin auf. Tuuli Stalder vom Regionaljournal Zentralschweiz über die Hintergründe.

Tuuli Stalder

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Tuuli Stalder ist SRF-Redaktorin beim «Regionaljournal Zentralschweiz».

SRF: Sieht ganz danach, als ob beim Lucerne Festival kein Stein auf dem anderen bleibe. Was ist los?

Tuuli Stalder: Da ist ein regelrechter Machtkampf ausgebrochen. Auf der einen Seite steht Intendant Michael Häfliger mit dem Stiftungsratsausschuss – auf der anderen Seite der seit heute ehemalige Stiftungsratspräsident Hubert Achermann.

Was sind denn die Gründe für diesen Konflikt?

Angefangen hat das Ganze im November. Da wurde bekannt, dass der Leiter der Lucerne Festival Academy, der Leiter der Nachwuchssektion des Festivals also, Mobbingvorwürfe gegen den Intendanten Michael Häfliger erhob.

Der Stiftungsrat liess die Vorwürfe untersuchen und teilte letzte Woche mit, es habe zwar zwischen dem Intendanten und dem Leiter der Lucerne Festival Academy einen Arbeitskonflikt gegeben. Von Mobbing allerdings könne keine Rede sein.

Einen Tag vor der Veröffentlichung des Untersuchungsberichts wurde eine Medienmitteilung verschickt. In der stand nebenbei, dass Hubert Achermann, der elf Jahre lang Präsident des Stiftungsrats war, zurücktrete.

Ein Mann mit Krawatte.
Legende: Wie freiwillig erfolgte sein Abgang? Ex-Stiftungsratspräsident Hubert Achermann. Keystone / Urs Flüeler

Sie sagen, ziemlich nebenbei?

Das stand schon weit unten in der Medienmitteilung. Man muss wissen: Hubert Acherermann war eine wichtige Person beim Lucerne Festival. Sein Sprecher sagt, Hubert Achermann habe aus den Medien erfahren, dass er als Stiftungsratspräsident abgesetzt wird.

Jetzt treten Mitglieder des Donatorenvereins aus, als der Freundes Lucerne Festivals. Womit sind sie nicht einverstanden?

Es geht um den Umgang des Stiftungsratsausschusses mit ihrem Präsidenten. Laut Hubert Achermanns Sprecher sei ursprünglich der ganze Ausschuss damit einverstanden gewesen, dass man wegen dieser Mobbingvorwürfe eine externe Untersuchung durchführen wolle.

Das Management des Lucerne Festival nahm dann eine eigene Anwältin. Diese sagte dann offenbar, dass es keine Untersuchung brauche, weil es ein Arbeitskonflikt sei und kein Mobbing. Sie habe auch nicht mit den betroffenen Personen gesprochen, sondern nur Mailauszüge gelesen und anhand derer entschieden.

Da merkt man auch, wie tiefgehend der Konflikt ist.

In der Folge sei der Ausschuss zurückgekrebst. Einzig Achermann selbst bestand weiterhin auf der Untersuchung – erfolglos. Das endete damit, dass der Ausschuss ihn nicht mehr als Präsidenten aufstellen wollte, so sagt das Achermanns Seite. Und so kam es zu diesem unfreiwilligen Rücktritt.

Und was sagt das Lucerne Festival selbst dazu?

Das ist sehr widersprüchlich. Es sagt überhaupt nicht dasselbe. Da merkt man auch, wie tiefgehend der Konflikt ist. Achermanns Abgang sei nicht auf dieses Ereignis zurückzuführen. Er habe von seinem Rücktritt gewusst und ihn auch bestätigt und protokolliert.

Zudem sei Achermanns Rücktritt seit Monaten diskutiert und vorbereitet worden. Der gesamte Stiftungsrat sei heute über die Vorgänge rund um die Mobbingvorwürfe informiert worden. Der Stiftungsrat habe den Ausschuss und das Vorgehen in dieser Sache geschlossen unterstützt.

Das Gespräch führte Irène Grüter.

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