Im Rahmen der «Night of the Proms»-Tournee trat Ksenija Sidorova während zweier Monate mit Pop-Grössen wie Katie Melua, Zucchero oder Cee-Lo Green auf. Die Tour führte quer durch Europa und umfasste 35 Konzerte vor je 20'000 Menschen. Eine grossen Sache, aber letztlich nur eine aktuelle Randnotiz in Sidorovas vielseitigem musikalischen Leben.
SRF hat die Musikerin zwei Tage lang mit der Kamera begleitet. Mit ihr fabuliert, diskutiert und experimentiert. Herausgekommen sind fünf Webvideos ganz unterschiedlicher Couleur. Egal, ob Sidorova das Akkordeon erklärt, eine Weltpremiere spielt, erstmals in ihrem Leben Strassenmusik macht oder sich in einer Jam-Session mit einer Horde affenähnlicher Wesen herumschlägt – mit ihrem Akkordeon fliegt Sidorova wie ein Schmetterling über jedes Hindernis hinweg.
Teil I: Strassenkunst
Eine Konzertmusikerin auf die Strasse zu stellen und spielen zu lassen, ist eine ziemlich abgedroschene Masche – und trotzdem ein unterhaltsames Mittel um soziologische Studien zu betreiben. Wie reagieren Passanten auf Musik, die gewohnheitsgemäss in den Konzertsaal gehört? Was geht in einer Konzertmusikerin vor, die erstmals auf der Strasse spielt? Nach einem Konzert am Luzerner «Zaubersee Festival» setzt sich Ksenija Sidorova vor die Kapellbrücke. In der Schusslinie der asiatischen Kameratouristen spielt sie Vladimir Zubitskys «Hommage to Astor Piazzola» und gewinnt mindestens vier Fans: drei Touristen und einen Schwan.
Teil II: Die Akkordeonistin
«Das Akkordeon ist ein klotziges Instrument. Eingepackt sieht es aus wie ein Fernsehgerät», sagt Ksenija Sidorova lachend über Ihr Instrument. «Aber es ist ein zartes Geschöpf, das aufs Wetter reagiert und jegliche Emotion ausdrücken kann. Es ist wie ein Baby: ich lasse es nie aus den Augen. Im Flugzeug kriegt es seinen eigenen Sitz, und einmal im Jahr gehe ich damit nach Rumänien in die Kur – zur Revision bei meinem Akkordeonbauer». Vor einem Konzert in Luzern erzählt Sidorova von ihrem Leben mit dem Akkordeon, diesem wundersamen Einmann-Orchester, das sie auf den Knien durch die Welt spazieren führt.
Teil III: Weltpremiere
«Es ist ein besonderes Gefühl, als erste Person die Noten eines Musikstücks zu Gesicht zu bekommen und dieses dann in die Welt zu setzen», meint Ksenija Sidorova am Tag der Uraufführung von «Sansara», einem Stück des ukrainischen Komponisten Artem Nyzhnyks (*1980). «Das Schöne daran ist, dass es noch kein Mensch vor Dir gespielt hat. Du bist frei. Andererseits hast Du eine Verantwortung gegenüber der Musik und dem Komponisten. Die Kunst ist das Stück so zu spielen, dass es Leben bekommt und das Publikum erreicht – auch wenn es keinen Ton davon kennt». Der weltbekannte Cellist Misha Maisky sass zufällig im Publikum und war offensichtlich begeistert.
Teil IV: Akkordeon-Gipfeltreffen mit Viviane Chassot
Zwei Akkordeonistinnen – eine Mission. Ksenija Sidorova und die Schweizer Akkordeonistin Viviane Chassot treffen an einem wundersamen Ort aufeinander und bringen je ein für sie komponiertes Stück mit. Zwei verschiedene Welten treffen aufeinander – und verweben sich mit überraschendem Ausgang.
Teil V: Ksenija Sidorova trifft auf den Monkey Clan
Ksenija Sidorova mag von Astor Piazzola bis Artem Nyzhnyk eine grosse Bandbreite an Musik spielen, ihre musikalische Heimat aber ist weder World Music noch freie Improvisation, sondern notierte klassische Musik. Es ist also einigermassen eine Zumutung, die Akkordeonistin in eine Gruppe artfremder Musiker zu setzen und sie ohne Plan drauflos spielen zu lassen. Trotz vielen Fragezeichen lässt sie sich darauf ein – und entdeckt dabei ein bisher unbekanntes Alter Ego.